Benedikt XVI
Eucharistie nicht irgendein sozialer Ritus, wo man sich freundlich begegnet,
sondern Ausdruck des Seins in der Mitte der Kirche. Sie kann daher von dieser
Bedingung des Dazugehörens nicht gelöst werden - weil sie ganz einfach der Akt
des Dazugehörens selbst ist.
Der Zölibat scheint immer an allem
schuld zu sein. Ob an sexuellem Missbrauch, Kirchenaustritten oder Priestermangel.
Was Letzteres betrifft, sollte man vielleicht sagen: Es gibt in Relation zu den
Messbesuchern heute nicht weniger, sondern sogar mehr Priester. In Deutschland
zumindest hat sich die Zahl der Priester im Verhältnis zu den heute noch
praktizierenden Katholiken im Vergleich zu 1960 regelrecht verdoppelt. Aber
inzwischen empfehlen selbst Bischöfe, "mehr Phantasie und etwas mehr
Großmut" zu entwickeln, um "neben der Grundform zölibatären
Priestertums auch den Dienst eines verheirateten Menschen als Priester möglich
machen zu können".
Dass Bischöfe in der Verwirrung
der Zeit auch darüber nachdenken, kann ich schon verstehen. Schwierig wird es
dann, zu sagen, wie ein solches Nebeneinander überhaupt aussehen sollte. Ich
glaube, dass der Zölibat an seiner bedeutenden Zeichenhaftigkeit und vor allem
auch an Lebbarkeit gewinnt, wenn sich Priestergemeinschaften bilden. Es ist
wichtig, dass die Priester nicht irgendwo isoliert leben, sondern in kleinen
Gemeinschaften beieinander sind, einander mittragen und so das Miteinander in
ihrem Dienst für Christus und in ihrem Verzicht um des Himmelreiches willen
erfahren und sich das auch immer wieder bewusst machen.
Der
Zölibat ist immer ein, sagen wir, Angriff auf das, was der Mensch normal denkt;
etwas, das nur realisierbar und glaubhaft ist, wenn es Gott gibt und wenn ich
dadurch für das Reich Gottes eintrete. Insofern ist der Zölibat ein Zeichen
besonderer Art. Der Skandal, den er auslöst, liegt eben auch darin, dass er
zeigt: Es gibt Menschen, die das glauben. Insofern hat dieser Skandal auch
seine positive Seite.
Die Nicht-Möglichkeit der
Frauenordination in der katholischen Kirche ist durch ein "Non possumus"
des obersten Lehramtes klar entschieden. Die Glaubenskongregation hat dies
unter Paul VI. in dem Dokument "Inter insigniores" von 1976
festgehalten, Johannes Paul II. hat es im Apostolischen Schreiben "Ordinatio
Sacerdotalis" von 1994 bekräftigt. Wörtlich erklärt er darin über "die
göttliche Verfassung der Kirche" kraft seines Amtes, "dass die Kirche
keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich
alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben."
Kritiker
sehen darin eine Diskriminierung. Jesus habe nur deshalb Frauen nicht zu
Priesterinnen berufen, weil dies vor 2000 Jahren undenkbar gewesen wäre.
Das ist Unsinn, denn die Welt damals
war voller Priesterinnen. Alle Religionen hatten ihre Priesterinnen, und es
war eher erstaunlich, dass es sie in der Gemeinde Jesu Christi nicht gab, was
allerdings wiederum in Kontinuität mit dem Glauben Israels steht.
Die
Formulierung von Johannes Paul II. ist sehr wichtig: Die Kirche hat "keinerlei
Vollmacht", Frauen zu weihen. Es ist nicht so, dass wir sagen, wir mögen
nicht, sondern: wir können nicht. Der Herr hat der Kirche eine Gestalt gegeben
mit den Zwölfen - und in deren Nachfolge dann mit den Bischöfen und den
Presbytern, den Priestern. Diese Gestalt der Kirche haben nicht wir gemacht,
sondern sie ist von Ihm her konstitutiv. Dem zu folgen ist ein Akt des
Gehorsams, eines in heutiger Situation vielleicht mühsamen Gehorsams. Aber gerade
dies ist wichtig, dass die Kirche zeigt: Wir sind kein Willkürregime. Wir
können nicht machen, was wir wollen. Sondern es gibt einen Willen des Herrn
für uns, an den wir uns halten, auch wenn dies in dieser Kultur und dieser Zivilisation
mühsam und schwierig ist.
Im Übrigen
gibt es so viele große, bedeutende Funktionen der Frauen in der Kirche, dass
von Diskriminierung nicht gesprochen werden kann. Das wäre dann der Fall, wenn
das Priestertum eine Art Herrschaft wäre, während es doch ganz Dienst sein
soll. Wenn man sich die Kirchengeschichte ansieht, so ist die Bedeutung der
Frauen - von Maria an über Monika bis herauf zu Mutter Teresa - so eminent,
dass die Frauen das Bild der Kirche in vielerlei Hinsicht mehr prägen als die
Männer. Denken wir nur an große katholische Feiertage wie Fronleichnam oder den
Barmherzigkeitssonntag, die auf Frauen zurückgehen. Es gibt in Rom beispielsweise
auch eine Kirche, in
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