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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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entgegenschreitet. Aaron Coplands Trompeten spielen für diesen ungewöhnlichen Mann, und Sherman Taylor erklärt mit brechender Stimme: »Ich kann es nicht fassen … so einen Mann … werden wir so schnell nicht wiedersehen.« Dann stimmte die Musik ›America the Beautiful‹ an. Brausender Beifall zu Ehren Bob Hazlitts. Dann Sprechchöre, die lautstark nach Sherman Taylor verlangten. Dann bat der Pfarrer der größten protestantischen Gemeinde in Chicago, ein Schwarzer mit der Ausstrahlung eines Don Juans, um eine Schweigeminute für den verstorbenen Führer. Anschließend sprach er ein Gebet für das Seelenheil aller verstorbenen Führer. Seine melodische Stimme füllte das Kongreßzentrum. Die Delegierten schwiegen ergriffen.
    Nachdem er fertig war und die Lichter am Podium wieder eingeschaltet wurden, stellten Arbeiter das Riesenplakat auf. Die Fahne der Vereinigten Staaten und in der Mitte Bob Hazlitts Gesicht. Dann folgte ein Feuerwerk wie am Unabhängigkeitstag. Die leuchtenden Farben und der Rauch umrahmten Hazlitt. Jemand hatte beschlossen, seine offizielle Verabschiedung sollte nicht mit dem Gebet eines Pfarrers erfolgen, sondern zisch, bumm – ah! Die Zuschauer bewunderten mit offenen Mäulern das farbenprächtige Spektakel. Bobs weißer Schal schien inmitten der Funken zu wehen. Der lautstarke Applaus übertönte alles.
    Driskill stand eingezwängt in der Menge und blickte zum Podium hinauf, wo große kugelsichere Scheiben den Sprecher am Rednerpult vor potentiellen Irren mit Mordgelüsten abschirmten. Der Projektor für den Laser stand hinter dem Podium, konnte aber die Reden auf die im Podium eingebaute Leinwand übertragen.
    Mühsam bahnte Driskill sich einen Weg von einer Delegation zur nächsten. Seine Blicke konzentrierten sich auf die Marineinfanteristen. Und dann war er plötzlich direkt vor ihm: ein Soldat wie aus dem Bilderbuch. Das rosige Gesicht strotzte vor Gesundheit. Keinerlei Tarnung. Zuversichtlich, fast jungenhaft blickte er auf die Abteilung Marineinfanterie, die Sherman Taylor auf dem Weg zum Podium umringte. Im nächsten Moment war er in der Menge untergetaucht. Taylors Prozession bewegte sich langsam an ihm vorbei auf die explodierende Fahne zu …
    Bohannon.
    Driskill saß in der Falle. Er konnte ihn nicht erwischen. Wie ein Phantom bewegte sich Bohannon zwischen den Soldaten. Wenn ein Mann in dieser Halle den Präsidenten der Vereinigten Staaten ermorden konnte, dann Bohannon. Er war ein wahrhaft Gläubiger, der sich vollkommen im Recht wähnte. Driskill durfte ihn nicht aus den Augen verlieren.
    Plötzlich drehte Bohannon sich um, als hätte ihn jemand gewarnt, und musterte die Menge hinter sich. Als sein Blick Driskill streifte, zog dieser den Kopf ein. Doch als er wieder aufschaute, blickte Bohannon ihn direkt an. Seine Augen leuchteten und wirkten stahlhart und fanatisch. Driskill war sicher, daß Bohannon ihn entdeckt hatte, aber er schaute weiter in die Menge. Diese Augen … Driskill erinnerte sich, daß Bohannon in Iowa mit den Augen Schwierigkeiten gehabt hatte. Er hatte Kontaktlinsen getragen, und seine Augen hatten getränt. Jetzt hatte er die Linsen herausgenommen, als sei ihm alles egal. Nach dem Motto: Hier stehe ich … kommt und holt mich.
    Bohannon schob sich durch die Menschenmenge. Durch seine Uniform fiel er unter den anderen Marineinfanteristen nicht auf. Er bewegte sich fort, unaufhaltsam wie das Schicksal. Die Saalbeleuchtung war nicht voll eingeschaltet. Rote, weiße und blaue Scheinwerfer glitten rhythmisch über die Szene. Driskill hatte verdammte Mühe, Bohannon im Auge zu behalten. Er kam ihm kaum näher. Welcher dieser Soldaten war er jetzt? Ach ja, dieser. Bohannon arbeitete sich immer weiter zum Podium vor. Plötzlich verließen die Delegierten ihre eingeteilten Plätze und drängten nach vorn. Irgend etwas tat sich auf dem Podium. Ein Beifallssturm brach los. Der Präsident der Vereinigten Staaten hatte ohne Vorwarnung das Podium betreten. Er winkte und lächelte so breit, daß man die Zähne im sonnengebräunten Gesicht sah. Er trug einen marineblauen Anzug. Als er sich mit den Fingern durchs blonde Haar fuhr, wirkte er viel zugänglicher, als ein Präsident normalerweise war. Hier sah er wie irgendein beliebiger Teilnehmer aus, der bei den Feierlichkeiten der Demokratischen Partei mitmachen wollte – beinahe ein Mensch wie du und ich.
    Driskill spürte die enorme Macht, die der Präsident über die Menschen hatte. Das war eine Tatsache, die im

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