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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Simmons
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Macdonald behauptete, daß Backstrips untrügliches Gespür für Zweitklassigkeit ein besonderes Talent sei. Nichtsdestotrotz, oder eben deshalb, verdoppelte sich während der ersten drei Jahre unter Backstrip die Auflage, die bei Deckles Tod 140000 erreicht hatte, und stieg auch während der nächsten vier Jahre weiter an, wenn auch nicht so dramatisch. Die Erlöse aus der Werbung nahmen in diesen sieben Jahren ebenso zu wie der Umfang der einzelnen Ausgaben. Selbst als die Zahlen sich 1968 stabilisierten, blieb die Zeitschrift ökonomisch gesund. Von jedem Dollar, den die Buchindustrie für Werbung ausgab, bekam Belles Lettres im Durchschnitt 56 Cents.
    Backstrip kam, um es milde zu formulieren, in Intellektuellenkreisen nicht gerade gut an. Eins seiner Probleme bestand darin, daß er Nachfolger des allseits beliebten Deckle war. Gegen Ende von Backstrips Regiment bemerkte ein Kommentator, Deckle nachzufolgen sei ebenso schwierig, wie Kennedy nachzufolgen. Der intellektuelle Knackpunkt war, daß sämtliche redaktionellen Entscheidungen Backstrips von witzloser Naivität oder, schlimmer noch, raffiniertem Zynismus geprägt waren. Und je populärer und einflußreicher Belles Lettres wurde, desto stärker formierte sich der intellektuelle Widerstand gegen das Blatt. Artikel, in denen Backstrip angefeindet wurde, stammten unter anderen von Macdonald, Paul Goodman und Robert Lowell. Zwei kleine Zeitschriften, Tiresias und Clear Water, füllten ganze Hefte mit kritischen Analysen, Parodien und anderen Bloßstellungen von Belles Lettres. Tiresias stellte eine besonders rufschädigende Zitatensammlung aus Belles-Lettres- Rezensionen zusammen und brachte auch ein Interview mit Backstrip, in dem er verriet, wie er Chefredakteur geworden war: «Als Cyrus mich fragte, sagte ich mir: ‹ Scheiß der Hund drauf, wenn ich erfolgreich Fotomodelle entblättert hab, werd ich wohl auch in Büchern blättern können › .» Außerdem tönte er: «Ich sag's Ihnen lieber gleich, daß ich kein literarisches Trüffelschwein bin.» Diese Bemerkungen wurden später immer wieder als unwiderlegbarer Beweis seines Banausentums zitiert.
    Am Ende seiner Dienstzeit fügte ein enttäuschter Bewunderer in der Columbia Journalism Review noch Gründe dafür an, warum die Presse derart auf Backstrip eingedroschen hatte: «Die Leute, die ihn nicht mochten, agierten unter dem Motto ‹ hart, aber fair › . Wenn sie jemanden verprügelten, gingen sie davon aus, selber Prügel zu beziehen oder angedroht zu bekommen. Daß aber einer von ihnen eine wüste Attacke auf Backstrip ritt und der sich damit revanchierte, daß er eine glühende Eloge über das neue Buch des Betreffenden lancierte, brachte diese Leute auf die Palme. Sie bekamen Backstrip einfach nicht in den Griff. Entweder war er zu dumm für sie - oder zu schlau.» Die Columbia Journalism Revue ahnte natürlich nicht, daß Cyrus Tooling, der Backstrip während der Angriffe stets die Stange hielt, ihm empfohlen hatte, sich niemals zu verteidigen (Backstrip erzählte das einmal einem Kollegen, der es dann brieflich an mich weitergab): «Wenn eine Zeitschrift mit einer Auflage von zehntausend Sie als Arschloch bezeichnet, wehrt sich in einer Zeitschrift mit einer Auflage von dreihunderttausend nur ein Arschloch gegen diese Behauptung.»
    1971, als er zweiundsechzig war, ging Backstrip - oder er wurde gegangen. (Er starb 1976; Tooling 1975.) Ein Kollege sagte: «Die Sechziger Jahre waren vorüber, und Effie Backstrip hatte mit ihnen nichts anzufangen gewußt. Es hatte ihn auch niemand dazu aufgefordert. Aber das war keine Entschuldigung. Der alte Tooling brauchte etwas oder jemanden, der dem Publikum zurief: ‹ Schaut her, wir sind so jung wie alle anderen auch. › Backstrip hatte aber einen höchst konservativen Kurs gesteuert. So war es nur konsequent, daß Protean einen sehr jungen, sehr hellen, sehr unkonventionellen, von den Sechziger Jahren geprägten Typen zu seinem Nachfolger ernannte. Belles Lettres mußte schnell den Anschluß finden. Es war ein Experiment. Und es ging schief.»
    Der neue Chefredakteur war Skippy Overleaf, erst siebenundzwanzig Jahre alt (genau so alt, wie Samuel Serif vor zwanzig Jahren gewesen war); er war das damalige Wunderkind des amerikanischen Journalismus. Zugleich arbeitete er als verantwortlicher Fernsehkritiker für Proteans Zeitschrift Le Tube, wo er unter dem Pseudonym Voyeur publizierte; dazu gelegentlich Literaturkolumnen für The New Republic,

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