Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
gebeten hat …«
Ein lautes, reißendes Geräusch erklang, und als ich nach unten sah, stellte ich fest, dass Muna gerade an einem losen Faden zog, der aus einem langen Riss im Stoff der Sofarückenlehne hing. Sie zerrte erneut an dem Faden, wodurch der Stoff weiter aufriss.
»Bitte mach nicht mein Sofa kaputt«, sagte ich verärgert, da es sich um mein einziges Sofa handelte und ich es im nicht zerrissenen Zustand eigentlich lieber mochte.
»Wie? Du kannst dir doch jederzeit ein neues kaufen, oder?«, erwiderte Muna höhnisch.
Die Minke mochte von außen hübsch aussehen, doch ich kam zu dem Schluss, dass sie innerlich eine absolute Megazicke war.
Außerdem hatte sie nicht die geringste Ahnung, wovon sie redete. Ich arbeitete für ein Sklavengehalt bei Haus & Hof, und wenn ich ein neues Sofa oder überhaupt irgendetwas Neues kaufen wollte, blieben mir eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Ich konnte eine menschliche Eizelle oder eine Niere verkaufen – und der Kauf eines Möbelstücks schien es mir nicht wert zu sein, meinen Körper den dafür notwendigen Prozeduren zu unterwerfen.
»Ich möchte, dass du etwas begreifst, du kleine Rotzgöre.« Ich schaute die Minke finster an. »Ich nehme keine Almosen von meinen Eltern. Alles, was du in dieser Wohnung siehst – einschließlich der Wohnung selbst –, habe ich ganz allein bezahlt. Also, warum hältst du nicht einfach den Rand?«
Ich hatte schon vor langer Zeit beschlossen, dass ich, wenn ich wie ein richtiger Mensch leben wollte, verdammt noch mal kein Geld annehmen würde, das aus den übernatürlichen Geschäften meines Vaters stammte. Tatsächlich hatte ich bis vor Kurzem unter dem Einfluss eines Vergessenszaubers gestanden, weil ich mich nicht einmal daran hatte erinnern wollen, dass meine Eltern dem übernatürlichen Adel entstammten. Nur allzu gern war ich in dem Glauben verblieben, dass es sich bei ihnen schlicht um extrem reiche Jetsetter handelte, die in einer exklusiven Wohnkolonie in Newport, Rhode Island lebten.
Mit Geld kam ich zurecht. Mit dem Übernatürlichen … nicht so gut.
Muna zuckte mit den Schultern. »Tja, dann gehen wir wohl besser wieder«, sagte sie und schaute Madame Papillon dabei bedeutungsvoll an. »Das Mädchen nimmt keine Almosen.«
»Muna.« Madame Papillons ansonsten gleichmütige Stimme bekam einen warnenden Unterton. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder mir zu. »Ob deine Eltern mich nun gebeten haben einzugreifen oder nicht, es bleibt dabei, dass du tatsächlich verzweifelt meine Hilfe brauchst«, sagte sie mit sorgenvollem Blick. »Ich fürchte, ohne die richtige magische Ausbildung wirst du immer wieder in Situationen geraten, die du nicht bewältigen kannst.«
»Ich kann Situationen bewältigen«, rechtfertigte ich mich. »Ich kann einen Haufen unterschiedlicher Situationen bewältigen. Ich bin sehr unabhängig.«
Muna schnaubte.
»Halt die Klappe«, sagte ich zu der Minke.
»Das ändert nichts daran, dass du ausgebildet werden musst, ob es dir nun gefällt oder nicht.«
Ich wollte gerade die Augen verdrehen, doch dann fiel mir ein, wie sehr mich das bei Muna genervt hatte, also ließ ich es.
»Hör mal, ich verstehe, dass du dir Sorgen machst, aber glaub mir – ich habe nicht vor, mich jemals wieder mit irgendetwas Magischem oder mit Jenseitsangelegenheiten zu befassen. Ich bin absolut zufrieden damit, ein ganz normales Leben zu leben und von allem anderen die Finger zu lassen«, antwortete ich.
»So einfach ist das nicht.« Madame Papillon nahm einen Schluck Tee. »Es gibt Geschöpfe, die schon bald nach deiner Vernichtung trachten werden, und das nur, weil du zu den drei Personen gehörst, die den Vorsitz der Jenseits GmbH übernehmen können, wenn dein Vater abdankt. Beziehungsweise sind es jetzt, da der Protegé des Teufels verschwunden ist, sogar nur noch zwei Personen.«
Ich seufzte. »Ich will nicht der Tod sein. Warum kapiert das keiner? Ich habe absolut null Interesse an Macht und all dem übrigen Zeug, das dieser Job mit sich bringt. Ich möchte einfach nur ein langweiliges, ganz gewöhnliches menschliches Wesen sein. Ist das zu viel verlangt?«
»Du willst ja echt hoch hinaus, was?«, warf Muna mit gedehntem Sarkasmus ein.
»Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Ich habe keinerlei höhere Ziele. Ich mag mein Leben genau so, wie es ist.«
Nun, das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber das mussten die beiden ja nicht erfahren. Ich war mir sehr wohl bewusst, wie blöd meine Arbeit war,
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