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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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am nächsten Tag den Großen Sankt-Bernard-Pass in Rekordzeit erreichten. Während des Abendessens bat George ihn, die Führung übernehmen zu dürfen, wenn sie den Mont Vélan in Angriff nahmen.
    Bereits vor geraumer Zeit hatte Mr Irving festgestellt, dass George der fähigste Bergsteiger unter den Schülern war, der ihm jemals begegnet war, und dass er talentierter war als sein erfahrener Lehrer. Dies war indes das erste Mal, dass ein Schüler ihn bat, als Seilerster gehen zu dürfen – und das bereits am zweiten Tag ihrer Expedition.
    »Sie dürfen uns an die unteren Hängen des Mont Vélan führen«, willigte Mr Irving ein. »Aber sobald wir über 1500 Meter kommen, werde ich wieder vorangehen.«
    Mr Irving ging nicht voran, denn am nächsten Tag führte George den kleinen Trupp mit der ganzen Zuversicht und Gewandtheit eines erfahrenen Alpinisten an. Er zeigte Mr Irving sogar neue Routen, die er in der Vergangenheit niemals in Erwägung gezogen hatte. Und als sie zwei Tage später den Grand Combin schneller bestiegen, als es Mr Irving je zuvor geschafft hatte, wurde der Lehrer vollends zum Schüler.
    Alles, woran George jetzt noch Interesse zu zeigen schien, war die Frage, wann er den Montblanc besteigen durfte.
    »Das wird noch eine ganze Weile dauern«, sagte Mr Irving. »Nicht einmal ich würde den Versuch ohne einen sachkundigen Führer wagen. Aber wenn Sie in diesem Herbst nach Cambridge gehen, werde ich Ihnen einen Brief an Geoffrey Young mitgeben, den erfahrensten Bergsteiger des Landes. Er kann entscheiden, wann Sie so weit sind, sich dieser besonderen Dame anzunehmen.«
    Mr Irving war indes zuversichtlich, dass sie bereit waren, es mit dem Monte Rosa aufzunehmen. George führte sie ohne die kleinste Panne zum Gipfel, obgleich Guy zeitweilig nur mit Mühe Schritt halten konnte. Der Unfall ereignete sich beim Abstieg. Vielleicht hatte Mr Irving eine zu große Selbstsicherheit verspürt – der größte Feind des Bergsteigers – und wiegte sich in dem Glauben, nach diesem triumphalen Aufstieg könne nichts mehr schiefgehen.
    George hatte sich mit dem üblichen Selbstvertrauen an den Abstieg gemacht, doch als sie an eine besonders steile Schlucht gelangten, entschied er sich, das Tempo zu drosseln, vor allem, da Guy diesen Teil der Route schon beim Aufstieg nur mit Mühe bewältigt hatte. George hatte die Schlucht schon fast hinter sich gelassen, als er den Schrei hörte. Seine sofortige Reaktion rettete zweifellos allen dreien das Leben. Er rammte seinen Eispickel in den tiefen Schnee, schlang hastig das Seil um den Schaft und sicherte ihn mit den Stiefeln, während er mit den Händen das Seil festhielt. Er konnte nur zusehen, wie Guy an ihm vorbeiraste. Er nahm an, dass Mr Irving dieselbe Sicherungsmaßnahme ergriffen hatte wie er selbst und dass sie zusammen die Wucht von Guys Sturz auffangen würden. Doch sein Hausvorsteher hatte nicht so schnell reagiert, und obwohl er seinen Eispickel tief in den Schnee gegraben hatte, hatte er keine Zeit gehabt, das Seil um den Schaft zu schlingen. Kurz nach Guy flog er ebenfalls an George vorbei. George schaute nicht nach unten, sondern hielt seine Stiefel fest gegen den Pickelschaft verkeilt und versuchte verzweifelt, das Gleichgewicht zu halten. Zwischen ihm und dem Tal hundertundachtzig Meter unter ihm befand sich nichts.
    Er hielt fest, als die beiden mit einem Ruck zum Halt kamen und mitten in der Luft hin und her schwangen. George war nicht sicher, ob das Seil womöglich unter der Beanspruchung reißen und seine Kameraden in den Tod stürzen würde. Er hatte keine Zeit zu beten, doch als er sich eine Sekunde später immer noch an das Seil klammerte, schien seine Frage beantwortet worden zu sein, wenn auch nur zeitweilig. Die Gefahr war indes noch nicht vorüber, da er die beiden Männer immer noch irgendwie sicher zurück an den Berg bekommen musste.
    George schaute nach unten und sah, wie sie sich voller Verzweiflung an das Seil klammerten, die Gesichter weiß wie Schnee. George benutzte eine Technik, die er sich in den endlosen Übungen am Seil in der Sporthalle der Schule angeeignet hatte, und begann, seine beiden Kameraden langsam hin und her zu schwingen, bis Mr Irving seitlich am Berg sicheren Stand hatte. Anschließend, während George ihn in dieser Position sicherte, führte Mr Irving dasselbe Manöver durch und schwang Guy hin und her, bis dieser sich ebenfalls endlich festhalten konnte.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis auch nur einer

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