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Benedikt XVI

Benedikt XVI

Titel: Benedikt XVI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licht der Welt
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der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen durch die neue
Zuwendung zur Bibel, zu den Vätern, entwickelt hatte; mit einer Frömmigkeit,
die bewusst und betont biblisch genährt und eben auf Christus ausgerichtet ist.
Aber dazu gehört natürlich immer auch die Mutter Gottes, die Mutter des Herrn.
Sie erscheint in der Bibel, bei Lukas und bei Johannes, relativ spät, aber dann
doch in großer Helligkeit, und hat insofern immer zum christlichen Leben
gehört. In den Ostkirchen hat sie sehr früh wesentliche Bedeutung gewonnen,
wenn man etwa an das Konzil von Ephesus im Jahre 431 denkt. Und immer wieder
hat Gott sie in der Geschichte hindurch als das Licht benutzt, durch das Er uns
zu sich selber hinführt.
    In
Lateinamerika beispielsweise ist Mexiko in dem Augenblick christlich geworden,
in dem sich die Madonna zu Guadalupe gezeigt hatte.
In diesem Moment begriffen die Menschen: Ja, das ist unser Glaube; da kommen
wir wirklich zu Gott; die Mutter zeigt ihn uns; in ihr ist der ganze Reichtum
unserer Religionen verwandelt und aufgehoben. Zwei Figuren haben die Menschen
in Lateinamerika schließlich glauben lassen: zum einen die Mutter, zum anderen
der Gott, der leidet, der auch leidet an allem, was sie selbst an Gewalt erfahren
haben.
    So muss
man sagen, es gibt die Geschichte im Glauben. Kardinal Newman hat das
herausgestellt. Der Glaube entfaltet sich. Und dazu gehört eben auch das immer
stärkere Hereintreten der Mutter Gottes in die Welt als Wegweisung, als Licht
von Gott, als die Mutter, durch die wir dann auch den Sohn und den Vater erkennen
können. So hat Gott uns Zeichen gegeben, gerade im 20. Jahrhundert. In unserem
Rationalismus und gegenüber der Macht der heraufsteigenden Diktaturen zeigt Er
uns die Demut der Mutter, die kleinen Kindern erscheint und ihnen das
Wesentliche sagt: Glaube, Hoffnung, Liebe, Buße.
    So
verstehe ich auch, dass die Menschen hier sozusagen Fenster finden. Ich habe
in Fatima gesehen, wie Hunderttausende von Menschen da waren, die durch das,
was Maria kleinen Kindern mitgeteilt hat, in dieser Welt mit ihren ganzen
Versperrungen und Verschließungen gewissermaßen wieder den Durchblick auf Gott
hin gewinnen.
     
    Das berühmte "Dritte
Geheimnis von Fatima" wurde erst im Jahr 2000 veröffentlicht - von
Kardinal Joseph Ratzinger auf Anordnung von Johannes Paul II. Der Text spricht
von einem in Weiß gekleideten Bischof, der unter den Kugeln von Soldaten
zusammenbricht - eine Szene, die als Vorwegnahme des Anschlags auf Johannes
Paul II. gedeutet wurde. Nun äußerten Sie: "Wer glaubt, dass die
prophetische Mission Fatimas beendet sei, der irrt sich." Was ist damit
gemeint? Steht die Erfüllung der Botschaft von Fatima in Wahrheit noch aus?
     
    Man muss an der Botschaft von
Fatima zwei Dinge auseinanderhalten : zum einen ein
bestimmtes Ereignis, das in visionären Formen dargestellt ist, zum anderen das
Grundlegende, um das es hier geht. Es ging ja nicht darum, eine Neugierde zu
befriedigen. Dann hätten wir den Text viel früher veröffentlichen müssen. Nein,
es geht darum, einen kritischen Punkt, einen kritischen Augenblick in der
Geschichte anzudeuten: nämlich die ganze Macht des Bösen, die sich in diesem
20. Jahrhundert in den großen Diktaturen herauskristallisiert hat - und die,
auf andere Weise, auch heute wirksam ist.
    Zum
anderen ging es um die Antwort auf diese Herausforderung. Diese Antwort besteht
nicht in großen politischen Aktionen, sondern sie kann letzten Endes nur aus
der Verwandlung der Herzen kommen - durch Glaube, Hoffnung, Liebe und Buße. In
diesem Sinne ist die Botschaft eben nicht abgeschlossen, auch wenn die beiden
großen Diktaturen verschwunden sind. Das Leiden der Kirche bleibt, und die
Bedrohung des Menschen bleibt, und damit bleibt auch die Frage nach der
Antwort; damit bleibt der Hinweis, den uns Maria gegeben hat. Auch jetzt ist
Bedrängnis. Auch jetzt droht die Macht in allen nur möglichen Formen den
Glauben niederzutrampeln. Auch jetzt ist daher die Antwort nötig, von der die
Mutter Gottes zu den Kindern gesprochen hat.
     
    Ihre Predigt am 13. Mai 2010 in
Fatima klang nicht wenig dramatisch. "Dem Menschen ist es gelungen, einen
Kreislauf des Todes und des Schreckens zu entfesseln", verkündeten Sie, "den
er nicht mehr zu durchbrechen vermag." Sie drückten an diesem Tag vor
einer halben Million Gläubigen eine Bitte aus, die im Grunde spektakulär ist: "Möge
in den sieben Jahren", hieß es darin, "die uns noch vom hundertsten
Jahrestag der

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