Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
Landstadt im Sommer und der Höhlens tadt im Winter hin und her pendelten und gelegentlich Handel mit den Städten auf dem Meeresgrund vor der antarktischen Küste trieben. Zu diesem Zeitpunkt mußten sie bereits erkannt haben, daß die Landstadt für immer verloren war, denn die Reliefs enthielten viele Hinweise auf das unbarmherzige Übergreifen der Kälte. Die Vegetation verkümmerte, und die schrecklichen Schneemassen des Winters schmolzen selbst im Hochsommer nicht mehr ab. Die Saurierherden waren fast ausgestorben, und auch die Säugetiere konnten sich nur mit Mühe behaupten. Um die Arbeit in der Oberwelt fortführen zu können, waren die Alten Wesen gezwungen gewesen, einige der amorphen und merkwürdig kälteresistenten Schoggothen dem Leben auf der Erdoberfläche anzupassen wovor sie früher stets zurückgeschreckt waren. Der große Fluß beherbergte keine Lebewesen mehr, und das obere Meer hatte fast alle seine Bewohner außer den Seehunden und Walen verloren. Alle Vögel waren fortgezogen, bis auf die großen, grotesken Pinguine.
Was danach geschehen war, konnten wir nur vermuten. Wie
lange war die neue unterirdische Wasserstadt bestehen geblieben? War sie noch immer dort unten, ein steinerner Leichnam in ewiger Finsternis? Waren die unterirdischen Wassermassen schließlich gefroren? Welchem Schicksal waren die Städte auf dem Meeresgrund der Außenwelt anheimgefallen? Waren irgendwelche Vertreter der Alten Wesen vor der kriechenden Eiskappe nach Norden geflohen? Die Geologie hat bis jetzt keine Spuren ihrer Existenz entdeckt. Hatten die abscheulichen Mi-Go weiterhin die Außenwelt im Norden bedroht? Konnte man wissen, was für Ungeheuer nicht vielleicht noch bis zum heutigen Tage dort unten in den lichtlosen, unauslotbaren Abgründen der tiefsten Gewässer der Erde lauerten? Diese Wesen hatten offenbar jeglichem Druck widerstanden und Seeleute haben zu Zeiten sehr merkwürdige Objekte aus dem Meer gefischt. Und reicht die Theorie vom Mörderwal wirklich aus, die gräßlichen Narben antarktischer Seehunde zu erklären, die vor einer Generation von Borchgrevingk beobachtet wurden?
Die von Lake entdeckten Exemplare spielten bei derlei Überlegungen keine Rolle, denn ihre geologische Umgebung bewies, daß sie zu einer sehr frühen Zeit in der Geschichte der Landstadt gelebt haben mußten. Nach ihrer Fundstelle zu schließen, waren sie nicht weniger als 3 Millionen Jahre alt, und wir überlegten, daß zu ihrer Zeit die Höhlenstadt, ja sogar die Höhle selbst, noch nicht existiert haben konnten. Sie hätten sich an eine ältere Szenerie erinnert, mit üppiger tertiärer Vegetation ringsum, einer jüngeren Landstadt, in der die Künste in Blüte standen, und einem großen Strom, der am Fuße der mächtigen Berge entlang einem fernen tropischen Ozean entgegenfloß.
Und doch mußten wir immer wieder an diese Objekte denken besonders an die acht vollständig erhaltenen, die aus Lakes schauerlich verwüstetem Lager verschwunden waren. Die ganze Sache hatte etwas Abnormes die sonderbaren Dinge, die wir unbedingt auf Wahnsinn hatten zurückführen wollen die schrecklichen Gräber Art und Menge der fehlenden Gegenstände Gedney die unirdische Zähigkeit jener archaischen Ungetüme und die vielen Absonderlichkeiten der Rasse, über die wir uns anhand der Reliefs klar geworden waren. Danforth und ich waren bereit, an viele unheimliche und unglaubliche Geheimnisse der urzeitlichen Natur zu glauben und darüber zu schweigen.
IX
Ich sagte, die Untersuchung der dekadenten Reliefs habe uns zu einer Änderung unserer Pläne bewogen. Das hing natürlich mit den in den Fels gehauenen Zugängen zu der schwarzen Welt im Innern der Erde zusammen, von deren Existenz wir vorher nichts gewußt hatten, die wir aber jetzt unbedingt ausfindig machen und begehen wollten. Aus dem Maßstab der Reliefs schlössen wir, daß ein steil abwärts führender Marsch von etwa einer Meile durch einen der benachbarten Tunnel uns an den Rand jener schwindelerregenden, sonnenlosen Klippen über dem großen Abgrund bringen mußte, an deren Flanken Wege, die von den Alten Wesen verbessert worden waren, zu den felsigen Gestaden des verborgenen, nachtschwarzen Ozeans hinabführten. Diesen gewaltigen Orkus mit eigenen Augen sehen zu können, war eine Verlockung, der zu widerstehen uns unmöglich schien, seit wir von seiner Existenz wußten doch war uns klar, daß wir unverzüglich mit der Suche beginnen mußten, wollten wir sie noch in diese
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