Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
Ermittlungsbehörde für Übersinnliches mich mit einer Pistole vor sich hertrieb. „Aber du solltest doch einer von den Guten sein!“, stotterte ich.
„Ich bin auch einer von den Guten“, erwiderte er kurz angebunden.
Ob er nun zu den Guten oder zu den Bösen gehörte, jedenfalls war ich beeindruckt, dass es ihm gelungen war, mir bis in die Hölle zu folgen – obwohl er mich in Handschellen gelegt, zu Boden geworfen und im Zuge dessen zutiefst gedemütigt hatte.
„He, warte mal.“ Ich spürte, wie mein Nacken sich zu verkrampfen begann. Die arme Kümmerchen dachte wahrscheinlich, dass ich irgendeine Art von Yogatrick ausprobierte, weil ich meinen Hals die ganze Zeit so komisch verdrehte.
„Irgendwas an dir ist anders, abgesehen von der Pistole.“
Ich brauchte einen Moment, doch dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht. Detective Davenport war wie ein männliches Supermodel gekleidet. Er trug einen langen, grauen Trenchcoat und einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug, der keinerlei Ähnlichkeit mit dem schlechten C&A -Witz aufwies, den er bei unserer ersten Begegnung getragen hatte. Es war mir beinahe unvorstellbar, dass derselbe Mann beide Kleidungsstücke gekauft haben sollte.
Seine italienischen Schuhe waren aus weichem, mattgrauem Leder und sahen handgefertigt aus. Wahrscheinlich hatten sie ein kleines Vermögen gekostet. Ich hatte ja keine Vorstellung davon gehabt, wie gut die Agenten der EBÜ bezahlt wurden. Sobald diese ganze Todesgeschichte vorbei war, würde ich mir ernsthaft überlegen, dort anzufangen.
„Bist du so eine Art Undercover-Supermodel?“, fragte ich neugierig. „Das ist nämlich ein ziemlich edler Zwirn, den du da trägst, Detective.“
Davenport beachtete meine Bemerkung zum Thema Mode nicht und trieb mich weiter einem Ziel entgegen, das nur er kannte. Ganz offensichtlich war er stinksauer – wahrscheinlich auf mich, dachte ich –, weshalb ich zu dem Schluss kam, dass es nicht besonders schlau wäre, ihn nach seinem Modedesigner zu fragen. Es bestand durchaus die Gefahr, dass er mich für meine Unverschämtheit anschreien würde.
„Miss Reaper-Jones, sind Sie sich darüber im Klaren, dass Sie kein Alibi für den Zeitraum haben, in dem Ihr Vater entführt wurde?“, sagte er leise und drückte mir den Lauf seiner Waffe zur Betonung fester in den Rücken.
Ich riss die Augen auf, als mir klar wurde, worauf er hinauswollte. Ich war so verärgert, dass ich einfach stehen blieb und mich wütend zu ihm umdrehte. Pistole hin oder her, diesen Scheiß würde ich nicht einfach schlucken.
„Willst du damit sagen, dass du ernsthaft glaubst, ich hätte meinen Vater, meine Schwester und weitere zwölf Leute entführt? Komm schon, sehe ich wirklich aus, als hätte ich mir ganz allein so einen machiavellistischen Plan ausdenken können, Freundchen?“, sagte ich zornig. „Ich arbeite für eine Heim-und-Gartenbedarfsfirma, Himmel noch mal.“
„Nein, aber …“
„Vielen Dank!“, fiel ich ihm ins Wort, froh, dass er die Dinge nun endlich aus meiner Perspektive sah.
„Nein, warten Sie mal. Lassen Sie mich ausreden“, fuhr er gereizt fort, während er mich am Arm packte und weiter den Weg entlangführte. „Ich wollte sagen, dass ich nicht glaube, dass Sie all das allein geplant haben. Vielmehr denke ich, dass Sie es mit jemand anderem zusammen geplant haben, jemand, der Ihren Vater sehr gut kannte. Jemand, der täglich mit ihm zusammen war, der seinen Terminplan kennt, seine Interessen … sogar seine Geheimnisse.“
„Meine Mutter?“ Lieber Himmel, hoffentlich war es nicht meine Mutter! Dann würde ich eine astronomisch teure Psychotherapie machen müssen, und meine Krankenversicherung bei Haus & Hof reichte kaum für Vorsorgeuntersuchungen und Wundpflaster.
Der Detective schaute mich erschöpft an.
„Tut mir leid“, brummte ich leise, während ich mich bemühte, mit ihm Schritt zu halten. Er ging jetzt schneller, und da er gut zwanzig Zentimeter größer war als ich, waren seine Schritte ein bisschen länger als meine. Kümmerchen schien ohne Schwierigkeiten mitzuhalten. Tatsächlich wirkte sie ganz zufrieden damit, neben uns herzurennen.
„Was ich meine, Miss Reaper-Jones, ist, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der ihrem Vater nahesteht, jedoch nicht unmittelbar zur Familie gehört. Eine Beschreibung, die ziemlich genau auf den Assistenten Ihres Vaters zutrifft … Jarvis de Poupsy.“
Ohne darüber nachzudenken, was die Worte des Detectives
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