Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
um.
„Keine Ursache, Herr Böttinger“, erwidert er, und ich habe eine plötzliche Eingebung. „Ben!“, rufe ich ihm nach, und er bleibt stehen. „Wie bitte?“, fragt er, und ich komme näher, strecke die Hand aus und wiederhole, was ich am Vorabend schon einmal gesagt habe: „Ich bin Ben. Wenn man mich mit Herr Böttinger anspricht, fühle ich mich wie ein alter Knacker!“
Einen Moment lang schaut er auf meine angebotene Hand, dann ergreift er sie und drückt sie fest.
„Manuel“, sagt er, sonst nichts, aber es klingt in meinen Ohren wie Musik. Manuel Lewin also.
Als sich unsere Hände wieder lösen, beschließe ich endgültig über meinen Schatten zu springen.
„Also, wegen heute Morgen – das war … naja, ziemlich blöd von mir.“ Ich kratze mich verlegen am Kopf. „Ich stand halt nur unter der Dusche und war total eingeschäumt, als plötzlich das Wasser weg war, und ich hatte doch diesen Vorstellungstermin wegen einem Job und naja … da hab ich ein bisschen überreagiert, schätze ich.“
Er hat schweigend zugehört und keine Miene verzogen, aber als ich fertig bin mit meiner Schattenspringerei, nickt er und sagt: „Schon okay. So empfindlich bin ich nicht. Als Mimose hat man in dem Job hier nichts verloren.“ Er macht eine kurze Pause und mustert mich, dann fragt er nach: „Und? Hat es denn geklappt? Mit dem Job, meine ich.“
Betrübt schüttle ich den Kopf. „Nein, leider nicht.“ Daraufhin ruht sein Blick noch einen Augenblick auf mir, dann wendet er sich ab und greift nach der Türklinke.
„Einen schönen Abend noch, Ben“, sagt er, und mir rieselt beim Klang meines Namens ein warmer Schauer über den Rücken.
„Ja, dir auch“, beeile ich mich zu antworten, er nickt, meine Tür klappt, und ich bin wieder allein.
Am nächsten Morgen kann ich eigentlich ausschlafen, aber ich bin früh wach und schwelge noch in den Bildern eines absolut nicht jugendfreien Traums, dessen Protagonisten ziemlich eindeutig Manuel und ich waren. Zwischen meinen Beinen klopft und pocht es bei der Erinnerung, und ich lasse meine Hand genüsslich unter die Bettdecke wandern. Ich glaube, es gibt nicht sehr viel, was ich heute Nacht im Traum NICHT mit meinem Lieblingshausmeister angestellt habe, und nicht mal der Gedanke, dass er vermutlich hetero ist, kann mich jetzt davon abhalten, mir auf ihn einen runter zu holen … Haach jaa …
Ein energisches Klingeln an der Tür unterbricht meine Tätigkeit und mein Kopfkino.
Zunächst will ich es ja ignorieren, immerhin ist es noch nicht mal halb neun, aber der unbekannte Klingeldrücker ist hartnäckig.
Schließlich kämpfe ich mich fluchend aus dem Bett und streife mir eine weite Jogginghose über, in der Hoffnung dass meine Latte nicht auf den ersten Blick auffällt – auch wenn sie sich angesichts der Unterbrechung gerade sowieso zu verabschieden droht. Wenn das jetzt irgendjemand ist, der sich in der Klingel geirrt hat, passiert glaube ich was Schlimmes!
„Ja?“, frage ich ungehalten, als ich an der Gegensprechanlage anlange.
„Hier ist Manuel. Ich stehe direkt vor deiner Tür. Kann ich kurz reinkommen?“
Für einen Augenblick bin ich sprachlos und habe den irrwitzigen Gedanken, dass er gekommen ist, um sich über die Tatsache zu beschweren, dass ich ihn als Wichsvorlage benutze. Aber praktisch sofort fällt mir ein, dass das ja schlicht nicht möglich ist und räuspere mich. „Ja. … Klar“, sage ich und lege auf, eile an meine Wohnungstür und öffne.
Und da steht er, mein fleischgewordener feuchter Traum. Diesmal trägt er keinen Blaumann, sondern einfach Jeans und T-Shirt, er riecht schwach nach einem herben Duschgel, und seine Honighaare hängen ihm in noch leicht feuchten Fransen in die Stirn. Ich bin hingerissen und muss mich mächtig zusammennehmen, ihn nicht offen anzuschmachten.
„Guten Morgen“, sagt er und macht einen Schritt nach vorn in meine Wohnung hinein. „Hast du noch geschlafen?“, fragt er mit einem Blick auf meine legere Bekleidung.
„Neinn nein“, schüttle ich eilig den Kopf. „Ist schon in Ordnung. - Was gibt`s?“
Er streckt mir eine Hand hin, in der er einen zusammengefalteten Zettel hält. Ein bisschen dümmlich glotze ich darauf. Was ist das?
„Hier“, sagt er, als hätte er meine gedankliche Frage gehört. „Das ist die Adresse von einem Freund. Wenn du möchtest, hat er vielleicht einen Job für dich.“
„Einen Job?“ Nun bin ich völlig perplex. Was sagt man dazu? Kann es sein, dass
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