Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
dass Generäle einfach losmarschierten und davon ausgingen, jedermann würde ihnen folgen. Er war zu dem Schluss gekommen, dass dies einer der Gründe war, weshalb die Briten mehr Schlachten gewonnen als verloren hatten. George brauchte mehrere Minuten, um Bruce einzuholen, denn der Großteil der Menge rannte ihm weiterhin nach und hoffte, von seiner Freigiebigkeit zu profitieren. Als George endlich zu ihm aufgeschlossen hatte, sagte Bruce lediglich: »Seien Sie niemals freundlich zu den Eingeborenen. Auf lange Sicht werden Sie es bereuen.« Er sprach kein weiteres Wort, bis sie zwanzig Minuten später die Auffahrt zum Palast Hotel erreichten und die ihnen folgende Menge hinter sich ließen. Als der General den Weg durch den gepflegten Garten entlangmarschierte, entdeckte George ein drittes Empfangskomitee auf der obersten Stufe der Hoteltreppe. Er fragte sich, wie lange sie wohl schon warteten.
    Unvermittelt blieb der General vor einer wunderschönen jungen Frau in einem tiefroten und goldenen Sari stehen. In der linken Hand hielt sie eine kleine Schüssel süß duftender, zerriebener Kräuter, und nachdem sie den rechten Zeigefinger in das Pulver getaucht hatte, drückte sie dem General behutsam den Finger auf die Stirn und hinterließ ein unverwechselbares rotes Zeichen der Hochachtung. Sie trat zurück, und eine zweite junge Frau, ebenfalls traditionell gekleidet, legte dem General eine Blumengirlande um den Hals. Er verneigte und bedankte sich.
    Am Ende der Zeremonie trat ein elegant gekleideter Mann in schwarzem Gehrock und Hose mit Nadelstreifen vor. »Willkommen zurück im Palast Hotel, General Bruce«, sagte er. »Ich habe Ihre Gesellschaft im Südflügel untergebracht, mit Blick auf den Ozean, und für Sie steht Ihre übliche Suite bereit.« Er trat zur Seite, um seinem Gast Einlass in sein Hotel zu gewähren.
    »Danke, Mr Khan«, sagte der General und ging schnurstracks an der Rezeption vorbei auf den Lift zu, dessen Tür, wie er voraussetzte, für ihn aufgehalten wurde.
    George folgte ihm, und als sie die oberste Etage erreichten, fiel sein Blick als Erstes auf Norton und Somervell, die in ihren Morgenmänteln am anderen Ende des Korridors standen. Lächelnd winkte er ihnen zu, um sie wissen zu lassen, dass er sich sogleich zu ihnen gesellen würde.
    »Ich nehme an, General, das könnte unsere letzte Gelegenheit ein Bad zu nehmen für die nächsten drei Monate sein.«
    »Sprechen Sie bitte nur für sich, Mallory«, erwiderte Bruce, während Mr Khan ihm die Tür zur Queen Victoria Suite aufhielt.
    Allmählich begriff George, warum die RGS der Ansicht war, dass dieser kleine, untersetzte, pensionierte Soldat dem Rest haushoch überlegen war.

38
    »Ich würde gerne einige Briefe aufgeben«, sagte George.
    »Natürlich, Sir«, sagte der Hotelportier. »Wie viele?«
    »Siebzehn«, sagte George. Er hatte bereits achtzehn Briefe aufgegeben, als das Schiff für einige Stunden in Durban angelegt hatte, um Treibstoff und frische Vorräte an Bord zu nehmen.
    »Alle in dasselbe Land?«, fragte der Portier beiläufig, als käme so etwas jeden Tag vor.
    »Ja, und sogar an dieselbe Adresse.« Dieses Mal hob der Portier eine Augenbraue. »Meine Frau«, erklärte George. »Ich schreibe ihr jeden Tag, und ich bin gerade erst mit dem Schiff angekommen …«
    »Ich kümmere mich darum«, sagte der Portier.
    »Danke.«
    »Kommst du auch zur großen Sause des Generalgouverneurs, George?«, fragte eine Stimme hinter ihm.
    George drehte sich um und sah Guy näherkommen. »Ja«, erwiderte er.
    »Dann lass uns zusammen fahren«, sagte Guy und wandte sich zum Ausgang.
    »Ich habe vor, mir heute Abend den Bauch so richtig vollzuschlagen«, sagte Guy, während die Rikscha Hindernissen auf den überfüllten Straßen auswich. »Ich habe das Gefühl, das ist die letzte Gelegenheit, bevor wir nach England zurückkehren. Es sei denn, der Generalgouverneur beschließt, uns auf dem Rückweg erneut einzuladen.«
    »Das könnte davon abhängen, ob wir als siegreiche Eroberer oder als halberfrorene Versager zurückkommen«, sagte George.
    »Ich werde jedenfalls kein Risiko eingehen«, sagte Guy. »Besonders, da Bruce mir erzählt hat, dass Sir Peter den besten Weinkeller von ganz Indien hat.«
    Zwei Soldaten in Galauniform nahmen Haltung an und salutierten, als die Rikscha durch das Tor der Residenz des Generalgouverneurs rollte. Mallory und Bullock sprangen heraus und schritten unter einem hohen, hölzernen Torbogen hindurch in eine

Weitere Kostenlose Bücher