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Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Titel: Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard P. Lovecraft
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Erhebungen weit über 40000 Fuß hoch sein, also noch viel gigantischer als selbst die Berge des Wahnsinns, die wir überquert haben. Sie erstreckten sich, so schien es, von 77° Süd, 70° Ost nach 70° Süd, 100° Ost weniger als dreihundert Meilen von der toten Stadt entfernt, so daß wir ihre furchtbaren Gipfel fern im Westen hätten erspähen können, wäre nicht dieser vage, schillernde Dunst gewesen. Ebenso mußte ihr nördliches Ende von der langen Polarkreisküste des Königin-Mary-Landes aus zu sehen sein. Einige’ der Alten Wesen hatten, in der Zeit des Verfalls, merkwürdige Gebete an diese Berge gerichtet aber keiner hatte sich ihnen je genähert oder zu erkunden versucht, was dahinter lag. Keines Menschen Auge hatte sie je erblickt, und als ich die Empfindungen studierte, die in den Reliefs zum Ausdruck kamen, betete ich, daß es auch nie jemand versuchen möge. Längs der Küste auf der anderen Seite erheben sich schützende kleinere Gebirgszüge in Königin-Mary-Land und KaiserWilhelm-II.-Land und ich danke dem Himmel, daß es niemandem gelungen ist, an dieser Küste zu landen und diese Berge zu ersteigen. Ich bin nicht mehr so skeptisch gegenüber alten Sagen wie früher, und ich lache jetzt nicht mehr über die Vorstellung der vormenschlichen Bildhauer, daß der Blitz hin und wieder bedeutungsvoll über jedem der düsteren Gipfel verharrte und daß ein unerklärlicher Lichtschein von einem dieser schrecklichen Berge die ganze lange Polarnacht erhellte. Es konnte eine sehr reale und sehr unheimliche Bedeutung in dem alten Pnakotischen Gewisper über Kadath in der Kalten Wüste hegen.Aber das uns umgebende Gelände war kaum weniger seltsam, wenn auch nicht ganz so unsagbar fluchbeladen. Bald nach der Gründung der Stadt wurde der große Gebirgszug der Sitz der wichtigs ten Tempel, und auf vielen Reliefs war zu sehen, welch groteske und phantastische Türme in den Himmel geragt hatten, wo wir jetzt nur noch die merkwürdigen Kuben und Wälle hoch auf den Felswänden sahen. Im Lauf der Epochen hatten Höhlen sich gebildet, die umgestaltet und in die Tempel einbezogen wurden. Als dann noch spätere Epochen heraufgezogen waren, hatten die Grundwasser alle Kalksteinadern der Gegend ausgehöhlt, so daß die Berge, die Vorberge und die Ebenen an ihrem Fuße schließlich ein regelrechtes Netzwerk untereinander verbundener Höhlen und Gänge bildeten. Viele in den Stein gravierte Zeichnungen erzählten von Entdeckungsfahrten tief unter der Erde und der abschließenden Entdeckung des stygischen, sonnenlosen Ozeans im tiefsten Innern der Erde.
    Dieser gewaltige, nachtschwarze Schlund war zweifellos von dem großen Fluß gegraben worden, der von den namenlosen und schrecklichen westlichen Bergen herabfloß und einst am Fuße des Gebirgszuges der Alten Wesen eine Biegung gemacht und an der Bergkette entlang geflossen war, um zwischen BuddLand und Totten-Land an Wilkes Küste in den Indischen Ozean zu münden. Nach und nach hatte er den Kalksteingrund an seiner Biegung ausgewaschen, bis seine nagenden Fluten schließlich die Grotten des Grundwassers erreicht und sich mit diesem vereinigt hatten, um einen tieferen Abgrund zu graben. Schließlich hatte er sich ganz in die unterhöhlten Berge ergossen, und sein altes, zum Ozean führendes Bett war ausgetrocknet. Ein Großteil der späteren Stadt, wie wir sie jetzt angetroffen hatten, war über diesem einstigen Flußbett erbaut worden. Die Alten Wesen hatten begriffen, was sich ereignet hatte, und wandten ihre stets wachsame künstlerische Begabung daran, reich verzierte Pfeiler aus den Felsvorsprüngen zu hauen, an der Stelle, wo der große Strom seinen Abstieg ins ewige Dunkel antrat.
    Dieser Fluß, einst von zahllosen stolzen Steinbrücken überspannt, war sicherlich der, dessen ausgetrockneten Lauf wir aus dem Flugzeug entdeckt hatten. Seine Lage auf verschiedenen gravierten Landkarten half uns, einen Überblick über die Entwicklung der Stadt und die Veränderungen im Laufe ihrer Äonen währenden, seit Äonen abgeschlossenen Geschichte zu gewinnen, so daß wir in der Lage waren, eine hastig skizzierte, doch hinreichend genaue Karte anzufertigen, in die wir alle wichtigen Punkte Plätze, bedeutende Bauwerke und ähnliches eintrugen, um uns bei unseren weiteren Erkundungen daran orientieren zu können. Bald konnten wir in unserer Vorstellung das ganze phantastische Gewirr rekonstruie ren, wie es vor einer oder zehn oder fünfzig Millionen Jahren gewesen war, denn

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