Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
schüttelte sie bestimmt den Kopf und hob den Blick, um mich anzusehen.
„In Ordnung, die erste Prüfung hast du bestanden. Deine nächste Aufgabe ist es, Indra zu finden und ihn dazu zu bringen, dir den Meeresschaum zu geben, mit dem er den Dämon Vritra getötet hat. Und die dritte Aufgabe hat irgendwas mit dem Kelch von Jamshid zu tun …“
„Vergiss den Kelch von Jamsch oder so“, erwiderte ich ungläubig. „Hast du gerade ‚Meeresschaum’ gesagt, oder was?“
„Ich glaube, dass das hier steht, Callie“, antwortete Clio vorsichtig. „Himmel, du musst ja nicht gleich so zickig werden. Ich meine, soll ich dir jetzt helfen oder nicht?“
Ich seufzte. „Ja, klar will ich, dass du mir hilfst, doch ich weiß nicht mal, wer dieser Indra ist. Und Meeresschaum? Jetzt komm schon, das ist doch total absurd!“
„Ich weiß auch nicht. Es ist dein Pergament, nicht meins.“
Ich pflückte es aus Clios Fingern und hielt es ins Licht.
„Was willst du von mir?“, schrie ich es an. Das Pergament antwortete nicht – ich hatte auch nicht wirklich damit gerechnet.
Ich gab es Clio zurück, die mich anstarrte, als gehörte ich aufgrund eines Falls unkontrolliert wuchernden Irrsinns schnellstens ins Krankenhaus.
„Ich bin nicht verrückt. Im Ernst“, sagte ich zu ihr. „Zumindest noch nicht.“
„Hör mal, Cal, ich hab ja keine Ahnung von Meeresschaum, aber ich weiß, wer Indra ist.“
„Und, wer ist er?“
„Abgesehen davon, dass es sich bei ihm um eine ziemlich mächtige hinduistische Gottheit handelt …?“, fragte sie.
„Abgesehen davon.“
„Himmel, Cal, du bist so was von hinterm Mond.“
Kümmerchen bellte zustimmend.
„Na schön, ich bin nicht auf dem Laufenden. Also klär mich auf.“
Clio bedachte mich mit einem wissenden Blick.
„Das People-Magazin hat ihn letztes Jahr zum bestaussehenden Junggesellen gewählt, Cal. Na, lassen die Worte ‚Mr. Sex-am-Stiel’ keine Glocken bei dir läuten?“
Ratlos schaute ich sie an. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie redete. Dann grinste Clio, und es war die Note ungezügelter Lüsternheit in diesem Grinsen – ein Ausdruck, den selbst die liberalsten Eltern der Welt nicht gern auf dem Gesicht ihrer minderjährigen Tochter gesehen hätten –, die mir schlagartig die Antwort ins Gedächtnis rief.
„Oh mein Gott, den Indra meinst du? Diesen unglaublich scharfen, also wirklich chilischarfen Bollywoodsuperstar?“
Clio sah aus, als würde ihr gleich der Sabber aus dem Mund laufen.
„Den einzig Wahren.“
Ich schloss die Augen. Die ganze Sache war so verrückt, dass ich zu lachen anfing. „Du meinst, ich darf mir Meeresschaum von Mr. Sex-am-Stiel holen?“
Clios Grinsen wurde breiter. „Kann ich mitkommen?“
„Nein“, antwortete ich sofort. „Nicht nach dem Ausdruck, den ich gerade auf deinem Gesicht gesehen habe, Kleines.“
„Bitte!“, flehte sie. „Bitte, bitte, sei so lieb, dann verrate ich es auch nicht Mom!“
„Das würdest du nicht wagen“, sagte ich, als ich die versteckte Drohung in ihren Worten bemerkte.
„Ach, nicht?“, antwortete sie neckisch. Meine kleine Schwester wusste, dass ich mit dem Rücken zur Wand stand, und das gefiel ihr.
„Wenn ich dich mitnehme, was ich nur ganz, ganz vielleicht tue, musst du still sein, tun, was ich dir sage, und auf Kümmerchen aufpassen.“
„In Ordnung.“
So schnell ging das. Sie nörgelte nicht an meinen Bedingungen rum. Sie wusste ohnehin, dass sie mich in der Hand hatte.
„Na schön“, sagte ich und tat so, als wäre das Ganze von Anfang an meine Idee gewesen. „Also, wie zum Teufel kommen wir nach Bollywood?“
Clio rollte mit den Augen und ergriff Kümmerchens Leine.
„Na durch den Fernseher, du Dummchen.“
Wir brauchten nur ein paar Minuten, um von meinem alten Zimmer zu Clios zu gelangen, doch wenn man in einem uralten Anwesen mit etwa zwanzig Millionen quietschenden Dielen mucksmäuschenstill den Flur entlangschleichen muss, kann einen das nervlich ganz schön belasten.
Ich hatte Clio gebeten, einen weiteren Stillezauber über uns zu legen, aber sie schien der Meinung zu sein, dass es besser war, zu Hause möglichst wenig Magie zu wirken. Ich sah das zwar nicht so, aber da sie auf dem Weg durch unser Haus für meine Sicherheit zuständig war, widersprach ich ihr nicht.
Als wir in ihrem Zimmer angekommen waren, schloss sie die Tür hinter sich und vergewisserte sich, dass wir in unserer Eile nicht versehentlich Kümmerchen draußen auf dem Flur vergessen
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