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Benedikt XVI

Benedikt XVI

Titel: Benedikt XVI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licht der Welt
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umgekehrt, würden
allzu gerne eine " Unterwanderung durch Fundamentalisten" nachweisen.
Ist die Berufung von Ordenspriestern, die den Gelübden von Armut, Keuschheit
und Gehorsam verpflichtet sind, eine Art Gegengift zu Karrieredenken und
Intrigantentum, die auch im Vatikan nicht fremd sind?
     
    Es sind eine Reihe von
Ordensleuten berufen worden, weil wir dort eine Reserve von wirklich guten
Leuten haben, die große Begabungen verkörpern und geistliche Menschen sind.
Aber es ist nicht so, dass der Anteil unmäßig gestiegen wäre. Ich versuche,
den Richtigen zu finden, ob er nun Ordensmann oder Diözesanpriester ist.
Entscheidend ist, dass er die Qualitäten hat, dass er ein geistlicher Mensch,
ein wirklich glaubender und vor allem ein mutiger Mensch ist.
    Ich denke,
Mut ist eine der Hauptqualitäten, die ein Bischof und ein Kurienführer heute
haben müssen. Dazu gehört, sich nicht vor dem Diktat der Meinungen zu beugen,
sondern aus der inneren Erkenntnis heraus zu handeln, auch wenn sie Ärger
bringt. Und es müssen natürlich Menschen sein, die intellektuelle, professionelle
und menschliche Qualitäten haben, so dass sie auch führen und andere mit in
eine familiäre Gemeinschaft einspannen können. Als Chef der
Glaubenskongregation war es für mich zum Beispiel sehr wichtig, dass wir eine
Gemeinschaft waren, dass wir nicht untereinander oder nebeneinander gestritten
haben, sondern dass Familie da war. Diese Fähigkeit, zueinanderzuführen und
Teamgeist zu schaffen, halte ich für sehr wichtig.
     
    Ein Papst spricht immer auch in
Gesten und Gebärden, Zeichen und Symbolen. Für Aufsehen sorgte die Wahl des
inzwischen berühmt gewordenen Camauro als winterliche Kopfbedeckung, eine Art
Zipfelmütze, die zuletzt Johannes XXIII. getragen hatte. War das nur ein
modisches Accessoire - oder Ausdruck für den Rückgriff auf alte, bewährte
Formen in der Kirche?
     
    Ich habe ihn nur einmal getragen.
Mich hat einfach gefroren, und ich bin am Kopf empfindlich. Und ich habe
gesagt, wenn wir da schon den Camauro haben, dann setzen wir ihn auch auf. Aber
es war wirklich nur der Versuch, der Kälte zu widerstehen. Seither habe ich es
nicht mehr getan. Damit nicht überflüssige Interpretationen aufkommen.
     
    Ökumene
und Gespräch mit dem Islam
     

    Die Ökumene wird sehr bald das
auffälligste Zeichen dieses Pontifikats. Der Papst verspricht, sich unermüdlich
"für die Wiederherstellung der vollen und sichtbaren Einheit" der
Christen einzusetzen. Beobachter sahen in der Hinwendung zur Orthodoxie einen
strategischen Coup, das Tor zur Einigung da zu bauen, wo die größte
Übereinstimmung herrscht.
     
    Die Ökumene ist vielschichtig und
vielgesichtig. Wir haben hier die ganze Weltorthodoxie, die in sich schon sehr
vielfältig ist, dann den Weltprotestantismus, wo sich die klassischen
Konfessionen vom neuen Protestantismus unterscheiden, der jetzt wächst und ein
Zeichen der Zeit ist. Der Ort, wo wir sozusagen am nächsten zu Hause sind und
am ehesten auch hoffen können, zueinander zu kommen, ist die Orthodoxie.
    Schon Paul
VI. und Johannes Paul II. hatten sich sehr um die Orthodoxie gemüht. Ich selbst
hatte immer sehr enge Kontakte mit Orthodoxen. Ich hatte als Professor in Bonn
und in Regensburg auch orthodoxe Studenten unter meinen Schülern und konnte auf
diese Weise im orthodoxen Raum viele Freundschaften finden. Katholiken und
Orthodoxe haben beide die gleiche altkirchliche Grundstruktur; insofern war es
naheliegend, dass ich um diese Begegnung besonders ringe. Inzwischen sind hier
wirkliche Freundschaften entstanden. Ich bin sehr dankbar für die Herzlichkeit,
die mir der Ökumenische Patriarch Bartholomaios entgegenbringt, der nicht nur
eine Pflichtökumene macht; zwischen uns gibt es wirklich Freundschaft,
Brüderlichkeit. Und sehr dankbar bin ich auch für die Freundschaft und große
Herzlichkeit, die mir Patriarch Kyrill entgegenbringt.
     
    Wobei der Patriarch von Moskau der
erste Besucher war, den Sie nach Ihrer Papstwahl empfangen haben.
     
    Damals war er noch nicht Patriarch
der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau, sondern deren Außenminister. Wir
haben uns gleich verstanden. Er hat so etwas Fröhliches, einfach Gläubiges an
sich, sozusagen das Einfache der russischen Seele und zugleich ihre Entschiedenheit
und Herzlichkeit, so dass zwischen uns ein gutes Einverständnis entstanden ist.
    Ich glaube,
es ist sehr wichtig, dass diese große orthodoxe Welt mit ihren inneren
Spannungen doch auch ihre

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