Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
ins Leere, und dann spürte ich, wie mein linker Fuß abrutschte. Ich fiel nach hinten, und die kühlen Hände des Nichts umfingen mich.
„Jarvis! Nein!“, schrie ich. Die Worte brannten in meiner Kehle, während ich meinen Abstieg in den Höllenschlund begann. Da ich mich im freien Fall befand, konnte ich nichts weiter tun, als zuzusehen, wie Jarvis und der Detective über die Kante des Abgrunds taumelten und ins Nichts hinabstürzten.
Ich spürte einen schmerzhaften Ruck am Knöchel, und plötzlich fiel ich nicht mehr, sondern schlug mit dem Kopf gegen die Wand. Während ich kopfüber und mit schmerzendem, angeschlagenem Schädel im Höllenschlund hing, spürte ich, wie der Abgrund mich rief, mich in die strudelnde Tiefe hinablockte. Ich hatte schreckliche Angst, dass ich ohnehin im Fegefeuer landen würde, ganz egal, was als Nächstes geschah. Dass das, was meinen Sturz aufgehalten hatte, seinen Irrtum bemerken und mich wieder loslassen würde.
„Bitte nicht loslassen!“, rief ich, während mir die Tränen über die Stirn ins Haar liefen.
Ich hörte ein lang gezogenes, tiefes Knurren, und dann wurde ich plötzlich hochgezogen, über die Kante des Höllenschlunds und in Sicherheit.
Nachdem Kümmerchen mein Bein losgelassen hatte, lag ich eine ganze Weile einfach nur am Boden. Wahrscheinlich würde ich dort, wo sie mich mit den Zähnen gepackt hatte, einen hässlichen Bluterguss kriegen, aber sie hatte darauf achtgegeben, nicht die Haut zu verletzen, weshalb ich Gott sei Dank nicht blutete. Mit Blut verstand ich mich gar nicht gut. Wenn es mir zu nahe kam, fiel ich für gewöhnlich einfach in Ohnmacht.
Ich bin echt ein Arsch, dachte ich bei mir. Ich war Jarvis gegenüber so grob und gedankenlos gewesen, und jetzt hatte er mir das Leben gerettet, und ich konnte ihm nicht einmal sagen, dass es mir leidtat. Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich mich wahrscheinlich einfach meinem Schicksal überlassen, so wie ich ihn behandelt hatte. Stattdessen hatte er Kopf und Kragen für mich riskiert.
„Ich verdiene es, im nächsten Leben eine Fliege zu sein“, sagte ich zu Kümmerchen. Die kleine Hündin schaute zu mir auf. Sie war gerade dabei gewesen, sich ein paar Meter weiter glücklich im Dreck zu wälzen und mit dem Schwanz zu wedeln. „Freut mich, dass du das genauso siehst“, sagte ich zu ihr.
Ich setzte mich auf und seufzte. Inzwischen war es mir völlig egal, ob meine Kleider total verdreckt waren oder mein Makeup ruiniert. Ich hatte mich viel zu lange wie eine selbstsüchtige Idiotin verhalten, und langsam war ich diese Einstellung echt leid. Von jetzt an würde ich netter zu den Leuten um mich herum sein, gelobte ich – besonders zu Jarvis … falls ich ihn jemals wiedersah.
„Tja, und was mache ich jetzt?“, fragte ich niemanden im Speziellen.
Jarvis, die einzige Person auf der Welt, die mir helfen konnte, war fort, zusammen mit dem Pergament, das genauere Informationen zu meinen letzten beiden Aufgaben enthielt. Ich war verdreckt, müde und wahnsinnig hungrig, und ich hatte keine Möglichkeit, aus der Hölle rauszukommen und mich um meine Bedürfnisse zu kümmern, weil ich ohne fremde Hilfe kein Wurmloch öffnen konnte.
„Das ist echt das Letzte“, maulte ich missmutig. „Ich wünschte, du könntest sprechen, Kümmerehen. Dann könntest du mir sagen, was ich als Nächstes aus dem Hut zaubern soll.“
Bei diesen Worten glänzten Kümmerchens Augen, und sie wedelte noch heftiger mit dem Schwanz. Sie rappelte sich auf und machte sich auf den Weg zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren.
„Wo willst du hin?“, rief ich. Sie wandte sich um und legte den Kopf schief, als wollte sie mich dazu auffordern, ihr zu folgen.
„Willst du, dass ich mitkomme?“, fragte ich, in dem Wissen, dass es sich um eine rhetorische Frage handelte, auch wenn ich sie laut aussprach. Als sie schneller zu laufen begann, setzte ich mich in Bewegung. Dann und wann hielt sie inne und schnüffelte am Boden. Sobald sie mit dem, was sie roch, zufrieden war, lief sie weiter.
Schließlich erreichten wir ein Gebüsch, vor dem Kümmerchen mit erhobenem Kopf innehielt und mit der rechten Pfote ins grüne Laub wies.
„Ist da drin etwas, das du haben möchtest?“
Kümmerchen quittierte meine Frage mit einem Blick, der zu sagen schien: „Bist du wirklich so dumm, oder tust du nur so?“ Dann schaute sie wieder ins Gebüsch.
„Na schön, aber wenn da irgendwas Fieses drin ist, von dem du mir nichts
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