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Benedikt XVI

Benedikt XVI

Titel: Benedikt XVI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licht der Welt
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geschehen war, und uns erst recht angehalten,
mit Demut und Scham und mit Liebe auf das Volk Israel zu schauen.
    Diese
Dinge haben sich, wie gesagt, bereits in meiner theologischen Ausbildung
miteinander verbunden und meinen Weg im theologischen Denken geformt. Deshalb
war es für mich klar - auch hier in voller Kontinuität mit Papst Johannes Paul
II. -, dass dieses neue, liebende, verstehende Ineinander von Israel und Kirche
im jeweiligen Respekt für das Sein des anderen und seine eigene Sendung
wesentlich sein muss für meine Verkündigung des christlichen Glaubens.
     
    Ihr Vorgänger nannte die Juden "unsere
älteren Brüder", Sie sprechen von "Vätern im Glauben".
     
    Das Wort "der ältere Bruder",
das schon Johannes XXIII. gebrauchte, wird von den Juden nicht so gerne gehört.
Und zwar deshalb, weil in der jüdischen Tradition der "ältere Bruder"
- Esau - auch der verworfene Bruder ist. Man kann es trotzdem gebrauchen, weil
es etwas Wichtiges aussagt. Aber richtig ist, dass sie auch unsere "Väter
im Glauben" sind. Und vielleicht veranschaulicht dieses Wort noch
deutlicher, wie wir zueinander stehen.
     
    Nach Ihrem Amtsantritt wird der
neue Stil des Hauses schnell deutlich. Es gibt keinen "eiligen Vater"
mehr, der von Event zu Event jettet. Keine ausufernden Audienzen, die nun um
die Hälfte reduziert werden. Sie schaffen den Handkuss ab - was allerdings
niemand befolgt. Als Nächstes verschwindet die Tiara aus dem päpstlichen
Wappen, Symbol des Papsttums auch für weltliche Macht. Noch etwas ändert sich:
Ihr Vorgänger hatte sich angewöhnt, in der Einzelperson zu sprechen; Benedikt
XVI. führt nach dem "Ich" wieder das päpstliche "Wir" ein.
Was war der Grund hierfür?
     
    Ich möchte nur auf zwei Punkte eingehen.
Die Tiara hatte schon Paul VI. abgelegt ...
     
    ... und verkauft, um das Geld den
Armen zu geben.
     
    Sie war allerdings noch im
päpstlichen Wappen, und da ist sie jetzt auch verschwunden. Ich habe das "Ich"
nicht einfach gestrichen, sondern es gibt nun beides, das "Ich" und
das "Wir". Denn in ganz vielen Dingen sage ich ja nicht einfach bloß,
was Joseph Ratzinger eingefallen ist, sondern rede aus der
Gemeinschaftlichkeit der Kirche heraus. Ich spreche dann gewissermaßen im inneren
Miteinander mit den Mitglaubenden - und drücke aus, was wir gemeinsam sind und
gemeinsam glauben können. Insofern hat das "Wir" nicht als
Majestätsplural, sondern als Realität des Kommens von den anderen her, des
Redens durch die anderen und mit den anderen, seinen berechtigten Stellenwert.
Wo man aber als "Ich" etwas Persönliches sagt, muss dann auch das "Ich"
auftreten. Es gibt also beides, das "Ich" und das "Wir".
     
    Ihre erste Bischofsynode, im
Oktober 2005, kürzen Sie von vier auf drei Wochen. Dazu wird die freie Debatte
eingeführt und eine höhere Zahl von "brüderlichen Delegierten"
anderer Kirchen eingeladen. Gleichzeitig führen Sie wieder die regelmäßigen
Besprechungen mit allen Dikasterienchefs ein, um den gegenseitigen Austausch
in der Kurie zu fördern. Personalentscheidungen allerdings gelten, besonders
wenn es um das engste Umfeld des Papstes geht, gelegentlich als problematisch.
Ist das Ihre Schwachstelle?
     
    Die Kürzung der Synode war, glaube
ich, im Sinne aller Beteiligten. Denn wenn ein Bischof vier Wochen von seiner
Diözese abwesend ist, ist das einfach zu viel. Ein Bischof nimmt gerade auch
dadurch an der Regierung der Gesamtkirche teil, dass er seine Ortskirche richtig regiert
und sie im Inneren zusammenhält. Wie sich gezeigt hat, lässt sich eine Straffung
ohne weiteres durchführen. Wichtig war mir tatsächlich, dass nicht nur lauter
vorbereitete Reden vorgelesen werden, die dann niemals einen Dialog ergeben,
sondern dass es Gelegenheit gibt, wo man frei aus dem Herzen spricht und dann
auch ein echter Dialog entsteht.
    Personalentscheidungen
sind schwierig, weil niemand in das Herz des anderen hineinschauen kann und
niemand vor Täuschungen sicher ist. Deswegen bin ich da vorsichtiger,
ängstlicher, und nur nach vielfältiger Beratung fälle ich hier Entscheidungen.
Und ich glaube, dass in den vergangenen Jahren doch auch eine ganze Reihe
wirklich guter Personalentscheidungen geglückt sind; auch im deutschen
Episkopat.
     
    Beobachter registrieren, dass in der
römischen Kurie zunehmend Ordensleute verantwortliche Positionen übernehmen.
Die Tageszeitung "Il Foglio" sprach gar schon von einer "kopernikanischen
Wende" in der Personalpolitik des Vatikans. Kritiker,

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