Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ben - Alles auf Anfang (German Edition)

Ben - Alles auf Anfang (German Edition)

Titel: Ben - Alles auf Anfang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adora Belle
Vom Netzwerk:
damit auf die Nüsse geht, werde ich unangenehm.
    Und siehe da – es hat wirklich funktioniert! Robin hat mich seither mit dem Thema in Ruhe gelassen und sich anderen Zielen, sprich anderen mutmaßlich ungeouteten Typen zugewandt. Amen!
    Ich habe aber jedenfalls jetzt nicht die geringste Lust auf einen Vortrag zu seinem Lieblingsthema und kaue deshalb schneller, kippe den letzten Schluck Kaffee in mich hinein und stehe mit dem restlichen Marmeladenbrötchen in der Hand auf.
    „Ich muss dann auch mal allmählich los!“, sage ich mit einem demonstrativen Blick auf meine Armbanduhr. Das ist auch fast nicht geschwindelt, denn mein Vorstellungstermin ist in einer halben Stunde und mit der S-Bahn brauche ich nochmal ungefähr 20 Minuten. Ich bedanke mich bei Robin für seine Hilfe in einer echten Notlage, schnappe mir meine Tasche, und kurz drauf bin ich auch schon weg.

Keine Mimose
     
     
     
     
    Zwei Stunden später lande ich wieder zuhause. Reichlich desillusioniert übrigens, denn es hat mal wieder nicht geklappt mit dem Job. Dabei war es wirklich nichts Anspruchsvolles. Nachtportier in einem Mittelklassehotel. Man sollte doch meinen, dass ich das hinbekomme! Aber als ich ankam, waren noch ein halbes Dutzend andere Bewerber da, und der Job ging letzten Endes an einen verpickelten Jüngling mit Struwwelpeter-Frisur. Soviel dann also zum positiven Denken!
    Missmutig stapfe ich die Treppen hoch und sperre meine Tür auf. Ich gehe ins Bad, denn ich verspüre ein dringendes Bedürfnis und erst, als ich vergeblich den Druckspüler betätige fällt mir wieder ein, dass ja das Wasser abgestellt ist.
    Shit! … Im wahrsten Sinne des Wortes …
    Na gut, hilft ja nichts – also Deckel zu und stattdessen Fenster auf. Was soll`s, die paar Stunden kriege ich auch noch rum, und weitere Bedürfnisse muss ich mir eben bis dahin verkneifen. Geht schon irgendwie.
    Ich schlurfe in die Küche und lasse den Blick lustlos über das Sammelsurium aus Kartons schweifen. Vielleicht lenkt es mich ja von meiner schlechten Laune ab, wenn ich die Küchenmöbel zusammenbaue?
    Gedacht, getan. Ich mache mich also daran, die Bauteile von Esstisch und Stühlen aus ihrer Papphülle zu befreien.
    Es ist dann doch nicht ganz so einfach wie ich dachte und pfiffige Werbefilmer potentiellen Kunden des Möbeldiscounters weismachen wollen, aber irgendwann stehen ein „
Bjursta
“ und zwei „
Bertil
“ einigermaßen ordentlich zusammengeschraubt in meiner kleinen Küche. „
Bjursta
“ hat zwar eine leichte Schieflage, aber das stört mich überhaupt nicht. Notfalls kann ich ja was von den Kartons falten und unterlegen. Sowas ist schließlich eine gute deutsche Tradition, jawohl!
    Stolz erfüllt mich, als ich mein Werk ansehe, mit Blicken regelrecht zärtlich streichele, gerade so, als wäre ich soeben zum ersten Mal Vater geworden und meine Kinder ein Esstisch und zwei Stühle. Sie sind zwar schlicht und aus hellem, glatt poliertem Holz, ohne besondere Schnörkel oder so, aber ich habe sie mit meinen eigenen Händen zusammengesetzt, ihnen praktisch Leben eingehaucht und allein darum sind sie mir schon jetzt ans Herz gewachsen.
    Als Vater liebt man seine Kinder doch auch bedingungslos, oder sollte es zumindest, egal ob sie nun strahlend schön sind oder nur unscheinbar, das spielt keine Rolle, und mit mir und meinen schwedischen Küchenmöbeln ist es genauso!
    Rundum verstreut liegen die Überreste der Verpackungen, und seufzend klaube ich sie vom Boden auf. Mein Rücken schmerzt, vom gebückten Hocken auf dem Fußboden, ich habe insgesamt fünf Schnitte von den Plastikstreifen der Verpackung an den Händen und eine mittelschwere Blutblase zwischen dem linken Daumen und dem Zeigefinger, wo ich mich beim Einsetzen der Stuhlbeine geklemmt habe.
    Was soll`s? Ich trage meine Wunden mit Stolz, und wäre mein Vater jetzt hier, würde ich sie ihm unter die Nase halten, zusammen mit meinen Küchenmöbeln und sagen: „Da schau her – wer ist hier lebensuntüchtig?“
    Aber jetzt muss erst mal der ganze Müll hier weg, allein schon weil ich Hunger habe und nicht in diesem Chaos essen mag.
    Wie spät es wohl ist? Meine Armbanduhr habe ich abgelegt, als ich mit dem Zusammenbau angefangen habe, damit sie keinen Schaden nimmt, immerhin ist es eine Breitling und ich hänge wirklich an dem teuren Stück.
    Mit einem Blick zum Fenster und der Pappe unter dem Arm versuche ich grob abzuschätzen, wie spät es ist, und im nächsten Augenblick lässt mich ein hässliches

Weitere Kostenlose Bücher