Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
unter der rauen Hausmeisterschale doch ein weicher Kern steckt?
Noch immer starre ich den Zettel an, ohne ihn jedoch zu nehmen. Dafür bin ich viel zu verblüfft irgendwie.
„Was ist?“, fragt er. „Oder hast du schon was Anderes in Aussicht?“
Hastig schüttle ich den Kopf und greife nun endlich nach dem Stück Papier. „Nein …. nein, ich bin nur … naja, überrascht!“, erkläre ich und er runzelt die Stirn.
„Überrascht?“
Ich wedele mit den Händen um meine Verlegenheit zu überspielen. „Naja, ich meine – gestern um diese Zeit war ich noch sauer auf dich und hab dich im Keller wegen meiner Dusche rundgemacht, und jetzt stehst du hier und bietest mir einen Job an! Das ist … wie soll ich sagen … ?“
Seine Miene glättet sich und er verschränkt die Arme.
„Genau genommen helfe ich damit nicht dir, sondern meinem Freund. Der hat eine Dienstleistungsfirma, bietet alles Mögliche an, Hausmeisterservice, Grundstückspflege, Wohnungsauflösungen, sogar Hilfsdienste für alte Leute, wie Einkäufe, Begleitung bei Behördengängen oder Arztbesuchen und all so Zeugs. Sein Laden brummt ziemlich, und er hat immer chronisch zu wenig Personal. Die Meisten sind Studenten oder junge Leute wie du und bleiben nur für eine gewisse Zeit, bevor sie anderswo eine richtige Arbeit bekommen, oder eine Ausbildung anfangen. Er zahlt allerdings auch besser, als die meisten Firmen in der Branche. Stundenlohn liegt soweit ich weiß bei acht Euro, Wochenenden und Feiertage werden extra bezahlt. Ich kann dir nicht versprechen, dass er dich nimmt, aber du sollst heute Nachmittag um 15 Uhr da sein, zu einem Gespräch. Adresse steht da.“ Er tippt auf den Zettel.
Das klingt alles vielversprechend. Ich falte das Blatt auseinander und lese was er mir da aufgeschrieben hat. Seine Handschrift ist ein bisschen eckig, aber ich habe das Gefühl, es passt zu ihm.
Währenddessen hat er sich wieder zur Tür gewandt und will ganz offensichtlich gehen.
„M … möchtest du einen Kaffee mittrinken?“, rufe ich deshalb eilig. Ich kann mir doch nicht die Gelegenheit mit einem solchen Traumkerl noch ein bisschen mehr Zeit zu verbringen nicht so einfach durch die Lappen gehen lassen! Aber er blitzt mich nur über die Schulter an mit seinen grünen Augen und schüttelt den Kopf.
„Ich werd` hier nicht fürs Kaffeetrinken bezahlt“, sagt er barsch. „Das Wetter ist gut, das muss ich ausnutzen, Rasen mähen und Büsche schneiden. Und wie es in der Müllecke aussieht weißt du ja selber, oder? Kaum zu glauben, dass es Leute gibt, die ihren Dreck einfach so in die nächstbeste Tonne knallen, oder gleich ganz daneben.“
Autsch – der Seitenhieb hat gesessen!
Schuldbewusst quetsche ich mir ein verlegenes Lächeln ab und nicke.
„Jaa ...“, sage ich lahm, und er nickt mir zum Abschied nochmal zu. Die Tür klappt und wieder mal ist er weg.
Soll Einer aus dem schlau werden! Auf der einen Seite will er mir, obwohl er mich so gut wie überhaupt nicht kennt, zu einem Job verhelfen, auf der anderen Seite ist er gleich drauf wieder kurz angebunden und bärbeißig wie ein Grizzly mit Hämorrhoiden!
Seufzend werfe ich noch einen weiteren Blick auf das Papier in meinen Fingern und beschließe, mir erst mal den versprochenen Kaffee zu kochen.
Träume und Schäume
Als ich am Spätnachmittag nach Hause komme, bin ich gut gelaunt und habe auch allen Grund dazu, denn - ich habe endlich eine Arbeit! Karol Piczek, der Freund von Manuel hat sich als umgänglicher, jovialer Typ entpuppt, dessen Dienstleistungsfirma tatsächlich richtig gut zu laufen scheint. Sie ist in einem kleinen Gewerbegebiet am Stadtrand angesiedelt, in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Spedition, wie er mir zu Anfang unseres Gesprächs erklärt hat. Und er deckt mit seinem Angebot wirklich ein verdammt breites Spektrum menschlicher (und sogar tierischer!) Bedürfnisse ab.
Neben den Dingen, die mir Manuel schon genannt hat, stehen auch so interessante Sachen wie regelmäßiges Gassi gehen mit des Menschen liebstem Freund auf der Karte, Fensterputzen, Kurierdienste und noch so einiges Anderes. Im Augenblick beschäftigt er etwa 30 Leute, aber zu „Stoßzeiten“, wie er es nennt, also in der Weihnachtszeit oder in den großen Ferien sind es manchmal fast doppelt so viele.
Meine mangelnde Erfahrung hat ihn nicht abgeschreckt, allerdings hat er eine Probezeit von drei Wochen festgesetzt und dann noch mit mir zusammen entschieden, für welche Arbeiten
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