Bellas blutige Rückkehr
Atem. Er spürte Kälte in sich, und zugleich gab er sich selbst den Befehl, sich zusammenzureißen.
Ging dort wirklich jemand?
Er konnte es nicht so genau erkennen. Es gab wohl die Bewegung auf der Terrasse, aber sie stammte nicht von einem Menschen, zumindest sah die Person nicht so aus wie ein Mensch. Sie glich einem Schatten.
Der Schatten ging auf und ab, als wollte er die Terrasse vermessen. Dort hatte Eric das Rollo nicht vor die Scheibe gelassen, und er gab sich einen innerlichen Ruck, denn jetzt wollte er es genau wissen.
Eric ging weiter. Nach einem Schritt bereits hatte er das Zimmer betreten. Von nun an ging alles schnell. Sein direktes Ziel war der Zugang zur Terrasse. Bevor er ihn öffnete, schaltete er noch die Alarmanlage aus.
Freie Bahn!
Die Tür.
Hier blieb er noch mal stehen. Er warf den Blick nach draußen, und seine Lippen verzogen sich, weil er so enttäuscht war, denn der Schatten war verschwunden.
Das war für Eric kein Grund, wieder zurück ins Bett zu gehen, und deshalb hebelte er die Tür auf.
Die Luft, die gegen sein Gesicht strich, hatte sich abgekühlt. Sie tat ihm gut, als er die Terrasse betrat und den Kopf zuerst nach links und dann nach rechts drehte.
Der Schatten war weg!
Doch eine Täuschung?
Nein, das glaubte er nicht, und er erhielt Sekunden später die Bestätigung, als er die Stimme von der rechten Seite her vernahm. Dort standen einige Pflanzen in großen Terrakotta-Töpfen.
Er schaute hin. Etwas stimmte nicht, und er hörte auch das leise Lachen. »Ich bin hier, Eric.«
Jetzt sah er sie.
Sie stand nicht mehr zwischen den Töpfen mit den hohen Pflanzen. Sie hatte sich davon wegbewegt und war nach vorn getreten, so dass er sie besser erkennen konnte.
Kein Schatten mehr!
Das war eine Frau, die auf ihn zukam und breit lächelte...
***
So lächelt der Tod!, dachte Eric La Salle, und seine Hände verkrampften sich zu Fäusten. Das Blut schoss schneller durch seine Adern. Der Druck war auch im Kopf zu spüren, und eine kalte Hand schien sich um sein Herz gekrallt zu haben.
Eric war kein ängstlicher Mensch, in diesem Fall allerdings lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken, und er wusste auch nicht, wie er die Person einschätzen sollte, denn was er sah, das war eine Frau, bei der ein Mann mindestens zweimal hinschaute, wenn nicht noch länger.
Sie war nicht besonders groß. Sie war auch noch jung, und das sehr weibliche und weiche Gesicht wurde von pechschwarzen Haaren umrahmt. Eine kleine Nase, volle Lippen, Augen, deren Blick irgendwie verhangen wirkte, was Eric selbst bei diesen nicht eben perfekten Lichtverhältnissen erkannte.
Sie sah nicht böse aus. Nichts in ihrem Gesicht wirkte verzerrt. Fast hätte man sie als unschuldig einstufen können, aber das stimmte nicht. Dann hätte sie sich in einem anderen Outfit gezeigt und nicht in einem langen, dunklen Kleid, das schon mehr wie ein Mantel wirkte, der allerdings nicht geschlossen war und beinahe bis zum Bauchnabel hin offen stand. Unter dem Kleid trug sie nichts, und wenn der Blick eines Mannes von ihrem Gesicht weiter nach unten glitt, dann erfasste er die Brüste, die schwer und voll wie zwei reife Früchte zu den Seiten hinweghingen.
Sie ging sehr langsam, und sie ging auch nicht direkt auf Eric La Salle zu, sondern bewegte sich in einer schrägen Haltung näher, wobei sie ihm nur die linke Seite zudrehte. Der Arm hing starr am Körper herab. Er bewegte sich kaum, aber plötzlich schwang der rechte Arm nach vom, und da bekam Eric große Augen.
Plötzlich war der Reiz dieser Person dahin, denn ihre Hand umklammerte den Griff des Messers mit der halbrunden Klinge. Genau diese Waffe kannte Eric bereits. Er hatte sie in der Luft schweben sehen, doch jetzt wurde sie von einer Hand gehalten.
Vielleicht zwei bis drei Schritte trennten die beiden Menschen noch, als die Frau stoppte. Sie sprach kein Wort. Sie lächelte nur und nickte ihm dann zu.
»Was soll das?«, flüsterte La Salle.
»So sehen wir uns wieder, Eric.«
»Ich weiß.«
»Erkennst du mich nicht mehr?«
»Nein«, erklärte er mit fester Stimme. »Ich erkenne dich nicht, verdammt.«
»Damals hast du mich erkannt. Du hast mich auch gekannt. Du konntest nicht schnell genug zu mir kommen, Eric. Du wolltest mich, du wolltest meinen Körper. Du wolltest mit mir schlafen, und das hast du auch getan.«
Eric war froh, dass Purdy die Worte nicht hörte, sie hätte sonst wer weiß was gedacht.
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nichts. Ich weiß
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