Benedikt XVI
begnügen kann. Und die dann in das Paradies des
Teufels, wenn man so sagen will, flüchtet und Menschen rundum zerstört.
Hinzu
kommt ein weiteres Problem. Die Zerstörung, die der Sextourismus über unsere
Jugend bringt, sagen die Bischöfe, können wir uns gar nicht vorstellen. Da sind
Prozesse der Zerstörung im Gang, die außerordentlich sind und die aus dem
Übermut und dem Überdruss und der falschen Freiheit der westlichen Welt geboren
sind.
Man sieht,
der Mensch erstrebt eine unendliche Freude, er möchte Lust bis zum Äußersten,
möchte das Unendliche. Aber wo es Gott nicht gibt, wird es ihm nicht gewährt,
kann es nicht sein. Da muss er nun selber das Unwahre, die unwahre
Unendlichkeit schaffen.
Dies ist
ein Zeichen der Zeit, das uns gerade als Christen dringend herausfordern muss. Wir
müssen darstellen - und dies auch leben -, dass die Unendlichkeit, die der
Mensch braucht, nur von Gott kommen kann. Dass Gott die erste Notwendigkeit
ist, um den Bedrängnissen dieser Zeit standhalten zu können. Dass wir
sozusagen alle Kräfte der Seele und des Guten mobilisieren müssen, damit eine
wirkliche Prägung gegen die falsche Prägung auftritt - und auf diese Weise der
Kreislauf des Bösen gesprengt und aufgehalten werden kann.
Mit dem Blick auf das Ende der
Ressourcen, das Ende einer alten Epoche, das Ende einer bestimmten Lebensweise
wird uns elementar wieder die Endlichkeit der Dinge an sich bewusst - auch das
Ende des Lebens überhaupt. Viele Menschen sehen in den Zeichen dieser Zeit
bereits das Signum einer Endzeit. Die Welt gehe vielleicht nicht unter, heißt
es. Aber sie gehe in eine neue Richtung. Eine krank gewordene Gesellschaft, in
der vor allem psychische Probleme zunehmen, sehne sich geradezu flehend nach
Heilung und Erlösung.
Sollte man
nicht auch darüber nachdenken, ob diese neue Richtung möglicherweise mit der
Wiederkehr Christi zusammenhängt?
Wichtig ist, wie Sie sagen, dass
ein Heilungsbedürfnis besteht, dass man wieder irgendwie verstehen kann, was
Erlösung heißt. Die Menschen erkennen, dass die Existenz, wenn Gott nicht da
ist, krank wird und der Mensch so nicht bestehen kann. Dass er eine Antwort
braucht, die er selber nicht geben kann. Insofern ist diese Zeit eine
adventliche Zeit, die auch viel Gutes bietet.
Die große
Kommunikation beispielsweise, die wir heute haben, kann einerseits zur
vollkommenen Entpersönlichung führen. Man schwimmt dann nur noch im Meer der
Kommunikation, trifft gar nicht mehr auf Personen. Sie kann aber andererseits
auch eine Chance sein.
Etwa darin, dass wir einander
wahrnehmen, dass wir einander begegnen, dass wir einander helfen, dass wir aus
uns herausgehen.
So scheint
mir wichtig, nicht nur das Negative zu sehen. Wir müssen es zwar mit aller
Schärfe wahrnehmen, müssen aber auch all die Chancen des Guten sehen, die da
sind, die Hoffnungen, die neuen Möglichkeiten des Menschseins, die es gibt. Um
letztlich darin dann die Notwendigkeit der Wende zu verkünden, die nicht ohne
eine innere Umkehr geschehen kann.
Was heißt das konkret?
Zu dieser Umkehr gehört, dass man
Gott wieder an die erste Stelle setzt. Dann wird alles anders. Und dass man
wieder nachfragt nach den Worten Gottes, um sie als Realitäten in das eigene
Leben hereinleuchten zu lassen. Wir müssen sozusagen das Experiment mit Gott
wieder wagen - um ihn hereinwirken zu lassen in unsere Gesellschaft.
Das Evangelium beinhaltet nach
eigenem Verständnis keine Botschaft, die aus der Vergangenheit kommt und sich
erledigt hätte. Die Präsenz und Dynamik der Offenbarung Christi besteht im Gegenteil
gerade darin, dass sie gewissermaßen aus der Zukunft kommt - und wiederum für
die Zukunft jedes Einzelnen wie für die Zukunft aller von entscheidender
Bedeutung ist. "Beim zweiten Mal wird er nicht wegen der Sünde erscheinen ",
heißt es im Hebräerbrief über Christus, "sondern um die zu retten, die ihn
erwarten".
Müsste die
Kirche heute nicht noch weit deutlicher darüber aufklären, dass sich die Welt
gemäß den Angaben der Bibel nicht mehr nur in der Zeit nach Christus,
sondern weit mehr schon wieder in der Zeit vor Christus
befindet?
Das war ja ein Anliegen von
Johannes Paul IL, deutlich zu machen, dass wir auf den kommenden Christus hinschauen.
Dass also der Gekommene noch weit mehr auch der Kommende ist und wir in dieser
Perspektive Glauben auf Zukunft hin leben. Dazu gehört, dass wir auch wirklich
imstande sind, die Botschaft des Glaubens wieder
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