Benny und Omar
betreffen uns alle, die ganze Familie.«
»Haben wir im Lotto gewonnen?«
»Nein, Bernard.«
»Du hast die Rolle in Glenroe bekommen?«
»Georgie, du bist süß. Aber das ist es auch nicht. Diese Fernsehleute haben es nicht einmal für nötig gehalten, mich anzurufen oder mein Band zurückzuschicken.« Jessica schniefte pathetisch.
Pat Shaw fuhr fort. »Ihr Jungs wisst, dass in unserem Betrieb Einsparungen vorgenommen wurden.«
EuroGas war in letzter Zeit in der Presse gewesen. Ein Skandal um ein Managergehalt. Und Entlassungen.
»Musst du stempeln gehen, Dad?«
Pat lächelte nervös. »Nein, Benny. So schlimm ist es nicht. Eigentlich ist es schön, eine tolle Chance.«
»Was denn?«
»Sie haben mir eine Beförderung angeboten. Aber wir müssen umziehen.«
Benny wurde blass. »Aber nicht nach Kilkenny. Sag mir, dass es nicht Kilkenny ist. Mit den Kilkenny Cats spiele ich nicht, nie im Leben.«
»Nein, nein. Nicht nach Kilkenny. Ein bisschen weiter weg.«
Jessica hatte sich von der Rücksichtslosigkeit der Fernsehleute erholt. »Es wird wunderbar, meine Lieben. Eine einmalige Gelegenheit, eine andere Kultur kennen zu lernen.«
»Oh nein. Doch nicht etwa Kerry? Die wissen dort bestimmt nicht mal, was Hurling überhaupt ist!«
Jessica unterdrückte ein Stirnrunzeln. Davon bekam man Falten: »Nein Benny … Bernard. Hier geht es nicht darum, dass du möglichst nah bei einem Hurlingfeld bist.«
Benny waren Falten egal. Er runzelte die Stirn.
»Ich werde für die Ausbildung der Einheimischen verantwortlich sein«, fuhr Dad fort. »Sie auf unser Arbeitstempo bringen.« Er sah wieder zu Boden und versuchte, mit nebensächlichen Informationen Zeit zu schinden.
»Wo, Dad?«
Pat Shaw schluckte. »Tunesien.«
Die ganze Familie Shaw starrte in die Luft, als ob das Wort dort irgendwo hinge. Selbst George hatte es die Sprache verschlagen. Tunesien! Wo war das? Was war das?
»Ist das nicht wundervoll?« Mutter hätte mit ihrem Lächeln mindestens einen Bambi gewinnen können.
Sogar der Schleimer war ganz verdattert. »Wirklich?«
»Aber natürlich, George, Liebling. Dem Betrieb ist die Arbeit eures Vaters so wichtig, dass er den Umzug der ganzen Familie nach Tunesien bezahlt.«
»Das oder ich werde entlassen.«
»Pat! Wir wollen der Sache eine Chance geben.«
»Ja. Tut mir Leid. Du hast Recht … Sieht nach einem wirklich guten Angebot aus. Alles, was man sich wünscht.«
»Eine Theater-AG?«
»Nein … ich glaube nicht, George.«
»Hurling?«
»Hmmm, nein …«
»Ich schlage vor, wir konzentrieren uns alle mal auf die positiven Seiten.«
»Auf welche positiven Seiten, Ma?«
Jessica zuckte zusammen. »Ma? Ich bitte dich, Bernard.«
»Mam«, räumte Benny ein.
Dad hatte seinen toten Punkt überwunden. »Setzt euch. Alle beide.«
George und Benny blieben verwirrt sitzen.
»Und haltet endlich den Mund!«, fuhr Dad fort und trotzte Jessicas missbilligendem Blick. »Ich will euch sagen, was los ist. Es steht schlecht um EuroGas. Der Kurs fällt. British Gas erholt sich gerade wieder. Das Inlandsbüro kann nicht …«
Pat Shaw registrierte das blanke Unverständnis seiner Söhne.
»Ähmm … Sie schließen das Büro in Wexford. Das heißt Tunesien oder Arbeitsamt.« Das war deutlich genug.
Benny hörte die Worte. Er verstand jedes einzelne, aber als Satz schienen sie keinen Sinn zu ergeben. Arbeitsamt? Das war etwas für andere Väter. Für Leute in den Fernsehnachrichten.
»Also, dann sag schon!«, drängte Benny.
»Wie bitte?«
»Dieses Tunesien. Wo liegt es?«
»Ähmmm … ähmmm … in Nordafrika.«
Der Schleimer fing an zu weinen. Benny, auf der Hut, hielt blinzelnd ebenfalls ein paar Tränen zurück. Tunesien gehörte zu den geheimnisvollen kleinen Ländern auf der Erde, von denen er zwar gehört hatte, die er aber nicht recht einordnen konnte. Osteuropa hatte er gedacht, vielleicht eines der Länder der ehemaligen Sowjetunion.
»Afrika, Dad?«
»Nordafrika. Aber keine Angst, dort gibt es keine Löwen oder Elefanten oder so was.«
»Du meinst, wir gehen den ganzen Sommer nach Afrika und dann gibt es dort nicht einmal Löwen und Leoparden?«
Pat und Jessica sahen sich an. George war so mit Heulen beschäftigt, dass er es nicht bemerkte. Aber Benny entging nichts.
»Es ist nicht nur ein Sommer, nicht wahr, Ma … Mam?«
»Ja. So ist es.«
Georges Tränen versiegten, als hätte jemand den Hahn zugedreht. Auch ein Vorteil der Theater-AG.
»Wie lange dann?«
Mam holte tief Luft und
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