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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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gewesen war.
    Er zwang die Gedanken nieder und sah Helena mit dem kältesten und härtesten Ausdruck an, den er ihr gegenüber aufbringen konnte.
    „Es kann dein Leben retten, zu wissen, dass ich immerzu versagt habe. Mir ist klar, dass du das nicht hören willst, behalte es dennoch im Kopf. Pass auf dich selbst auf, wenn du in meiner Nähe bist, denn ich kann es nicht.“
    Dabei würde er das so gerne. Er sah Helena an, sie wollte ihm widersprechen, tat es dann doch nicht und nickte stattdessen. Ohne ein weiteres Wort verließ sie die Küche. Im ersten Moment glaubte er, sie würde gehen, doch sie begab sich nur ins Wohnzimmer. Er folgte ihr und fand sie auf dem Sofa sitzend, die Beine eng an den Körper gezogen. Der Hund hatte seinen Kopf neben ihr auf die Polster gelegt und sah aus großen Augen zu ihr hoch, während sie seinen Kopf streichelte. Stumm schienen sie miteinander zu sprechen. Möglich, dass sie sich berieten.
    Samuel ging zum Klavier. „Es ist alt, weißt du.“ Er blickte sich nicht zu Helena um, sondern schlug die ersten Töne zu Let it be von den Beatles im Stehen an. „Aber nicht kaputt. Es hat in den Jahren ein paar Macken abbekommen, doch es funktioniert noch. Bei vielen Stücken hört man gar nicht, dass es …“
    Er erschrak, als sie plötzlich die Arme von hinten um seine Taille schlang. Verlor den Rhythmus und verspielte sich. Höflichkeit gebot es ihm, sich für die zuvor gesagten Worte zu entschuldigen, aber aus unverständlichen Gründen wollte er es nicht. Sie lehnte die Stirn an seinen Rücken, doch er spielte weiter, spürte seine Finger grober werden, die Töne abgehackter. Ein Staccato verzerrte den Beatles-Hit zu irgendetwas anderem. Einem spontanen Stück, das nichts als Wut in Lauten in die Luft zeichnete. Wut, die eigentlich da sein sollte, wo Leere ihn ausfüllte.
    „Es ist okay“, sagte sie irgendwann. In langsamen Bewegungen streichelte sie seine Brust, sodass er den schnellen, harten Takt verlor und das Stück unvollendet ausklingen ließ. „Ich verstehe es nicht“, fuhr sie fort, „aber das macht es nicht falsch. Was immer du fühlst, es ist in Ordnung.“
    „Das denkst du.“
    „Ja.“
    Sie schob ihre Hand unter sein Hemd. Samtweiche Berührungen. Dann krümmte sie plötzlich die Finger, grub die Nägel in seine Haut. Er zog scharf Luft ein. Helena zischte alle weiteren Worte und hinterließ heiße, in seinen Bauch gekratzte Spuren.
    „Aber meine Gefühle sind ebenso richtig, also überleg dir gut, was du sagst.“
    Er unterdrückte den Laut aus Schmerz und Lust, der von innen gegen seine Lippen drängte, und sie erhöhte den Druck.
    „Denn es ist so, Samuel: Ich kann wirklich verdammt wütend werden, wenn jemand schlecht über den Mann spricht, in den ich mich hoffnungslos verliebt habe.“
    Er rang nach Atem. Wie konnte diese Frau ihm derart schmerzhaft ihre Warmherzigkeit aufzwingen?
    Als ihre Finger in konstanter Intensität den Bund seiner Hose nachfuhren, ließ sich ein verhaltenes Stöhnen nicht mehr verhindern. Sie presste ihre Hüften von hinten gegen seinen Körper.
    „Ich gehe davon aus, dass es kein Bett in diesem Haus gibt, weil du Schlaf und Entspannung auch wieder nicht nötig hast.“
    „Das stimmt.“
    Die Hitze der Erregung und das schmerzende Verlangen nach ihrer Nähe verbrannten ihn zuinnerst. Die Flammen ließen seine Stimme flattern, seine Sorgen lodernd vergehen und füllten jene Stellen in ihm aus, die leer standen. Sie fühlten sich – verdammt sollte er sein – fantastisch an.
    „Kein Bett. Dafür gibt es knappe achtzig Quadratmeter wunderbaren Fußboden.“

15
    Trenne dich nicht von deinen Illusionen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
aber aufgehört haben zu leben .
    Mark Twain
    A m Montagmorgen war Helena eine Viertelstunde zu früh in Freiburg. An einem Croissant knabbernd bog sie in die Straße zum Notenhaus ein und erstarrte. Vor dem Geschäft stand ein Streifenwagen. Sie ließ das Gebäck zwischen Cats Zähne fallen und rannte los, die verdutzte Hündin an der Leine hinter sich herziehend.
    Die Schaufensterscheibe des Ladens glitzerte in Form tausender Scherben auf dem Gehweg. Ein dicker Backstein lag zwischen den arrangierten Instrumenten und eine der kostbaren Geigen war zerstört. Auf der Eingangstür prangten die Worte „Schwuhle Sau!“, in neongrüner Sprayfarbe auf dem Glas.
    „Ich arbeite hier“, erklärte Helena einem Polizeibeamten, der sie für eine Schaulustige hielt und

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