Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
bisschen Enthusiasmus wert, oder?
Der vergeht mir allerdings ziemlich bald, als ich bei mir zuhause ankomme und meine vier Wände einer eingehenden Date-Tauglichkeitsprüfung unterziehe. Ach du Schande … !
Nun lebe ich hier erst seit knapp drei Tagen und es sieht schon aus, wie im Saustall. Hmm, ich hab` mich ganz offenbar in dieser kurzen Zeit noch nicht dran gewöhnt, dass jetzt niemand mehr hinter mir her räumt. Aber da muss ich wohl selber ran, wenn das hier bis heute Abend einigermaßen ordentlich sein soll.
Als Erstes spüle ich das Geschirr, packe bei der Gelegenheit auch gleich die restlichen Kartons aus und verstaue alles mehr oder weniger ordentlich in den Küchenschränken.
Nachdem dann in der Küche sowas Ähnliches herrscht wie Ordnung, wirbele ich schnell durchs Wohnzimmer und inspiziere auch das Bad gleich noch mit. So viel ist es Gott sei Dank nicht, was zu tun ist, das Meiste ist eher meine übliche Unordnung, die es zu beseitigen gilt und kein wirklicher Dreck. Am Ende leihe ich mir von einer netten Nachbarin Staubsauger, Putzeimer, Schrubber und Lappen und gebe dem Ambiente den letzten Schliff. Es dauert ein bisschen länger als gedacht, immerhin hab` ich im Umgang mit diesem Equipment absolut keine Erfahrung und muss mich in die Bedienung des Staubsaugers erst mal reinfinden. Dessen Saugkraft ist enorm und ich brauche ein paar Anläufe, bis es mir gelingt lediglich Krümel und Staubflusen einzusaugen und um Sachen wie Socken oder Unterhosen einen ausreichend großen Bogen zu machen. Eine Socke verschwindet tatsächlich im Rohr und ich brauche geschlagene zwanzig Minuten, um herauszufinden, wie man das Gerät öffnet und versehentlich eingesaugtes Gut wieder aus dem Beutel pult.
Anschließend dauert es nochmal zehn Minuten bis ich den ganzen Dreck, meinen eigenen und den meiner Nachbarin, ein zweites Mal aufgesaugt habe. Als krönenden Abschluss meiner Putzaktion schaffe ich es dann tatsächlich noch, kurz bevor ich fertig bin, den Eimer mit der Putzbrühe in meinem Winzflur rückwärts gehend umzustoßen, aber um halb sieben ist tatsächlich alles fertig und ich gleichermaßen erledigt wie stolz auf mich. Ich lege noch schnell ein paar Flaschen Bier aus dem Kasten in den Kühlschrank und dann gehe ich unter die Dusche.
Danach habe ich immer noch eine Menge Zeit übrig bis um halb neun, aber ich bin so nervös, dass ich nicht wirklich was mit mir anzufangen weiß.
Fernsehen? Play Station? Internet? Oder vielleicht mal ganz klassisch: lesen?
Ich bin unschlüssig, schalte die Goggelbox an, finde aber nur seichte Vorabendunterhaltung und Scripted Reality Shows. Das brauch` ich nun wirklich nicht in meinem Leben, finde ich. Da gibt es gerade genug reale Reality, auch ohne dass ich mir die gefaketen und schlecht geschauspielerten Irrungen und Wirrungen irgendwelcher halbasozialen Deppen anschauen muss.
Also doch den Laptop anwerfen? Eher halbherzig fahre ich ihn hoch und checke meine Accounts bei diversen sozialen Netzwerken. Im Fratzenbuch-Chat finde ich eine herzzerreißende Entschuldigung von Hartleben junior, aber die lässt mich ziemlich kalt, worüber ich mich selber wundere.
Ich meine, der Kleine war doch echt süß, regelrecht heiß, und noch vor ein paar Tagen hätte ich nichts lieber getan, als da wieder anzuknüpfen, wo uns sein alter Herr im Hotelfahrstuhl gestört hat. Aber jetzt im Moment geht er mir gerade völlig am Arsch vorbei. Komisch ….
Aber anstatt mich weiter drüber zu wundern, logge ich mich aus und klappe den Computer zu. Mein Magen knurrt, und plötzlich fällt mir auf, dass ich hungrig bin.
Kein Wunder – seit dem Frühstück hab` ich nichts mehr gegessen. Ich pilgere also in die Küche und mache mir ein paar Brote. Mit dem Teller in der Hand gehe ich zurück ins Wohnzimmer und schalte doch wieder den Fernseher an. Nach einigem Herumzappen hab` ich zwar immer noch kein Programm gefunden, was mich interessieren würde, aber mein Teller ist leer und mein Magen angenehm voll. Ich sehe auf die Uhr – gleich halb acht.
Noch eine Stunde.
Ich greife nochmal nach dem Laptop und logge mich in mein Profil auf einer Seite für schwules Dating und Chatten ein, bin aber so wenig bei der Sache, dass ich sämtliche ein- und zweideutigen Angebote, die sich dort angesammelt haben sofort wieder vergesse, kaum dass ich sie überflogen habe.
Mann, ich bin so aufgeregt, man könnte glatt meinen, ich wäre verknallt in Manuel.
…
BAMM!
…
Moment … was? Was
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