Beobachter
waren, dass Becky die Übernachtungsparty ihrer Freundin abgebrochen hatte und von Samson Segal mit zu ihm nach Hause genommen worden war. Davon, dass Tom dem Nachbarn gegenüber aggressiv aufgetreten war, während sie Dankbarkeit empfunden hatte. Peter Fielder kannte die Geschichte bereits aus Segals Aufzeichnungen, hörte jedoch interessiert zu. Es war in seinen Augen durchaus von Bedeutung zu erfahren, dass sich Thomas Ward tatsächlich unangemessen gegenüber dem Nachbarn verhalten hatte. Segal hatte sich in diesem Punkt offensichtlich nichts eingebildet oder sich in etwas hineingesteigert. Er hatte der Tochter der Wards in einer Notlage geholfen und war von deren Vater dafür alles andere als dankbar behandelt worden.
»Wissen Sie, warum Ihr Mann so reagierte?«, fragte er. »Was hatte er gegen Segal?«
Sie überlegte, versuchte sich den Abend und die Gespräche ins Gedächtnis zu rufen. Seltsamerweise schien alles so weit zurückzuliegen. Als wären Jahre seitdem vergangen, nicht gerade zwei Wochen.
»Ich glaube, er konnte das selbst nicht richtig begründen«, meinte sie schließlich. »Er mochte Samson Segal einfach nicht. Er war erschrocken, als er erfuhr, dass dieser uns fast fremde Mann unsere Tochter mitgenommen hatte. Er vermutete gleich das Schlimmste, aber tatsächlich war die Situation dann völlig harmlos. Der Bruder und die Schwägerin waren ebenfalls da, und Becky saß im Wohnzimmer vor dem Fernseher und war eingeschlafen. Mir war es peinlich, wie ruppig sich Tom aufführte. Aber er sagte mir an diesem Abend, dass er Samson Segal schon öfter vor unserem Haus gesehen habe und dass es deswegen natürlich auch kein Zufall sei, dass gerade er da war, als Becky daheim aufkreuzte und vergeblich klingelte. Ihm erschien das alles höchst suspekt.«
»Wir wissen, dass Becky Segal an jenem Abend von den geplanten Ferien in Norwich bei den Großeltern erzählte. Er ging also davon aus, dass sie verreist sein würde«, sagte Fielder.
»Habt ihr diesen Mr. Segal schon vernommen?«, erkundigte sich John.
»Nein«, sagte Fielder, »das ist eben das Problem. Er ist verschwunden.«
»Verschwunden? Er ist flüchtig?«
»Ja.«
John pfiff leise durch die Zähne. »Verstehe. Das macht ihn nicht unbedingt unverdächtig.«
»Sollte er unschuldig sein, so ist das nicht sein klügster Schachzug«, pflichtete Fielder ihm bei.
»Er ist um das Haus der Wards herumgestrichen«, sagte John, »er hatte Grund, auf Thomas Ward richtig wütend zu sein. Ist er auch in einen Zusammenhang mit den beiden ermordeten Frauen zu bringen?«
Peter Fielder schüttelte den Kopf. »Soweit wir bislang wissen – nein.«
Er hatte den Eindruck, dass John die Tatsache, dass nicht alle Karten auf den Tisch gelegt wurden, durchschaute, aber offenbar war ihm auch klar, dass Nachfragen ihm im Moment nichts bringen würde. Der Mann war mal ein richtig guter Ermittler gewesen. Sehr intuitiv und fähig, das Ungesagte spüren zu können.
Konnte er ein Mörder sein?
Du hast ein Problem mit Frauen, dachte Fielder, darauf wette ich. Nicht so deutlich und unverkennbar und geradezu klassisch wie Samson Segal. Aber irgendwie tickst du auch nicht richtig. Wer lässt schon eine vielversprechende Karriere sausen, weil er die Finger nicht von einem jungen Ding lassen kann? Wieso bist du offenbar unfähig, eine halbwegs normale Beziehung einzugehen? Wieso jetzt diese Geschichte mit einer verheirateten Frau, Mutter eines der Kinder, die du trainierst? Ehefrau eines Mordopfers. Das ist das Entscheidende. Der tote Thomas Ward rückt dich in die Nähe einer abscheulichen Verbrechensserie, John, und wenn du damit etwas zu tun hast, dann schwöre ich, dass ich es herausfinde und dich hinter Gitter bringe, und es wird mir eine unglaubliche Genugtuung sein!
Er erschrak über die Heftigkeit seiner Gedanken, über die Emotionen, die der Kollege von einst in ihm wachzurufen vermochte. Er gewahrte ein kleines, nur angedeutetes Lächeln, das um Burtons Mundwinkel spielte, und er hatte den unguten Eindruck, dass seine Gesichtszüge etwas von seinen Gefühlen wiedergegeben hatten.
Er zwang sich, wieder sachlich zu agieren, und kam noch einmal auf das Thema von Beckys geplanter Ferienreise zurück.
»Wer wusste alles, dass Becky nach Weihnachten fort sein würde? Wir können nicht ausschließen, dass der Täter diesen Umstand einkalkuliert hatte – dass Ihre Tochter nicht im Haus sein würde.«
Gillian machte eine hilflose Geste mit beiden Armen. »Einfacher
Weitere Kostenlose Bücher