Bellas blutige Rückkehr
Untergang überlebt haben. Da sollten wir ruhig davon ausgehen, dass sie sich über die Welt verteilt haben, wovon wir natürlich nichts wissen.«
»Wir warten es ab. Ich gehe davon aus, dass sie näher dran sind, als wir denken. Myxin ist nicht grundlos erschienen und hat uns gewarnt. Das solltest du dir überlegen.«
»Gut, mache ich.«
Die Dose war noch zur Hälfte gefüllt. Ich nahm sie an mich und nickte Suko zu. »Okay, ich will dich jetzt allein lassen. Wir sehen uns dann morgen früh. Bestelle Shao noch einen Gruß. Ich mache mich vom Acker.«
»Du kannst ruhig noch bleiben.«
»Nein, nein lass mal. Ich mache mich lang. Wenn es wirklich Ärger geben sollte, will ich fit sein.«
»Okay, das ist dein Problem.«
Ich ging zur Tür und verließ meinen Freund. Wenig später schloss ich meine Wohnungstür auf und war mehr als nachdenklich geworden. Ich hätte mir gewünscht, dass Myxin noch mal zurückkehrte, aber den Gefallen tat er mir leider nicht. So blieb ich mit meinen Gedanken und Überlegungen allein und war gespannt, ob die blutige Bella tatsächlich erscheinen würde.
Wenn ich ehrlich war, wünschte ich es mir nicht. Aber darauf hatte das Schicksal nie Rücksicht genommen...
***
»Ein wirklich schöner und warmer Abend«, sagte Purdy Prentiss, als sie den Balkon betrat und ein mit Rotwein gefülltes Glas in den Händen hielt. Sie hatte geduscht und sich umgezogen. Das heißt, ihr Körper wurde von einem hellen flauschigen Bademantel eingehüllt.
»Das hat man im September öfter.«
»Du sagst es.« Sie glitt auf Eric zu, der an der Brüstung stand und in die Nacht hineinschaute, die hier in London nie dunkel war, weil es einfach zu viele Lichter gab. Auch er hielt ein Glas Wein in der Hand. Im Gegensatz zu seiner Partnerin trug er einen dunklen Bademantel mit einem an den Säumen gelb abgesetzten Streifen.
Sie lehnte sich gegen Eric und meinte mit etwas trauriger Stimme: »Der Umschwung wird bald kommen. Schon morgen Nachmittag geht es los. Da ist es aus mit dem Spätsommer.«
»Ich weiß...«
Purdy trank einen Schluck. Sie hatte sich auch die Haare gewaschen, sie getrocknet und ausgekämmt. Jetzt im Dunkeln sah es aus, als wäre ihr Kopf von einem blondroten Helm umgeben, der bis knapp über die Ohren hinwegreichte.
»Etwas stimmt nicht mit dir, Eric.«
»Wieso?«
»Kann ich nicht sagen. Du bist so anders. Viel ruhiger als sonst. Nicht so locker.«
»Man ist nicht jeden Tag gleich.«
»Das glaube ich dir. Aber bei dir ist es etwas anderes. Ich habe den Eindruck, als gäbe es ein Problem, das dich bedrückt. Etwas macht dir zu schaffen, und du willst nicht mit mir darüber reden.«
»Das weißt du genau?«
»Ich spüre es.«
Eric hob die Schultern. Er würde Purdy noch die Wahrheit sagen. Das allerdings später. Erst musste er noch mehr über die blutige Bella wissen. Zunächst hatte er eine gute Ausrede, die ihm Purdy auch abnehmen würde.
»Du weißt doch selbst, was ich heute erlebt habe, Purdy. Der Minister wäre beinahe erschossen worden. Ich habe im letzten Augenblick eingreifen können. Einer der Attentäter ist tot. Der zweite angeschossen. Daran habe ich schon zu knacken. Das geht nicht so schnell vorbei. Ich muss das verarbeiten. Es war auch schwer genug, vor der Presse zu fliehen, aber jetzt bin ich hier und genieße die laue Spätsommernacht. Nur meine Gedanken sind noch sehr mit dem vergangenen Tag verbunden. Das ist der Grund meiner relativen Schweigsamkeit.«
»Alles klar. Nur denk daran, dass wir zusammengehören. Wenn möglich, will ich dich etwas aufheitern, und du brauchst dir auch keine Vorwürfe zu machen, was deine Aktion angeht. Sie ist wirklich perfekt gelaufen.«
»Etwas bleibt immer hängen, und wenn man innerlich noch so stark ist. Sonst wäre man kein Mensch.«
»Ich verstehe dich ja. Bei mir ist es nicht anders. Auch durch meinen Kopf kreisen am Abend und in der Nacht noch die Fälle herum, mit denen ich mich zu beschäftigen hatte. Es sind auch oft zu viele menschliche Tragödien dabei.«
»Das ist wohl wahr.«
Aus dem großen Zimmer hinter ihnen meldete sich das Telefon auf der Station. Eric wollte sich drehen, aber seine Partnerin war schneller. »Ich gehe schon.«
Er hinderte sie nicht daran, aber gern ließ er sie nicht laufen. Der kurze Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es noch knapp eine Stunde bis zur Tageswende war, und er fragte sich, wer um diese Zeit noch anrief. Natürlich dachte er sofort an Bella, dieses gefährliche Geschöpf, aber
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