Benedikt XVI
Kommuniongemeinschaft hin
zu gehen, wobei sie von der geduldigen Arbeit begleitet wurden, die einzeln
mit ihnen getan worden ist. Hier war ein katholisches Grundbewusstsein
vorhanden, dass man eben erst in dieser Gemeinschaft wirklich Bischof ist.
Auf der
anderen Seite können die geheim geweihten und von der staatlichen Autorität
nicht anerkannten Bischöfe jetzt aus der Tatsache Nutzen ziehen, dass es schon
aus Staatsraison nicht nützlich ist, katholische Bischöfe wegen ihrer
Romzugehörigkeit ins Gefängnis zu sperren und sie ihrer Freiheit zu berauben.
Hier handelt es sich um eine unverzichtbare Voraussetzung und zugleich um eine
entscheidende Hilfe, um zur vollen Einheit zwischen beiden katholischen
Gemeinschaften zu kommen.
Problematisch geworden scheint der
ökumenische Dialog mit den Protestanten. In der Orthodoxie steht er ohnehin
nicht auf der Tagesordnung. Hier sind die Gräben zu tief geworden. Aber auch
nach Ansicht römisch-katholischer Bischöfe haben Teile der protestantischen
Kirchen unter dem Druck der Moderne vieles von ihren Traditionen aufgegeben.
Sie hätten sich seit den 70er Jahren zunächst sozialistisch, dann ökologisch
und heute feministisch ausgerichtet, mit neuer Tendenz zum Gender-Mainstream.
Der Dialog werde mit dem Ziel einer Protestantisierung der katholischen Kirche
geführt, die als rückständig dargestellt werde, um sich als progressive
Alternative profilieren zu können.
Wäre es,
um weitere Frustrationen zu vermeiden, dann nicht aufrichtiger, zu sagen: Gut,
lasst uns Freunde sein. Lasst uns zusammenarbeiten in einer konzertierten
christlichen Aktion, aber eine Vereinigung ist leider nicht möglich - es sei
denn um den Preis der eigenen Selbstaufgabe.
Zunächst muss man die große Vielschichtigkeit
des weltweiten Protestantismus bedenken. Das Luthertum ist ja nur eines der
Teile im Spektrum des Weltprotestantismus. Daneben gibt es die Reformierten,
die Methodisten und so fort. Dann ist da das große neue Phänomen der Evangelikaien,
die sich mit einer ungeheuren Dynamik ausbreiten und im Begriff sind, in den
Ländern der Dritten Welt die ganze religiöse Szenerie zu verändern. Wenn man
also von einem Dialog mit dem Protestantismus spricht, muss man diese
Vielschichtigkeit vor Augen haben, die auch von Land zu Land wieder
verschieden ist.
Man muss
tatsächlich feststellen, dass der Protestantismus Schritte getan hat, die ihn
eher von uns entfernen; mit der Frauenordination, der Akzeptanz homosexueller
Partnerschaften und dergleichen mehr. Es gibt auch andere ethische
Stellungnahmen, andere Konformismen mit dem Geist der Gegenwart, die das
Gespräch erschweren. Zugleich gibt es natürlich auch in den protestantischen
Gemeinschaften Menschen, die lebhaft zur eigentlichen Substanz des Glaubens
hindrängen und diese Haltung ihrer Großkirchen nicht billigen.
Wir
sollten deshalb sagen: Wir müssen als Christen eine gemeinsame Basis finden;
wir müssen als Christen imstande sein, in dieser Zeit eine gemeinsame Stimme zu
den großen Fragen zu haben und Christus als den lebendigen Gott zu bezeugen.
Die volle Einheit können wir in absehbarer Zeit nicht bewerkstelligen, aber tun
wir, was möglich ist, um wirklich als Christen in dieser Welt gemeinsam einen
Auftrag zu erfüllen, ein Zeugnis zu geben.
Werden die Protestanten vom Papst
wirklich nicht als Kirche angesehen, sondern, im Gegensatz zur Ostkirche, nur
als kirchliche Gemeinschaft? Auf viele wirkt diese Einordnung herabwürdigend.
Das Wort "kirchliche
Gemeinschaft" ist eine Terminologie des Zweiten Vatikanums. Das Konzil
hat hier eine sehr einfache Regel angewandt: Kirche im eigentlichen Sinn ist
nach unserem Verständnis da, wo das Bischofsamt in der sakramentalen Nachfolge
der Apostel gegeben ist - und damit die Eucharistie als Sakrament vorliegt,
das der Bischof und der Priester spenden.
Wo dies
nicht der Fall ist, ist ein anderer Typus aufgebrochen, eine neue Art, Kirche
zu verstehen, die wir im Vatikanum II mit dem Wort "kirchliche Gemeinschaft"
bezeichnet haben. Es sollte zeigen, dass sie auf andere Weise Kirche sind. Eben
nicht, wie sie das ja selbst erklären, auf die gleiche Art, wie es die Kirchen
der großen Tradition des Altertums sind, sondern aus einem neuen Verständnis
heraus, wonach Kirche nicht in der Institution liegt, sondern in der Dynamik
des Wortes, das die Menschen versammelt und zur Gemeinde macht. Insofern ist
diese Terminologie ein Versuch, das Besondere der protestantischen
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