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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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vielleicht die Speaker’s Corner bei einer Massenversammlung, mit dem Unterschied, dass jedermann sprach, aber niemand zuhörte. Der Platz war von halbfertigen Betongebäuden umgeben. Die Neugierigen und jene, die nichts Besseres zu tun hatten, lehnten an den oberen Fenstern und hofften, von oben einen Blick auf das Geschehen auf dem Platz zu erhaschen. Schließlich fiel Georges Blick auf das, was der General »die Ware« genannt hatte.
    Auf einem staubigen, sonnenverbrannten Fleckchen Erde standen hundert Mulis zur Inspektion bereit. Hinter ihnen stand eine große Gruppe Träger.
    An Bruces Seite beobachtete George, wie der General seine Inspektion durchführte, wobei die Menge jede seiner Bewegungen verfolgte. Er begann damit, die Beine und Zähne der Mulis zu kontrollieren und sich sogar rittlings auf mehrere der Tiere zu setzen, um ihre Stärke zu testen. Zwei von ihnen brachen unter seinem Gewicht zusammen. Er brauchte mehr als eine Stunde, um siebzig Tiere auszuwählen, die seiner Ansicht nach den Anforderungen genügten.
    Als Nächstes unterzog der General die schweigenden Träger der Reihe nach exakt derselben Prüfung. Zuerst inspizierte er ihre Beine, dann ihre Zähne, und in manchen Fällen sprang er ihnen zu Georges Verblüffung sogar auf den Rücken. Wieder brachen einige unter seinem Gewicht zusammen. Trotzdem hatte er, noch ehe eine zweite Stunde vergangen war, den bereits ausgewählten siebzig Mulis zweiundsechzig Träger hinzugefügt.
    Obwohl George wenig mehr getan hatte, als den ganzen Vorgang zu beobachten, war er bereits von Kopf bis Fuß nassgeschwitzt, während der General mit allem, einschließlich der Hitze, spielend fertig zu werden schien.
    Als die Inspektion beendet war, trat Kumar vor und stellte seinem anspruchsvollen Kunden zwei Köche und vier Wäscher vor. Zu Georges Erleichterung sprang der General ihnen nicht auf den Rücken, überprüfte jedoch ihre Beine und Zähne.
    Nachdem er die Inspektion abgeschlossen hatte, wandte der General sich an Kumar und sagte: »Sorg dafür, dass alle Kulis und Mulis morgen früh um sechs Uhr bereitstehen. Wenn alle da sind, zahle ich dir fünfzig Rupien.« Kumar verbeugte sich lächelnd. Der General wandte sich an George und streckte die Hand aus. George nahm an, er verlange den Umschlag. Der General öffnete ihn, zog eine Fünfzig-Rupien-Note heraus und reichte sie dem Sirdar, um zu bekräftigen, dass der Handel galt. »Und sag ihnen«, fügte er hinzu und deutete auf die Träger, »dass ich ihnen zehn Rupien die Woche zahle. Jeder von ihnen, der noch bei uns ist, wenn wir in drei Monaten wieder an Bord gehen, erhält einen Bonus von zwanzig Rupien.«
    »Sehr großzügig, General Sahib, sehr großzügig«, erwiderte Kumar und verbeugte sich sogar noch tiefer.
    »Konntest du auch meine anderen Aufträge erfüllen?«, fragte der General in herrischem Ton, während er George den Umschlag zurückgab.
    »Ja, General Sahib«, sagte der Sirdar mit einem noch breiteren Grinsen im Gesicht.
    Einer der beiden Männer, die bislang hinter Kumar gestanden hatten, trat vor, stand vor dem General stramm und zog anschließend seine Slipper aus. George gab es auf, zu erraten, was nun folgen würde. Der General zog ein Band aus der Tasche und begann, den jungen Mann zu vermessen, von der Scheitelspitze bis zu Sohle.
    »Ich glaube«, sagte Kumar zufrieden, »Sie werden feststellen, dass dieser Junge exakt sechs Fuß groß ist.«
    »Das schon, aber versteht er auch, was von ihm erwartet wird?«
    »O ja, General Sahib. Er bereitet sich sogar seit einem Monat darauf vor.«
    »Freut mich, das zu hören«, sagte Bruce. »Wenn ich mit ihm zufrieden bin, bekommt er zwanzig Rupien die Woche, und wenn wir im Basislager ankommen einen Bonus von fünfzig Rupien.«
    Erneut macht der Sirdar eine tiefe Verbeugung.
    George wollte gerade fragen, warum die Expedition einen Jungen brauchte, der exakt sechs Fuß groß war, als der General auf den kleinen, stämmigen Mann mit asiatischen Gesichtszügen zeigte, den letzten des Trios, der bisher noch kein Wort gesagt hatte. »Und wer ist das?«
    Der junge Mann trat vor, ehe Kumar die Gelegenheit hatte, ihn vorzustellen, und sagte: »Ich bin Sherpa Nyima, General. Ich bin Ihr persönlicher Dolmetscher und werde die Sherpas anführen, sobald Sie den Himalaja erreichen.«
    »Zwanzig Rupien die Woche«, sagte der General und verließ ohne ein weiteres Wort den Platz. Seine Geschäfte waren abgeschlossen.
    Es hatte George schon immer amüsiert,

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