Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
meinem Angebot. Aber den wird er nicht finden. Der wird ihn erst sehr viel später treffen, dafür garantiere ich! Und völlig unerwartet!
„Na schön“, stimmt er schließlich – nur ein kleines bisschen widerwillig - zu. „Aber diesmal suchen WIR dir eine Unterkunft! Ein Böttinger haust nicht in einem solchen Loch!“
Schon zehn Tage später ist alles perfekt.
Ich habe mich an der Universität eingeschrieben, bei Piczek gekündigt und meine kleine Wohnung gegen eine Studentenbude eingetauscht. Wenn ich sage „Studentenbude“ dann ist das natürlich kein Vergleich mit einer gewöhnlichen
„Studentenbude“.
Ich konnte meinen Vater gerade noch davon abhalten, mich mit einem waschechten Loft zu beglücken. Ich will mir lieber gar nicht erst vorstellen, was Manuel dazu sagen würde!
Und zu dem bin ich jetzt gerade auf dem Weg.
Ich habe in den letzten Tagen oft mit Agnes telefoniert, und sie findet meine Idee „süß“. Sie meint, wenn Manuel das nicht kapiert, dann soll ich ihm mit herzlichen Grüßen von ihr eine scheuern, damit – Zitat: „die Synapsen mal wieder an den richtigen Stellen andocken!“ - Zitat Ende.
Ich habe bewusst mein ältestes T-Shirt angezogen und meine verwaschenste Jeans, aber mir schlägt das Herz bis zum Hals, als meine alte Bleibe in Sicht kommt.
Ein Rasenmäher brummt und richtig – Manuel biegt um eine Hausecke, das röhrende, spotzende Ungetüm vor sich her schiebend. Mein Blick klebt an ihm und in meinen Augen ist er noch immer
the sexiest man alive
, auch wenn er heute eine alte, speckige Jeans trägt und ein zerschlissenes, fadenscheiniges Hemd, obwohl ihm die Haare verschwitzt in der Stirn hängen und seine schlanken Künstlerhände ganz grünfleckig sind vom Gras.
Oh Mann! Ich hab` solche Angst! Was wenn er mich einfach nur von oben bis unten ansieht, so wie er das früher immer gemacht hat und mich dann stehenlässt?
Meine Schritte werden zögerlicher, denn meine Beine wollen mir einfach nicht mehr gehorchen, und schließlich bleibe ich in einer Entfernung von vielleicht zehn Metern ganz stehen. Mein Herz galoppiert wie ein Rennpferd im Zieleinlauf und meine Hände werden feucht.
Da dreht sich Manuel um.
Er sieht mich, erstarrt für eine Millisekunde zur Salzsäule und wendet sich dann wieder seiner Arbeit zu.
Als wäre nichts gewesen.
Das reißt mich aus meiner Lethargie, und ich schüttle die Lähmung ab, die mich befallen hat. Das hier ist meine letzte Chance! Wenn ich das vermassle, kann ich mir Manuel endgültig von der Backe putzen!
Ich zwinge mich also vorwärts, betrete das Grundstück und stelle mich hinter ihn, als er gerade mit dem Mäher einen Busch sauber umkreist.
Als er einen Schritt rückwärts macht, stehe ich ihm im Weg, aber ich rücke nicht beiseite und wirklich, als er mich bemerkt, macht er den Mäher aus und sieht mich an.
„Willst du was von mir oder wieso störst du mich beim Arbeiten?“, fragt er und es klingt kühl, beinah schon feindselig, aber ich glaube auch noch was Anderes rauszuhören. Eine unterschwellige Sehnsucht? Zittert seine Stimme nicht ein winziges bisschen? Oder ist hier bloß mein übermächtiges Wünschen am Werk, lässt mich Dinge sehen und hören, die gar nicht da sind?
Aber ich schiebe den Gedanken beiseite, denn jetzt muss ich mich konzentrieren, alles richtig machen.
Fast wie bei einer Prüfung!
Der wichtigsten Prüfung meines ganzen Lebens...
Oh, Mann! Wo ich mich doch bis jetzt wann immer möglich vor Prüfungen gedrückt, oder mich irgendwie durchgemogelt habe! Aber hier gibt`s kein Durchmogeln und drücken gilt nicht.
Ich hole tief Luft und erwidere seinen Blick tatsächlich ohne zu blinzeln.
„Ich bin hier, weil ich dich vermisse“, sage ich leise, aber fest und beobachte dabei sein Gesicht. „Ich muss zwar zugeben, dass es ganz schön weh getan hat, als du mich nicht ein einziges Mal im Krankenhaus besucht hast, aber ich bin nicht hier, um auf Dingen rumzureiten die eh vorbei sind. Du hast gesagt, das mit dir und mir, das würde nicht funktionieren, aber weißt du was? Da scheiß` ich drauf! Ich will dich zurück! Ich will und kann nicht ohne dich leben, bekomm` dich nicht aus meinem Kopf raus, und weißt du auch wieso? Weil ICH ohne DICH einfach nicht funktioniere!“
Manuel steht da und starrt mich an, als wäre mir gerade ein zweiter Kopf gewachsen. Einen Moment lang glaube ich sowas wie Hoffnung in seinem Gesicht zu sehen, aber dann fällt die Maske wieder, und er
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