Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
sich am gebirgsseitigen Stadtrand der eine weniger als eine Viertelmeile in Richtung auf den ausgetrockneten Flußlauf, der andere vielleicht doppelt so weit in der entgegengesetzten Richtung.
Der Abgrund, so schien es, hatte an manchen Stellen abschüssige, trockene Küstenstreifen, doch die Alten Wesen erbauten ihre neue Stadt unter Wasser zweifellos wegen der dort herrschenden gleichmäßigeren Temperaturen. Die Tiefe dieses unterirdischen Ozeans mußte beträchtlich gewesen sein, so daß die vom Erdinnern ausgehende Hitze seine Bewohnbarkeit auf unbegrenzte Zeit hinaus gewährleistete. Die Wesen hatten offenbar keine Schwierigkeiten bei der Anpassung an das vorübergehende und später natürlich dauernde Leben unter Wasser gehabt, da sie es nie zur Verkümmerung ihrer Kiemenanlagen hatten kommen lassen. Auf zahlreichen Bildern war zu sehen, wie sie stets ihre unter Wasser lebenden Artgenossen in anderen Gegenden besucht und gewohnheitsmäßig auf dem tiefen Grund des großen Flusses gebadet hatten. Auch die Finsternis im Erdinnern konnte kein Hindernis für eine Rasse sein, die an die langen antarktischen Nächte gewöhnt war.
So entartet diese Reliefs waren, wiesen sie doch wahrhaft epische Größe auf, wo sie vom Bau der neuen Stadt in dem unterirdischen Meer berichteten. Die Alten Wesen hatten die Aufgabe wissenschaftlich angepackt, unauflösbare Felsen aus dem Kem der Berge herausgebrochen und Experten aus den nächstgelegenen Unterwasserstädten herangezogen, um den Bau mit den wirkungsvollsten Methoden durchzuführen. Diese Experten brachten alles mit, was zum Gelingen des Unternehmens nötig war Schoggothen-Gewebe, aus dem man Wesen zum Heben der Steine und später Lasttiere für die Höhlenstadt züchten konnte, und andere protoplasmatische Stoffe, die zu phosphoreszierenden Organismen für Beleuchtungszwecke umgeformt werden konnten.
Schließlich erhob sich auf dem Grund dieser stygischen See eine mächtige Metropole, die in ihrer Architektur weitgehend der Stadt auf der Erdoberfläche glich und in der technischen Ausführung kaum Merkmale von Dekadenz aufwies, da manbeim Bau streng nach mathematischen Grundsätzen verfahren war. Die neu gezüchteten Schoggothen wuchsen zu enormer Größe und einzigartiger Intelligenz heran, und es war dargestellt, wie sie mit erstaunlicher Schnelligkeit Befehle entgegennahmen und ausführten. Offenbar verständigten sie sich mit den Alten Wesen, indem sie deren Stimmen nachahmten eine Art melodiöses Pfeifen von großem Tonumfang, sofern der arme Lake aus seiner Sektion die richtigen Schlüsse gezogen hatte und arbeiteten mehr aufgrund ausgesprochener Befehle als aufgrund hypnotischer Anweisungen, wie sie früher üblich gewesen waren. Sie wurden jedoch auf bewundernswerte Weise unter Kontrolle gehalten. Die phosphoreszierenden Organismen erwiesen sich als hervorragende Lichtquellen und boten zweifellos einen hinreichenden Ausgleich für den Verlust der Nordlichter in den Nächten über der Erde. Kunst und Wandverzierungen wurden weitergeführt, wenn auch natürlich mit gewissen Verfallserscheinungen. Die Alten Wesen waren sich dieses Niedergangs offenbar bewußt und nahmen in vielen Fällen die Politik Konstantins des Großen vorweg, indem sie nämlich besonders schöne Blöcke mit alten Reliefs aus der alten Stadt hinunterschafften, genau wie der Kaiser in einem ähnlichen Zeitalter des Niedergangs Griechenland und Asien ihrer wertvollsten Kunstwerke beraubte, um seiner neuen byzantinischen Hauptstadt einen Glanz zu verleihen, den sein eigenes Volk nicht zu schaffen vermochte. Daß diese Verpflanzung von Reliefblöcken nicht in größerem Umfang durchgeführt wurde, ist sicherlich auf die Tatsache zurückzuführen, daß die Stadt auf der Erdoberfläche zunächst nicht völlig aufgegeben wurde. Zur Zeit der endgültigen Aufgabe die mit Sicherheit stattfand, bevor das polare Pleistozän allzuweit fortgeschritten war hatten die Alten Wesen sich vielleicht an ihre dekadente Kunst gewöhnt und waren sich nicht mehr des höheren Wertes der alten Kunstwerke bewußt. Jedenfalls waren die seit Äonen stummen Ruinen rings um uns nicht aller Bildwerke entblößt worden, obschon die besseren Statuen wie auch alle anderen beweglichen Gegenstände, allesamt entfernt worden waren.
Die dekadenten Kartuschen und Friese waren, wie ich schon sagte, die spätesten, die wir bei unserer recht begrenzten Suche entdeckten. Die letzten von ihnen zeigten, wie die Alten Wesen zwischen der
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