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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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anderen Hand hielt er ein blutiges Kampfmesser, nicht sehr groß. Driskill riß beim Sturz mehrere schreiende Delegierte mit. Dann sah er den Marineinfanteristen mit dem blutigen Messer wild mit den Fäusten um sich schlagen.
    Driskill kapierte überhaupt nichts mehr. Taylor war nicht mit einem verdammten Messer erstochen, sondern erschossen worden. Und der Schuß mußte aus den Reihen der Marineinfantristen gekommen sein. Dann sah er Bohannon.
    Kreidebleich rief er vier Marineinfanteristen zu, daß der Mörder durch den Seitengang gelaufen wäre. Delegierte schrien und zeigten ebenfalls in diese Richtung. Weitere drei Soldaten nahmen die Verfolgung auf. Da wußte Driskill, daß irgend etwas schiefgelaufen war. Bohannon hatte den General erschossen. Das stimmte, aber dann …? Er hatte aufstehen wollen, da hatte sich Bohannon plötzlich auf ihn geworfen und geschrien: »Unten bleiben, er hat eine Waffe! « Alle Menschen warfen sich zu Boden. Jemand trat Driskill ins Gesicht. Im nächsten Augenblick war Bohannon verschwunden. Fluchend war Driskill aufgestanden, um ihn zu verfolgen …
    Die Menschenmassen waren so verwirrt, entsetzt und in Schock und Trauer, daß alle Sicherheitsmaßnahmen illusorisch waren. Die Gänge waren verstopft. Überall standen Fernsehkameras. Scheinwerfer beleuchteten das Chaos. Die Monitore und der große Bildschirm zeigten den Alptraum im Saal. Die Bilder wurden simultan in die gesamte Welt übertragen …
    Der Präsident stand auf. Sherman Taylor lag mit ausgestreckten Armen auf dem Rücken. Seine Augen blickten ins Leere. Er lag da, als hätte man ihn gekreuzigt. Alec Fairweather und seine Kameraleute hätten diese Pose geliebt. Dann ergriff der Präsident ein Mikrophon. Sein Gesicht und sein Hemd waren mit Blut bespritzt. »Bitte, bewahren Sie Ruhe. Bleiben Sie auf Ihren Plätzen. Die Ärzte müssen zu General Taylor durchgehen können. « Die Ärzte werden den Mistkerl auch nicht wieder zum Leben erwecken können, dachte Driskill und bahnte sich einen Weg zum Ausgang. Endlich stand er allein vor dem Kongreßzentrum und holte tief Luft … und dann sah er Bohannon. Er lehnte an einer der Palmen, die so weit von ihrer Heimat im Sand herumstanden, und rang nach Luft. Erbrochenes tropfte ihm aus dem Mund. Er hielt die Hände auf die Knie gestemmt und bewegte den Kopf hin und her.
    Driskill stand im Schatten der großen Statue Ernie Banks’, der seinen Schläger schwang, als wollte er den Ball über den Lake Michigan schlagen. Krankenwagen und Polizeiautos fuhren mit eingeschalteten Sirenen auf der Spur für die Feuerwehr herbei. Aber Driskill hatte das Gefühl, daß die Sirenen weit weg waren … die Realität war weit weg … irgendwo hinter ihm lag in dem riesigen Gebäude ein toter früherer Präsident – oder rang mit dem Tod –, und Charlie Bonner war drinnen. Charlie Bonner, der nicht in Deckung gegangen war, der in die Feuerlinie gesprungen war, um seinen Feind aufzufangen, und der dann neben ihm gekniet hatte. Charlie Bonner hatte die Gelegenheit ausgenützt, eine Heldentat zu vollbringen, und hatte sich damit einen Platz in den Herzen seiner Mitbürger und den Geschichtsbüchern gesichert … Und hier draußen schien Ben Driskill der einzige zu sein, der wußte, daß der Mörder unter einer Palme stand und sich übergab. Weder Polizei noch Sicherheitsleute hatten eine Ahnung. Sie sahen den Kerl nicht einmal, der drüben kotzte. Driskill fragte sich, was aus dem Marineinfanteristen mit dem blutigen Messer geworden war. Er verstand es nicht, aber er wußte, was der Mann getan hatte. Langsam, wie auf den verschlungenen Pfaden eines Labyrinths, wurden ihm die Zusammenhänge klar. Es war genauso wie damals, vor vielen Jahren, mit der Kirche: Intrigen, Gehirnwäsche, die Geheimnisse der Macht, die Weitergabe der Macht und die Anhäufung der Macht. Verdammt! Immer ging es nur um Macht!
    Er ging langsam zu Tom Bohannon, aber vor seinem geistigen Auge tauchten andere Personen und andere Orte auf: Charlie in Vermont verlangt Rachel Patton zu sehen, die gleich darauf stirbt … Drew Summerhays tot im Gewächshaus, während der Sturm über dem Atlantik tobt … Teresa Rowan warnt ihn, dem Präsidenten nicht zu trauen … Ellery Larkspur schüttelt den Kopf und bittet ihn, immer vorsichtig zu sein und niemals den Rücken zu kehren … Der Präsident um Mitternacht in der dunklen Kathedrale beschwört ihn, in seine Mannschaft einzutreten … Bob Hazlitts uralte Mutter in der grauenvollen Hitze

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