Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
auf den Notdienst zurückgreifen …
Natürlich rauscht das Wasser noch immer ungebremst ins Spülbecken, als wir in meiner Wohnung anlangen. Ganz professionell begutachtet mein hausmeisterliches Sahneschnittchen zunächst das Corpus Delicti, versucht den Hahn, so wie ich vorher auch, mit den Händen zu schließen, doch als das nicht funktioniert und er ihm stattdessen eine ebenso durchnässte Vorderfront beschert wie mir, kramt er aus seiner Tasche ein martialisch aussehendes Instrument hervor, mit dem er das Mistding packt und nach ein bisschen Ruckeln sogar ganz leicht in Bewegung zu setzen vermag. Er setzt das Folterinstrument ab und siehe da – jetzt lässt sich der Wasserhahn problemlos zuschrauben. Zur Probe dreht er ihn noch ein paar Mal kurz auf und zu und brummt dann zufrieden.
„Das war`s scheinbar“, sagt er, aber ich höre ihn kaum, denn ich starre ganz fasziniert auf seine feuchte Brust. Das Oberteil des Blaumanns hatte er schon als ich ihn im Keller antraf heruntergestreift, vermutlich wegen der feuchten Wärme, die dort in dem Raum herrschte. Und nun sehe ich ganz deutlich, dass er unter dem weißen T-Shirt nichts mehr drunter trägt, denn unter dem nassen Baumwollstoff zeichnen sich seine Nippel mehr als eindeutig ab. Außerdem sehe ich einen leichten dunklen Schimmer, wie von einer sehr dezenten Brustbehaarung.
Ich muss schlucken, weil mein Mund plötzlich verdammt trocken ist. Mühsam reiße ich mich los und sehe ihm stattdessen ins Gesicht, was allerdings einer kalten Dusche gleichkommt, denn sein Blick ist schon wieder finster wie die Nacht.
Mist, hat er etwa gemerkt, wo ich hingeschaut habe?
„Wenn aus einem Wasserhahn kein Wasser kommt, ändert sich das nicht, nur weil Sie ihn mit Gewalt bis zum Anschlag aufdrehen, Herr Böttinger! Auf Dauer bekommt es den Armaturen nicht, wenn man sie mit der Rohrzange bearbeiten muss. Seien Sie also so gut und lassen Sie das nächste Mal ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl walten, ja?“
„O...okay“, gebe ich zurück und fühle, wie seine halb durchsichtige textile Vorderseite meinen Blick wie magisch wieder auf sich lenken will. Aber ich beherrsche mich.
…
Nein, Ben, kusch! Platz! Aus!
Plötzlich wird seine Aufmerksamkeit von etwas beansprucht, was sich hinter mir befindet. Er zieht die Brauen noch etwas weiter zusammen und schüttelt leicht den Kopf. „Oh, Mann! Das darf ja wohl nicht wahr sein!“, sagt er, macht einen Schritt an mir vorbei, auf „
Bjursta
“ zu, legt eine Hand auf die Tischplatte und lässt mein schwedisches Baby sanft hin und her kippeln. Er bückt sich und begutachtet die Bescherung aus der Nähe, dann hebt er den Kopf und fragt: „Wer hat den denn zusammengebaut?“
Verlegen hebe ich die Achseln und fühle mich hin und her gerissen zwischen väterlichem Beschützerinstinkt und Verlegenheit. Ja, okay, stimmt – mein nagelneuer Esstisch kippelt ein bisschen, ich weiß - na und? Ich bin halt kein Handwerker und dafür, finde ich, habe ich es ganz ordentlich hinbekommen!
„Das war ich“, nuschle ich dennoch arg kleinlaut, und er grinst plötzlich.
„Ja, genau so sieht das auch aus!“, gibt er zurück, und weil ich so überrascht bin von der Veränderung in seinem Gesicht als er so offen feixt, bekomme ich kaum mit, dass er meinen Esstisch umdreht und mit den Beinen nach oben auf ein breites Stück Pappe stülpt. Er kramt in seiner Werkzeugtasche und fünf Minuten später hat er zwei Tischbeine wieder gelöst, um sie mit geschickten Bewegungen neu einzupassen.
Fasziniert sehe ich ihm zu, achte aber weniger auf die Operation am offenen
„Bjursta“
, als darauf, wie sich seine Hände bewegen, die schlanken Finger, wie die Muskeln unter der glatten Haut seiner Oberarme spielen und sich sein schlanker, geschmeidiger Körper hin und her biegt.
Stundenlang könnte ich das machen, aber leider dauert es keine fünfzehn Minuten, bis „
Bjursta
“ - diesmal fest und sicher – wieder auf eigenen Beinen steht.
„So.“ Das Objekt meiner Schaulust richtet sich auf und greift nach den beiden Stühlen, aber die sind ziemlich stabil, und einen Augenblick lang bin ich regelrecht enttäuscht, dass das so ist.
„In Ordnung.“ Mit einem Nicken zu mir greift er nach seiner Werkzeugtasche und geht Richtung Tür. Ich folge ihm und zermartere mir vergeblich das Hirn nach etwas, was ich sagen könnte ... naja, ein Dank wäre sicher angebracht, fällt mir ein.
„Danke!“, sage ich darum rasch, und er dreht sich zu mir
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