Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
erzählt hast, werde ich ganz und gar nicht glücklich sein.“ Ich steckte die Hände durchs Blätterdach, wobei ich die Augen aus Protest fest schloss.
Die Blätter teilten sich unter meiner Berührung, und nach kurzem Suchen fanden meine Finger den Gegenstand, von dem Kümmerchen aus irgendeinem Grund gewusst hatte.
„Du bist genial“, sagte ich zu der jungen Hündin, die, stolz auf ihre erstaunliche Spürleistung, mit dem Schwanz wedelte. Als ich Jarvis’ mit einem Monogramm versehenes Taschentuch aus seinem grünen Versteck zog, fiel mir auf, dass es zu einem ordentlichen kleinen Fernrohr zusammengerollt war. In dem Moment, da ich es berührte, entrollte es sich und gab den Blick auf das vermisste Pergament im Innern frei.
„Danke, Jarvis!“, rief ich. „Er muss gesehen haben, wie der Detective mich entführt hat, deshalb hat er das Pergament zur Sicherheit in sein Taschentuch gerollt und es in die Büsche geworfen.“
Kümmerchen legte den Kopf schief und musterte mich, als wollte sie mir sagen, dass das ja wohl offensichtlich war.
„In Ordnung, dann schauen wir mal, was für eine spannende Aufgabe der Vorstand als Nächstes für uns hat.“
Ich setzte mich neben Kümmerchen auf den Boden und rollte das Pergament auf meinem Schoß aus. Kümmerchen fläzte sich genau in Ohrkraul-Entfernung neben mich. Abwesend streckte ich die Hand aus und tätschelte ihr den seidigen Kopf, während ich das Pergament umdrehte und es mir zum ersten Mal selbst ansah. Ich brauchte keine Minute, um herauszufinden, warum Jarvis mich nicht mal in die Nähe von dem Mistding gelassen hatte.
„Zum Teufel!“, rief ich, wobei meine Stimme sich zu einem fast schon hysterischen Kreischen steigerte. „Das kann ich nicht lesen! Das ist Griechisch!“
Ich spürte, wie die ersten Ausläufer einer tintenschwarzen Depression nach mir tasteten. Die Situation erinnerte mich daran, wie ich bei einem Barney’s- Schlussverkauf einmal meine Kreditkarte vergessen hatte und zusehen musste, wie all die Sachen, die ich mir mit solcher Hingabe ausgesucht hatte, sofort wieder für andere Käufer auf die Stange gehängt wurden.
„Ich hasse mich.“ Meine Stimme brach, und ich schlug die Hände vors Gesicht und weinte.
13
Wer weiß, wie lange ich in der Hölle rumsaß und mir die Seele aus dem Leib heulte. Als meine Tränen schließlich versiegten, fühlte mein Kopf sich an, als hätte ihn jemand in eine Schraubzwinge gesteckt und würde langsam das Leben aus ihm herauspressen. Ich hatte keinen Spiegel dabei, aber ich ahnte, dass meine Augen so rot wie die eines Kaninchens waren und ihr Weiß sich hinter einem dichten Netz von Äderchen verbarg.
Kümmerchen war während der ganzen Zeit, in der ich zu keiner Handlung fähig gewesen war, nicht von meiner Seite gewichen. Sie drückte mir die feuchte kleine Schnauze an den Hals und schmiegte sich an mich wie eine vierbeinige kleine Mutter. Meine eigene Mutter hatte ihre Liebe nie durch Berührungen bekundet, deshalb war es seltsam für mich, wie Kümmerchen mir mit ihrem kleinen Körper Trost spendete. Plötzlich stellte ich mir vor, wie schön es gewesen wäre, wenn ich und meine Schwestern als Kinder einen Hund gehabt hätten.
Die Hölle ist ein wirklich seitsanier Ort, dachte ich, während ich mir krümelige, verschmierte Mascara-Reste von den Wangen wischte und laut seufzte. Es war so heiß, dass meine Tränen fast im selben Moment, in dem sie mir übers Gesicht liefen, zu Salz erstarrten. Ich wusste nicht, was ich als Nächstes tun sollte, aber beim Weinen hatte ich zumindest einen Entschluss gefasst. Sobald ich aus der Hölle raus war, würde ich nach Haus Meeresklippe zurückkehren und Clio um Hilfe bitten. Wahrscheinlich konnte sie das Pergament übersetzen, und wenn ich Glück hatte, würde sie mir auch dabei helfen herauszufinden, wer unseren Vater und unsere Schwester entführt hatte. Dann würden wir die beiden retten und Jarvis aus dem Fegefeuer befreien.
Bisher hatte ich noch nicht besonders viel über die Entführung nachgedacht, weil ich zu sehr mit dem Gedanken an meine Aufgaben beschäftigt gewesen war, doch jetzt, da Jarvis in Haft war, musste ich eben Detektiv spielen. Sonst würde wegen dieses Mistkerls von der Ermittlungsbehörde für Übersinnliches noch mein ganzes Leben den Bach runtergehen.
Bah, es ist so was von Scheiße, das Kommando zu haben! Kann ich nicht einfach nur eine Nebenrolle spielen?
Na schön, ich musste eben mein Gehirn anschalten und
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