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Benedikt XVI

Benedikt XVI

Titel: Benedikt XVI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licht der Welt
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verkündeten
Sie, letztendlich sei Christus "der Herr der ganzen Schöpfung und der
ganzen Geschichte".
    Karol
Wojtyla hatte den Auftrag, die katholische Kirche über die Schwelle des
dritten Jahrtausends zu führen. Welchen Auftrag hat Joseph Ratzinger?
     
    Ich würde sagen, man sollte die
Geschichte nicht zu sehr zerstückeln. Wir weben an einem gemeinsamen Tuch.
Karol Wojtyla war sozusagen von Gott der Kirche geschenkt in einer ganz
bestimmten, kritischen Situation, in der nun einerseits die marxistische
Generation, die 68er-Generation, den ganzen Westen in Frage stellte, und in
der, im Gegenteil, der reale Sozialismus zerfallen ist. In diesem Gegeneinander
den Durchbruch zum Glauben zu öffnen und ihn als die Mitte und den Weg zu
zeigen, das war ein historischer Augenblick besonderer Art.
    Nicht
jedes Pontifikat muss einen ganz neuen Auftrag haben. Jetzt geht es darum,
dies weiterzuführen und die Dramatik der Zeit zu erfassen, in ihr das Wort
Gottes als das Entscheidungswort festzuhalten - und zugleich dem Christentum
jene Einfachheit und Tiefe zu geben, ohne die es nicht wirken kann.
     
    Teil 2
     
    DAS PONTIFIKAT
     

    Habemus
Papam
     

    Selten zuvor wurde bei einer
Papstwahl so schnell und so einmütig abgestimmt. Schon nach den ersten Wahlgängen
habe es sich in der Sixtinischen Kapelle "dynamisch auf den neuen Papst
zubewegt"', berichtet Kurienkardinal Walter Kasper. Sie selbst sprachen
im Konklave ein Stoßgebet, wie man es aus dem Garten Getsemani kennt: "Herr,
tu mir das nicht an! Du hast Jüngere und Bessere."
     
    Das Unglaubliche jetzt tatsächlich
geschehen zu sehen, war wirklich ein Schock. Ich war überzeugt, dass es Bessere
und Jüngere gab. Warum der Herr es mir angetan hat, musste ich Ihm überlassen.
Ich habe versucht, den Gleichmut zu bewahren, ganz im Vertrauen darauf, dass Er
mich jetzt schon führen wird. Ich würde langsam hineinwachsen müssen in das,
was ich jeweils tun kann, und mich immer auf den nächsten Schritt beschränken.
    Ich finde
gerade dieses Wort des Herrn so wichtig für mein ganzes Leben: "Sorgt euch
nicht um morgen, jeder Tag hat seine eigene Plage." Eine Tagesplage reicht
aus für den Menschen, mehr kann er nicht ertragen. Deswegen versuche ich, mich
darauf zu konzentrieren, die heutige Plage abzutragen und das andere dem Morgen
zu lassen.
     
    Auf der Loggia des Petersdomes
sprachen Sie mit zittriger Stimme bei Ihrem ersten Auftritt, Gott habe nach
dem "großen Papst Johannes Paul II." nun "einen einfachen,
demütigen Arbeiter im Weinberg des Herrn" auserwählt. Es tröste Sie, dass
der Herr auch "mit unzureichenden Instrumenten zu arbeiten " wisse.
    War das
nun schon päpstliches Understatement? Immerhin gab es gute Gründe für Ihre
Wahl. Keiner hat wie Sie als Theologe so offen und intensiv die großen Themen
angepackt: Relativismus der modernen Gesellschaft, innerkirchliche
Formdiskussion, Vernunft und Glaube im Zeitalter der modernen Wissenschaft. Als
Präfekt der Glaubenskongregation haben Sie das vorhergehende Pontifikat
mitgeprägt. Unter Ihrer Leitung entstand der Weltkatechismus, eines der
Mammutunternehmen der Ära Wojtyla.
     
    Ich hatte zwar eine
Leitungsfunktion inne, habe aber nichts allein gemacht, sondern im Team
arbeiten können. Eben als einer unter vielen, der bei der Ernte im Weinberg
des Herrn mitarbeitet. Vielleicht als Vorarbeiter, aber gleichwohl als einer,
der nicht dazu beschaffen ist, der Erste zu sein und die Verantwortung des
Ganzen zu tragen. So blieb mir nur, dass es neben den großen auch kleine Päpste
geben muss, die das Ihre geben. In diesem Sinn habe ich gesagt, was in diesem
Augenblick wirklich meine Empfindung war.
     
    Sie standen 24 Jahre lang an der
Seite Johannes Pauls II. und kannten die Kurie wie kein Zweiter. Wie lange aber
hat es gedauert, bis Sie ganz realisiert hatten, wie riesig die Dimensionen
dieses Amtes wirklich sind?
     
    Dass es ein ungeheures Amt ist,
realisiert man sehr schnell. Wenn man weiß, dass man schon als Kaplan, als
Pfarrer, als Professor eine große Verantwortung trägt, lässt sich leicht extrapolieren,
welche ungeheure Last auf demjenigen liegt, der Verantwortung für die ganze
Kirche trägt. Aber da muss einem natürlich umso mehr bewusst sein, dass man das
nicht alleine macht. Dass man es einerseits mit der Hilfe Gottes macht, andererseits
in einer großen Zusammenarbeit. Das Zweite Vatikanum hat uns mit Recht gelehrt,
dass für die Struktur der Kirche Kollegialität konstitutiv ist; dass der

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