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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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brauche deine Hilfe, Bartek! Ich kann das allein nicht schaffen!«
    »Du kannst das auch mit mir nicht schaffen«, sagte Bartek, »das ist eine Tatsache, und der musst du dich stellen. Hier«, er kramte in seiner Hosentasche, zog ein paar zerknitterte Scheine hervor, »zweihundert Pfund. Mehr kann ich dir nicht geben. Mehr kann ich überhaupt nicht für dich tun.«
    Samson beugte sich vor, nahm das Geld. Er würde damit insgesamt fast eineinhalb Wochen in dieser Unterkunft bleiben können. Vorausgesetzt, sein Bild erschien nicht in der Presse. Dann wurde es gefährlich, sich länger als ein paar Stunden an einem Ort aufzuhalten.
    »Danke, Bartek. Ich weiß, für dich ist das …«
    »Für mich ist das total gefährlich«, sagte Bartek, und er klang wütend. »Ich bin kein englischer Staatsbürger, verstehst du? Ich bin dabei, mir hier eine Existenz aufzubauen. Ich arbeite hart. Ich will heiraten. Helen und ich wollen eine Wohnung kaufen. Wir möchten ein Kind haben. Weißt du, was es bedeutet, wenn ich jetzt in einer Mordermittlung lande? Wenn sie offiziell nach dir fahnden und ich dir helfe, dich zu verstecken? Du wanderst vielleicht ein paar Jahre in den Knast, aber mir droht die Abschiebung. Ich finde mich plötzlich in Polen wieder, und alles, wofür ich mich angestrengt habe, ist mit einem Schlag kaputt! Mir verbaust du unter Umständen die ganze Zukunft!«
    »Aber ich war es nicht, Bartek. Ich habe niemandem ein Haar gekrümmt!«
    »Dann lauf nicht weg! Stell dich der Polizei!«
    »Das ist doch jetzt zu spät! Nachdem ich erst einmal abgehauen bin!«
    »Das kannst du erklären. Panik, Verwirrung. Dir war ja sofort klar, wie verdächtig du wirken musstest, also bist du im ersten Schrecken davongerannt.«
    »Die werden mir nicht glauben.«
    »Sie werden dir aber auch nichts beweisen können, wenn du nichts getan hast!«
    »Aber du weißt doch, wie das ist. Die brauchen einen Täter, und ich biete mich an. Denen ist das doch am Ende ganz egal, ob ich wirklich …«
    »Ach, hör auf«, unterbrach ihn Bartek, »einfach so stecken die dich nicht in den Knast. Die müssen dir die Tat nachweisen, und wenn du es nicht warst, haben sie damit ein Problem.« Er stand auf. »Ich lasse mich da nicht hineinziehen, Samson. Das war eben das Letzte, was ich für dich getan habe, und ich kann nur beten, dass mich das nicht um Kopf und Kragen bringt. Von jetzt an musst du allein sehen, wie du durchkommst. Ich habe das auch Helen versprochen. Sie ist absolut außer sich. Ich habe sie selten so wütend erlebt.«
    Auch Samson erhob sich. »Ich war es nicht«, wiederholte er und kam sich schon wie eine Gebetsmühle vor.
    »Dann hast du nichts zu befürchten«, sagte Bartek.
    »Aber du auch nicht«, sagte Samson. »Denn du hilfst keinem Killer. Du hilfst einem Unschuldigen.«
    In den Augen seines Freundes gewahrte er den Zweifel.
    Traurig dachte er: Er ist sich keineswegs sicher.
    4
    Die beiden Männer standen einander gegenüber und musterten sich sekundenlang schweigend, beide überrascht und für Momente nicht sicher, wie mit der Situation umzugehen war.
    Dann sagte Fielder: »Hallo, John. Ich hätte nicht gedacht …«
    Er sprach den Satz nicht zu Ende, aber natürlich hakte John ein.
    »Hallo, Peter. Was hättest du nicht gedacht? Dass wir uns im Leben noch einmal wiedersehen?«
    »Dass wir uns innerhalb einer Mordermittlung wiedersehen. Das hätte ich nicht gedacht«, sagte Fielder.
    »Mich haben deine Leute ja bereits überprüft«, sagte John.
    Fielder lächelte freundlich. »Richtig. Und dabei festgestellt, dass du kein Alibi für die Tatzeit hast. Was den Mord an Thomas Ward angeht.«
    Die Betonung, die Fielder auf den letzten Satz legte, ließ John die Augen zusammenkneifen. »Für welchen Mord sollte ich mich außerdem noch nach einem Alibi umsehen?«
    »Niemand verdächtigt dich«, sagte Gillian. Fielder fiel auf, dass ihre Hände ganz leicht zitterten. »Mich haben sie auch überprüft. Das ist normal, oder?«
    »Natürlich«, sagte Fielder.
    »Welcher Mord noch?«, wiederholte John.
    »Tom ist mit derselben Waffe umgebracht worden, die auch bei der Ermordung der beiden älteren Frauen eine Rolle gespielt hat«, erläuterte Gillian. »Du weißt schon, die gerade durch die Zeitungen gingen. Deshalb handelt es sich in allen drei Fällen wahrscheinlich um denselben Täter.«
    John zog die Brauen hoch. »Dieselbe Waffe?«
    »Richtig«, sagte Fielder. Er beobachtete John genau und sah, dass ihm bei der Erwähnung der beiden

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