Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
Geräusch zusammenfahren, dass mir die Hälfte der Kartons wieder zu Boden plumpst.
Es ist laut, es gurgelt und röchelt, und nur Sekunden später rauscht eine zunächst schmutzigbraune Brühe in mein Spülbecken! Das Wasser ist wieder da!
Blöd nur, dass ich heute Morgen vergessen habe, die Wasserhähne wieder zu schließen …
In meiner Verzweiflung habe ich sie aufgedreht bis zum Anschlag und nun spritzt die Hälfte des Wassers mit Hochdruck aus dem Spülbecken in die Höhe und mir entgegen, als ich mit einem Hechtsprung hinübersprinte und versuche mit einer Hand das Schlimmste zu verhindern.
Aber der blöde Hahn klemmt...
Wahrscheinlich hat er den Tag über Geschmack dran gefunden bis hinten hin offen zu stehen, was weiß ich – jedenfalls widersetzt er sich meinen Bemühungen vehement. Die Kartons fallen mir endgültig aus der Hand, meine Vorderseite wird immer nasser, und schließlich gebe ich es fürs Erste auf.
Die Dusche und das Waschbecken im Bad sind mir eingefallen, die sind ja auch noch nicht wieder abgestellt! Der Hahn am Waschbecken lässt sich ohne Probleme zudrehen, die Duschbrause ebenfalls, nur in der Küche rauscht es noch immer, als hätte ich die Niagarafälle
en miniature
in meinen vier Wänden!
So ein verdammter Mist!
Fluchend rüttle ich an dem blöden Ding, aber das zeigt sich vollkommen unbeeindruckt von meinen Anstrengungen. Allmählich werde ich panisch. Was mache ich denn, wenn sich das Teil überhaupt nicht mehr abstellen lässt? Horrorvisionen von einer überfluteten Wohnung suchen mich heim, und am Ende komme ich zu dem Schluss, dass hier ein Fachmann ran muss!
Die Handwerker von heute Morgen fallen mir ein und ich überlege nicht lange, sondern greife nach meinem Schlüssel und renne die Treppen runter in den Keller. Hoffentlich sind sie noch da!
Aber ich komme zu spät. Als ich den Kellerraum erreiche, wo ich heute früh meine Begegnung der dritten Art hatte, finde ich nur eine einzige Person vor – Herrn Lewin, den Hausmeister.
Der schaut mich verwundert an, wie ich da so außer Puste, reichlich durchnässt und sichtlich aufgelöst zur Tür hinein schlittere. Er zieht eine Braue hoch, aber sonst ist ihm keine Regung anzumerken.
„Herr Böttinger!?“, sagt er. „Und? Haben Sie Ihre Beschwerde an die Hausverwaltung schon abgeschickt?“
Darauf weiß ich im ersten Moment keine Antwort, stammele nur unzusammenhängendes Zeugs. Aber was soll ich dazu auch sagen?
„Ich … ähm, … nein … naja … also, ich wollte eigentlich …. da ist …!?“
Er legt den Kopf schräg und deutet auf meine Vorderseite. „Wie`s aussieht, läuft Ihr Wasser ja wieder, oder?“, sagt er spöttisch. „Aber – so ganz unter uns -“, fügt er hinzu, „vielleicht wäre es besser, Sie ziehen die Klamotten aus, bevor Sie duschen!“
Reflexartig schaue ich an mir herunter, und sein belustigter Tonfall löst komischerweise die Blockade meiner Zunge.
„Ich kriege meinen Küchenwasserhahn nicht wieder zu!“, stoße ich hervor. „Nur deswegen bin ich so nass. Und … naja - eigentlich hatte ich gehofft, dass die Handwerker noch da wären.“
Er wölbt die Brauen. „Nein, tut mir leid. Die sind vor fünf Minuten abgefahren.“ Damit bückt er sich und greift nach einer Werkzeugtasche, die neben ihm auf dem Boden liegt. Gänzlich unbeteiligt setzt er sich in Bewegung und kommt Richtung Tür.
Ich könnte mir vor Wut in den Hintern beißen, und mein Stolz windet sich mit Schaum vor dem Mund in Krämpfen, aber es hilft ja nichts – wenn ich will, dass das Wasser in meiner Küche endlich abgestellt wird, dann habe ich nur zwei Möglichkeiten: entweder ich krieche zu Kreuze und bitte
Herrn Lewin
um Hilfe, oder ich rufe einen teuren Handwerkernotdienst, der mein ohnehin knappes Budget gleich nochmal saftig schmälert.
Was bleibt mir also schon übrig?
Ich knirsche mit den Zähnen und bitte dann höflich: „Könnten Sie sich das Ganze vielleicht mal ansehen?“
Scheinbar überrascht wandern seine Brauen noch höher, aber er sagt nichts weiter, sondern nickt nur und verlässt den Keller. Mit der Werkzeugtasche in einer Hand steigt er vor mir die Treppen hinauf, und ich komme auf diese Weise in den Genuss, eine wirklich äußerst ansehnliche Kehrseite ausführlich betrachten zu können.
Innerlich feixe ich. Wenn er wüsste, dass ich ihm gerade ziemlich ungeniert auf den Hintern starre und mir dabei ausmale, wie er unter all diesen Klamotten aussieht, müsste ich vermutlich doch noch
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