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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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vor Kassangi und Mutiyamba. Sie haben gesehen wie stark und schön du bist; sie müssen deine Demut sehen und daß du sie gar nicht beschämen willst.« Der Löwe setzte sich neben dem Feldrain in einen Acker Jams und preßte seinen Kot aus. Der Hund wühlte Jamsknollen aus dem Boden, die Zehen wie ein Menschenfuß hatten, raffte Blätter zusammen, schichtete den warmen Kot über Blätter und Knollen, glättete ihn, bedeckte ihn gegen Fliegen. Dann flocht er zwei Graskörbchen, hob den geschmückten Kot hinein, spazierte ins Dorf. Hinkend, den mächtigen gelben Kopf senkend, folgte der Löwe, stieß ab und zu einen jämmerlichen Ruf aus. Würdevoll knurrend betrat der wilde Hund die Halle Kassangis. Auf seinen Wink blieb der Löwe am Türpfosten, schielte hinein. Die Körbchen überreichte Kri mit strengem undurchdringlichem Ausdruck. In Weinen brach Mutiyamba aus. Vor dem Löwen, der sich ihr zärtlich näherte, floh sie. Der Häuptling warf das Körbchen von sich. Lächelnd und bescheiden anschleichend verneigte sich der Löwe. Unsicher setzte er sich auf seinen beschmutzten Platz. Saß noch allein, als Kassangi und die Gäste die Halle verlassen hatten.
    Sie berieten draußen, was gegen den Löwen zu tun sei, der so stark war und dem die Braut schon zugesprochen war. Bewaffneten sich mit Speeren, wollten ihm sagen: er müsse nach Sitte dieses Dorfs noch einmal die Probe bestehen, und dann am dritten Tag noch einmal, um zu zeigen, daß ihm kein Zauberer beigestanden habe. Sie dachten, er würde das Spiel bei seinen kranken Gliedern verlieren. Den Hund Kri, der unter ihnen war, überhäuften sie mit Schimpfworten wegen seines Freundes. Er redete gewandt, warf hin, es werde alles zu ihrer Zufriedenheit ablaufen, zeigte ein gelehrtes geheimnisvolles Wesen: »Die Weisheit, wo sitzt sie? Im Auge? Nein, im Kopf. Herr Kassangi weiß das jetzt. Er wußte es nicht. Ich, Kri, bin nur ein Küchlein. Aber man braucht mir das Scharren nicht beibringen.« Die Männer waren erstaunt über seine Klugheit. »Warum seid ihr betrübt, liebe Herren? Hoffnung ist die Säule der Welt. Auf dem Grunde der Geduld ist der Himmel.« Sie sollten, verwies er sie, ihren Plan jetzt nicht ausführen. Er bat sie im Vertrauen: er werde den Löwen besiegen. Sie schüttelten die Köpfe: »Er wird bezahlen, wenn die Vögel Zähne bekommen.« Aber Kassangi reichte dem sehr würdigen Kri die Hand.
    Und als am nächsten Tag Kri und der Löwe ihr Zelt verließen, war der Löwe erstaunt, wie alle sich vor Kri verneigten, Platz vor ihm machten, ihn selbst aber nicht beachteten und das Gesicht verzogen. »Du siehst, Löwe, was in meiner Macht steht und wer ich bin.« »Kri, wie hast du das angestellt. Ich bin dein Freund, du wirst mich nicht im Stich lassen.« Der Hund zog ihn zwischen zwei Zelte. Da stellte er sich hin, zuckte zappelte mit seinem Leib. Verwundert der Löwe: »Was machst du?« »Merkst du nichts? Hör, jetzt, hör einmal.« Der Löwe trat näher: »Ich höre nichts, ich höre nichts, Kri.« »Du mußt auf meinen Bauch hören. Alle hören es. Darum verneigen sie sich vor mir. Ich habe über Nacht bewirkt, daß mich alle wie einen König begrüßen.« »Was hast du gemacht?« »Du hörst es noch nicht.« Der Hund zappelte, sprang weiter hoch, »aber du wirst es bald hören, dein furchtbares Brüllen hat dich schwerhörig gemacht. Ich habe ja eine Glocke in meinem Leib.« »Eine Glocke.« »Eine klingende Glocke. Bei jedem Schritt schlägt sie an. Darum verneigen sie sich vor mir.« »Wo hast du die Glocke her, Kri?« »Kassangi, lach nicht, Kassangi, dem hab ich sie selbst gestohlen. Er weiß es noch nicht« und Kri kicherte, der Löwe brüllte freudig mit, »nun habe ich seine Glocke im Leibe und er merkt es nicht. Drei, vier habe ich ihm gestern gestohlen. Die Häuptlingsglocken. Noch drei hab ich. Aber zeig mich nicht an. Ich vertraue dir.« »Ich habe dir vertraut, du kannst auch mir vertrauen.« »Nun wollen wir weiter gehen.« Aber der Löwe hielt Kri zurück: »Sag mir, Kri, könntest du mir auch die Glocke einsetzen.« Kri zuckte die Schultern, tat mürrisch, wiegte zweifelnd den Kopf; der Löwe werde die Schmerzen nicht aushalten, wenn man ihm die Glocke in den Leib versenke. Der Löwe bettelte: »Oh doch«, versprach ihm hohe Ehrungen, erklärte, er gebe die Glocken, die zwischen den Zelten standen, nicht zurück. Da ließ sich Kri herbei, nachdem sie sich geschworen hatten, sich gegenseitig nicht zu verraten. Er versprach heute

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