BELLAGIO -- Roman (German Edition)
Ela nahm sich vor, nie mehr so lange auf Sex zu verzichten. Mit Leo musste sie das sicher auch nicht.
Und er schien definitiv kein Morgenmuffel zu sein. Schön eigentlich.
Ela gähnte, reckte sich und freute sich einfach nur auf den Tag.
X Y Y
Alex hatte inzwischen seine Hausaufgaben gemacht. Geschickt hatte er Herrn Hölzli interviewt. Schnell hatte er heraus gefunden, dass er Ela sehr verehrte.
Raffiniert hatte Alex nachgefragt, ob denn viele allein stehende schöne Frauen zurzeit im Hotel wohnten.
Herrn Hölzlis Augen fingen an zu glänzen, als er von der schönen Deutschen zu erzählen begann. Er wunderte sich darüber, dass eine so schöne Frau allein Urlaub hier in Bellagio machte, denn so sehr viel sei ja hier nicht los. Aber sie hätte wohl Anschluss gefunden. Dann raunte er Alex vertrauensvoll zu, dass es sich bei dem besagten Herrn um einen berühmten Schriftsteller handelte. Ein viel sagender Blick. Eine Hand, die er auf seinen Arm legte.
„Nein, sagen Sie bloß!“ Alex war ehrlich überrascht. Doch der Typ war ihm gleich bekannt vorgekommen. Schriftsteller also. Berühmt auch noch.
Alex nickte versonnen. Herr Hölzli nickte verträumt zurück, als würde er sich wünschen, an der Stelle des Herrn zu sein, der nun die Ehre hatte, mit Gabi seine Zeit zu teilen.
Alex raunte verschwörerisch zurück „Um wen handelt es sich denn?“
„Leo Bach“, flüsterte Herr Hölzli.
„Aaah“. Gleich so ein großer Fisch also. Leo Bach. Verdammt. Wenn sie in den verliebt war, dann gute Nacht. Das war ein echter Kerl, der sich bestimmt nicht die Butter vom Brot nehmen lassen würde. Alex war sich sicher, wenn dieser Typ eine Frau wirklich wollte, dann bekam er sie. Und wenn er sie behalten wollte, dann behielt er sie. Gabi hatte es nicht schlecht getroffen. Aber Dank Herrn Hölzli hatte er auch erfahren, dass sie ursprünglich allein hergekommen war. Hatte sie Leo Bach dann hier kennen gelernt? Dann war das eine kurze Liebe. Wenn es überhaupt eine war. Oder hatte sie ihn schon vorher gekannt und sie hatten sich hier verabredet? Vielleicht ein geheimes Stelldichein?
Wie sollte er es anstellen, sie zu treffen?
Ob diese schöne Dame denn auch auf seinem Stockwerk wohne?
Hier bekam Herr Hölzli dann das erste Mal so etwas wie Gewissensbisse. Solche Dinge durfte er ja eigentlich nicht verraten. Aber Herr Schönauer war ein derart guter Stammgast. Seine Aufenthalte mit seiner Familie hatten dem Hotel immer überragende Umsätze gebracht, denn gespart hatten die Schönauers hier nie.
Er wackelte seltsam schräg, fast spastisch mit seinem Kopf, weil er sich innerlich nicht im Klaren darüber war, ob er nicken durfte oder lieber den Kopf schütteln sollte, um sich solche Fragen zu verbitten. Er entschied sich dazu, mit dem Kopf zu schütteln und geheimnisvoll zu flüstern „Eigentlich darf ich Ihnen das gar nicht sagen... aber ja... und gar nicht so weit von Ihnen weg.“ Dabei zwinkerte er mit seinem linken Auge.
Mit Genugtuung nahm Alex das zur Kenntnis. ‚Aha’. Hatte es Gabi also doch hierher geführt, weil sie sich erinnerte?
X X X
Nachdem Ela gebadet und den angenehmen Geruch von Leo von ihrem Körper gewaschen hatte, entschied sie sich dafür, ihren Sohn anzurufen. Den hatte sie in den letzten Tagen völlig vergessen.
Sie fragte sich, ob das gut oder schlecht war. Aber so wie sie Chris kannte, hatte er das noch nicht einmal bemerkt. Bestimmt dachte er nur an seine Kumpels, Games und Filme. Sie wählte die Nummer. Chris war sofort nach dem zweiten Klingeln dran. Er war schneller als die beiden langsamen Alten.
„Hallo Mama!“, rief er fröhlich ins Telefon.
„Woher weißt du, dass ich es bin?“
„Oma und Opa haben ein neues Telefon! ISDN! Mit Rufnummernerkennung! Da hab ich gleich gesehen, dass du es bist!“
„Und trotzdem bist du rangegangen“, entgegnete Ela trocken. „Aber klar! Ich freu mich, dass du anrufst! Wie ist es in Italien?“
„Schön. Ich genieße es.“
„Toll...“, er zögerte kurz bevor er fragte „Mama, wann... wann kommst du denn wieder?“
Sieh an. Ela kannte Chris gut genug, um diesen Tonfall genau zu kennen. Das fragte er nicht, um heraus zu finden, wie viele Freiheiten und Dummheiten er sich noch heraus nehmen könnte, bevor sie ihm wieder die Handschellen anlegte. Dieser Tonfall zeigte deutlich, dass er sie vermisste. Dass er unsicher war, ob sie nicht für immer weg bleiben
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