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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Sicherheit sagen, ob es sich um den Gesuchten handelte.
    Das zweite Bild baute sich genauso langsam auf; Zelle um Zelle folgte es seinem prädestinierten Weg von Zygote zu Fötus zu Säugling zu Kind und schließlich zum Erwachsenen, wuchs und veränderte sich in millionenfacher Beschleunigung, bis der voll ausgebildete Mann erschien – auch er gut gebaut, aber schlanker als sein Gegenstück.
    »Was für ein Wunder«, sagte Tom, der ihr über die Schulter blickte. »Es ist, als würde jemand geboren.«
    »Im Vergleich zu einer wirklichen Geburt ist das gar nichts«, klärte Janie ihn auf.
    Nach einer kurzen Pause meinte Tom: »Da hast du sicher recht.«
    Janie sah kurz zu ihm auf, erkannte ihre Taktlosigkeit und hätte sich gern entschuldigt. Seine Kinderlosigkeit war ein etwas heikles Thema. Aber sie machte weiter. »So, jetzt kommt der Moment der Wahrheit.« Sie unterteilte den Bildschirm in zwei Hälften und gab den Befehl ein, die Gesichter in Nahaufnahme zu zeigen.
    »Was machst du da?« erkundigte Tom sich.
    »Zoomen«, gab Kristina Auskunft, während sie zuschaute.
    Janie zentrierte das Zoom auf die Augen und ging näher heran, näher und noch näher, bis sie schließlich auf beiden Hälften des Bildschirms nur noch je ein Auge sah.
    Bild eins: ein braunes.
    Bild zwei: ein blaues.
    »Es ist Nummer eins«, sagte sie und ließ das andere Bild vom Schirm verschwinden.
    Die Darstellung war nicht so klar, wie sie sich gewünscht hätte, aber sie war vorhanden, und sie konnte sie endlich betrachten. Einstweilen mußte das reichen. Später würde Zeit sein, diesen Mann genauer zu studieren.
    »Hallo, Alejandro«, begrüßte sie ihn leise.
    Sie schaute über die Schulter nach Tom, seine Augen verrieten Erregung, spiegelten dasselbe wider, was sie selbst empfand, wenn auch verständlicherweise weniger tief. Von Bruce würde sie nicht dieselbe Reaktion bekommen, wenn sie ihm davon erzählte; er würde zutreffend bemerken, wie albern das alles scheine, wie besessen und zwanghaft sie sei, wie unlogisch ihr Denken geworden sei. In der DNS einer ganzen Nation konnte sie das kleine Segment, das sie brauchte, nicht finden. Aber bei einem einzigen alten Juden hoffte sie es auszumachen. Einfach absurd!
    Aber es war zweifellos möglich. Er entsprach perfekt dem beschriebenen Profil.
    »Ich brauche ein paar Antworten«, sagte sie laut zu dem Mann mit den braunen Augen. »Du hast doch sonst immer welche parat!«

KAPITEL 27
    Das aufgegebene Langhaus aus Stein mit dem Strohdach war ein schlichter Bau und von seinen früheren Bewohnern vermutlich längst vergessen. Es lag ziemlich entfernt von der Straße und verbarg sich daher den ersten Blicken; aber für praktische Zwecke eignete es sich. Das Dach war heil, sah wetterfest aus, und auch sonst war alles vorhanden, was sie für das Hauptquartier eines in Vorbereitung befindlichen Aufstands brauchten. Im Inneren des Hauses gab es keine verwesenden Leichen, in der näheren Umgebung keine frischen Gräber; so nahmen Karle und Alejandro an, daß die früheren Bewohner entweder schlechte Ernten hatten und fortgegangen waren, oder daß ein zorniger Adelsherr sie von seinem Grund und Boden vertrieb. Es gab genug Platz für die drei Reisenden und ihre zwei Pferde; die Steinmauern waren solide und würden keine Pfeile durchlassen, falls die Revolution bis zu ihnen vordränge.
    In der Nähe floß ein Bach, dessen Wasser für die Pferde klar genug war, und die früheren Bewohner hatten Zisternen hinterlassen, in denen sich der Regen sammeln würde. Wenn es nicht regnete, konnten sie das Wasser aus dem Bach in diese Zisternen leiten, und zum Kochen und Trinken verwenden. Nicht weit entfernt gab es eine Wiese für die Pferde zum Grasen und sich bewegen und wo die Bauern, die sie sammeln wollten, vielleicht doch irgendwie von einfachen Landleuten in tüchtige Krieger für die Sache der Freiheit verwandelt werden konnten. Kleinwild gab es nicht reichlicher als in anderen Gegenden, aber genug, um sie nicht verhungern zu lassen.
    Kate und Alejandro waren geübt darin, sich in einer neuen Heimstatt einzurichten, denn sie hatten das auf ihrer zehnjährigen Wanderung oft getan und waren darauf eingestellt. Karle erfüllte, was man ihm auftrug, denn ihm zuliebe hatten sie diese Unterkunft gewählt und richteten sich nun häuslich ein. Sosehr er sich auch Mühe gab, Alejandro konnte seine Tochter nicht überreden, Guillaume Karle aufzugeben – obwohl sie mit Sicherheit in Gefahr geraten würden, wenn

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