BELLAGIO -- Roman (German Edition)
würde.
„Übermorgen. Abends.“
„Übermorgen!“, erleichtert atmete Chris am anderen Ende auf. „Mama kommt übermorgen zurück!“, rief er in die Wohnung, damit seine Großeltern es auch gleich aus erster Hand mitbekamen.
„Chris, ich mache jetzt Schluss. Ist teuer mit dem Handy hier im Ausland. Also tschüss. Sag Grüße an Oma und Opa.“ Ela beging schon seit langem die gleiche Bequemlichkeit, die die meisten Eltern sich erlaubten. Sie bezeichnete ihre Eltern aus der Sicht ihres Kindes und nannte sie eben auch Oma und Opa, damit für das Kind klar war, wer gemeint ist.
„Ja. Dann tschüss. Und... Mama?“
„Ja?“
Ganz leise sagte er ins Telefon „Du fehlst mir schrecklich. Ich hab dich so lieb.“
„Ich dich auch, Schatz.“
Dann wieder in lauter Halbstarkenmanier „Also tschüss Mutter!“
Ela freute sich, als sie den roten Knopf ihres Handys drückte, um das Gespräch zu beenden. Sie fehlte ihrem Sohn. Das war gut. Alles war gerade gut. Sie fühlte sich seit langem einmal wieder wohl in ihrem Leben.
X Y Y
Vor lauter gedanklicher Beschäftigung mit Gabi hatte Alex völlig vergessen, dass er morgen den wichtigen Termin hatte. Mit Carlo Valle. Andererseits, warum sollte er auch dauernd daran denken. Valle würde ihm diktieren, was er zu tun hatte, würde seine Bedingungen darlegen.
Alex hatte ihm nichts entgegenzusetzen. Konnte ihm nichts anbieten. Er hatte den Großteil von dem Geld verzockt, das Valle bei ihm angelegt hatte.
Wahrscheinlich würde Valle dann einem seiner Handlanger befehlen, Alex in ein Boot zu verladen und ihn irgendwo auf dem See zu versenken, mit einem beschwerenden Betonklotz, der mit Ketten um seine Beine gewickelt war. Wie das die Mafia eben so machte. Leichen im Beton verschwinden lassen. Oder nicht?
Alex war mit solchen Methoden nicht persönlich vertraut. Er hätte es sich sowieso nie im Leben träumen lassen, dass er sich um so etwas je Sorgen machen musste. Als Laie stellte er es sich so eben vor. Da hier im engen Bellagio aber nirgends gebaut wurde, würde er wohl doch eher zur Wasserleiche werden. Ein abschreckendes Beispiel für die anderen: Verspielt nie, aber auch gar nie Mafiageld!
Alex nahm sich jedoch vor, Valle nicht den letzten Zug zu lassen. Sollte er ihn wirklich in die Ecke drängen, würde er ihm zuvorkommen.
Mit einer eleganten Damenpistole. Mit rosa Perlmuttgriff. ‚Eigentlich brauche ich mir doch wegen Gabi keine Gedanken machen. Was soll’s. Ich habe keine Zukunft mehr, so oder so nicht.’
Trotzdem Alex innerlich keine Hoffnung mehr hatte, wusste er, dass er mit Gabi unbedingt sprechen musste. Es drängte ihn dazu. Es war buchstäblich ein innerer Zwang, den er empfand. Und wenn es seine letzte Tat war. Das musste er bereinigen.
X X X
Ela hatte mit Leo ein wunderschönes Frühstück gehabt. Sie saßen bis fast zwölf Uhr im Frühstücksraum. Lachten, schäkerten, flirteten, aßen. Sie hatten sich durch das ganze Büffet gegessen. Begannen mit Müsli und Obst, dann Rühreier und Speck, danach Croissants und Schinken, Lachs und Käse und als krönenden Schluss Schokokuchen. Dazu rauhe Mengen von Kaffee. Den sie nötig hatten nach dieser langen und anstrengenden Nacht.
Nachdem die Angestellten sie dann fast aus dem Frühstücksraum geworfen hatten, den sie nun dringend für eine Hochzeit vorbereiten mussten, rannten sie ausgelassen die Treppe hoch zu ihren Zimmern. Leo gab ihr unmissverständlich zu verstehen, dass er schon wieder Lust hatte. Und Ela auch. Er zog sie in seine große edle Suite, die noch weitaus schöner war, als Elas Zimmer. Dort warf er sie einfach aufs Bett und ging selbst zur Minibar. Er nahm den Champagner heraus und öffnete gekonnt die Flasche.
Er reichte Ela ein Glas, stieß seines dagegen.
„Den Rest trinken wir nicht.“ Ex. Sein Glas war leer.
„Nein?“
Er schüttelte den Kopf, nahm ihr das Glas wieder ab und zog ihr den Pullover aus.
„Nein, den lecke ich aus deinem Bauchnabel...“ Und schon war er an ihrem Hosenknopf.
Ela spürte wieder diesen Lachreiz, der sie so oft überfiel, wenn sie mit Leo zusammen war, wenn er etwas sagte, von dem sie nie gedacht hätte, dass jemand ihr je so etwas sagen würde.
Sie tat sich jetzt keinen Zwang mehr an und lachte einfach laut heraus. „Stopp! Ich bin so schrecklich voll gefressen! Wenn du dich jetzt auf mich drauf legst, dann kommt mir alles wieder
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