Belsazars Ende
er dort auch seine ,Beute’. Das alles wußte Roderik van Velden von Rosenberg. Das einzige, was er nicht wußte, war, wo diese Katakomben sich befanden. Was tat er also? Er wühlte im Stadtarchiv und in der Bücherei. Und Sie, Rambach, hefteten sich an seine Fersen. Sie sahen alle Unterlagen ein, die auch van Velden in der Hand gehabt hatte. Sie wußten, was er suchte, und schließlich wußten Sie auch, wo. Van Velden wollte auf keinen Fall, daß die ganze Geschichte bekannt wurde, vor allem aber wollte er die,Beute’ haben. Er mußte also unauffällig vorgehen. Da kam ihm die geplante Restaurierung gerade recht. Deshalb hat er sich so um den Auftrag gerissen. Die Arbeit da unten gab ihm die Möglichkeit, unauffällig den Eingang zu suchen und die Gänge freizulegen. Er arbeitete im Morgengrauen, bevor der Bautrupp anrückte; sehr sorgfältig, wie wir heute gesehen haben. Und Sie wußten das alles. So, und jetzt erzählen Sie weiter. Was geschah am letzten Montag abend in van Veldens Atelier?«
Rambach schwieg und starrte weiter die Wand an. Seine Brillengläser waren an der Nasenseite beschlagen.
»Was haben Sie am Montagabend bei van Velden gemacht?«
»Außer Wodka trinken«, ergänzte van Appeldorn.
Das Telefon schrillte wieder.
»Ganz sicher?« fragte Toppe in den Hörer.
»Die Blutgruppe stimmt«, sagte er dann zu van Appeldorn.
Rambach nahm seinen Blick von der Wand.
»Dann wollen wir doch mal Klartext reden!« Van Appeldorn beugte sich weit über den Schreibtisch. »Van Velden hatte Ihre Gewebespuren unter seinen Fingernägeln. Sie stehen also unter Mordverdacht.«
Rambach nahm seine Brille ab und wischte sich mit der Hand über Stirn und Augen. »Mord?« stammelte er. »Aber das war alles nicht so, wie Sie das sagen!«
»Dann fangen Sie doch mal ganz von vorne an.«
»Es ist wahr, Rosenberg hat mir gesagt, daß der alte van Velden Geld genommen hat. Ich konnte das überhaupt nicht glauben. Eine solche Schweinerei! Aber von den anderen Sachen wußte ich nichts. Ich wußte sonst überhaupt nichts.« Er drückte fahrig seine Zigarette aus. »Van Velden war ein arrogantes Arschloch! Mir war es ernst mit der Biographie, aber er hat mich wie Luft behandelt. Verstehen Sie? Ich war dem ein paar Nummern zu klein. Trotzdem habe ich’s weiter versucht. Aber als mir Rosenberg die Geschichte erzählte, da konnte ich van Velden einfach nicht mehr ertragen, diesen elenden Heuchler. Widerstand, daß ich nicht lache!«
»Und dann hast du ihn erpreßt«, stellte van Appeldorn fest.
»Erpreßt? Nein! Wieso? Ich hab’ mich an ihn drangehängt, klar, und zwei und zwei zusammengezählt. Ich dachte, der will die Spuren von seinem Alten verwischen.«
»Erzähl doch keinen Scheiß, Junge«, blaffte van Appeldorn. »Du wußtest doch genau, was van Velden suchte. Und du wolltest gerne ein Stückchen abhaben von dem Kuchen.«
»Nein!« Rambach wurde flammrot. »Ich hab’ doch davon gar nichts gewußt. Mir hat Rosenberg das nicht erzählt. Ich konnte es einfach nicht ertragen, daß eine solche Geschichte unter den Teppich gekehrt werden sollte, daß Typen wie van Velden sich auch noch Orden an die Brust heften.« Er wischte sich die Handflächen an den Oberschenkeln ab.
»Spiel doch hier nicht den Moralapostel«, fuhr van Appeldorn ihn an. »Das ist ja zum Kotzen! Was hattest du denn vor mit deinem Wissen, he?«
»Das war eine Chance, endlich aus der Klitsche hier rauszukommen. Wenn ich die Story dem, Stern’ angeboten hätte..«
Toppe schob Rambach das Blatt mit dem Davidstern und dem,Menetekel’ hin.
»Das haben Sie geschrieben.«
»Ja! Und da ist er dann völlig ausgeklinkt und auf mich los, und ich..« haspelte Rambach.
»Augenblick«, unterbrach ihn Toppe, »langsam, so weit sind wir noch nicht. Sie waren also den ganzen Tag in der Redaktion. Wie ging’s dann weiter?«
»Nach Redaktionsschluß, um acht oder so, bin ich runter zum Amphitheater. Van Velden war da. Er war jeden Abend da. Er hat da nämlich auch nachts gearbeitet. Wenn man’s nicht wußte, konnte man nichts entdecken; er hatte immer ein Brett vor dem Eingang. Man konnte das Licht nicht sehen. Aber ich wußte ja Bescheid. Dann bin ich in den,Bären’ gegangen. In der Kneipe habe ich meine beiden Kollegen getroffen, und wir haben zwei, drei Bier getrunken. Um kurz nach zehn bin ich gegangen. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Auf einmal könnt’ ich’s nicht mehr aushalten. Ich bin einfach zu van Velden – sind ja nur ein paar
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