Benedikt XVI
jeder Erneuerung. Nur von ihrem Geist aus seien geistige Umwälzungen
überhaupt möglich.
Wenn wahr ist - wie wir das
glauben -, dass in der Eucharistie Christus real gegenwärtig ist, ist dies das
zentrale Ereignis schlechthin. Nicht nur das Ereignis eines einzelnen Tages,
sondern der Weltgeschichte insgesamt, als entscheidende Kraft, von der aus dann
Veränderungen kommen können. Wichtig ist, dass in der Eucharistie Wort und
reale Gegenwart des Herrn in den Zeichen zusammengehören. Dass wir auch Weisung
im Wort bekommen. Dass wir in unserem Gebet antworten, und dass auf diese
Weise das Vorangehen Gottes und unser Mitgehen und unser Sich-ändern-Lassen
ineinandergreifen - damit jene Änderung der Menschen geschieht, die die
wichtigste Voraussetzung jeder wirklich positiven Änderung der Welt ist.
Wenn wir
wollen, dass in der Welt etwas vorangeht, dann ist dies nur vom Maßstab Gottes
her möglich, der als Realität zu uns hereintritt. In der Eucharistie können
Menschen so geformt werden, dass etwas Neues wird. Deshalb sind die großen
Gestalten, die wirklich Revolutionen des Guten gebracht haben, die ganze
Geschichte hindurch die Heiligen, die, von Christus berührt, neue Impulse in
die Welt brachten.
Das Konzilsdokument "Lumen
gentium" bezeichnet in Nummer 11 die sonntägliche Teilnahme am
eucharistischen Opfer als "Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen
Lebens". Christus sagt: "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,
hat das ewige Leben."
Sie haben
als Papst begonnen, den Gläubigen die Mundkommunion zu reichen, während diese
sich hinknien. Halten Sie dies für die angemessenste Haltung?
Zunächst muss man sagen: Es ist wichtig,
dass die Zeit eine für alle Gläubigen gemeinsame Struktur hat. Das Alte
Testament gibt dies schon vom Schöpfungsbericht her vor, indem es den siebten
Tag als den Tag darstellt, an dem Gott ruht und die Menschen mit ihm ruhen. Für
die Christen geht diese Zeitstruktur vom Sonntag aus, dem Tag der Auferstehung,
an dem Er uns und wir Ihm begegnen. Hier wiederum ist der wichtigste Akt sozusagen
der Moment der Vereinigung, da Er sich uns gibt.
Ich bin
nicht grundsätzlich gegen die Handkommunion, habe sie selbst auch gespendet
und empfangen. Damit, dass ich die Kommunion jetzt kniend empfangen lasse und
in den Mund gebe, wollte ich aber ein Zeichen der Ehrfurcht und ein
Ausrufezeichen für die Realpräsenz setzen. Nicht zuletzt deshalb, weil gerade
in Massenveranstaltungen, wie wir sie in Sankt Peter und auf dem Petersplatz
haben, die Gefahr der Verflachung groß ist. Ich habe von Leuten gehört, die
dann die Kommunion in die Brieftasche stecken, sie als irgendein Souvenir
mitnehmen.
In diesem
Kontext, wo man denkt, es gehört halt einfach dazu, die Kommunion zu empfangen
- alle gehen nach vorne, also gehe ich auch -, wollte ich ein klares Zeichen
setzen. Es soll deutlich werden: Da ist etwas Besonderes! Hier ist Er da, vor
dem man auf die Knie fällt. Achtet darauf! Es ist nicht bloß irgendein sozialer
Ritus, an dem wir alle teilnehmen oder auch nicht teilnehmen könnten.
Maria ist die Gottesgebärerin. Sie
bringt gewissermaßen Gott zur Welt. Zeigt das im übertragenen Sinne, was alle
Christen sein sollten: Gottesgebärer?
Unser Herr hat einst, als ihm
mitgeteilt wurde, "sieh, deine Mutter, deine Brüder und Schwestern sind
draußen", auf die Menschen um sich herum gedeutet und gesagt: "Wer
den Willen meines Vaters tut, der ist mir Mutter, Bruder und Schwester."
Damit gab er auch den Auftrag der Mütterlichkeit an uns weiter, um sozusagen
Gottes Geburt in dieser Zeit wieder zu ermöglichen.
Für die
Kirchenväter war die Gottesgeburt eines der großen Themen. Sie sagten, dass sie
einmalig in Bethlehem geschehen ist, aber doch in einer großen, tiefgehenden
Weise in jeder neuen Generation immer auch neu geschehen muss und dass jeder
Christ dazu gerufen ist.
Ist Jesu Anteil an der Befreiung der
Frauen, die vom Zugang zur Religion, zu Gott, zur Gesellschaft weitgehend
ausgeschlossen waren, nicht genauso hoch einzustufen wie die Öffnung der
Offenbarung Gottes zu den Heiden hin?
Richtig ist, dass Jesus die Frauen
in seine Nähe genommen hat, wie es bis dahin kaum vorstellbar war; dass er
nach der Auferstehung eine Frau zur Erstzeugin gemacht hat, dass Frauen also
in den innersten Kreis seiner Freunde aufgenommen wurden und damit ein neues
Zeichen gesetzt ist.
Ich würde
im Religionsvergleich vorsichtig sein zu sagen, dass hier schon
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