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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Liongo in ihn drang, sich ihm zu offenbaren, der Löwe ging nicht aus sich heraus. Er zeigte dem jungen Menschen mit Lächeln und Worten seine Dankbarkeit. Er werde nicht vergessen, wie schön Liongo die Braut gepriesen hatte, wies geheimnisvoll auf die kommende Nacht hin.
    Da wagte Liongo von Kri deutlicher zu werden, tuschelte: was Kri wohl jetzt täte, wer jetzt bei der schönen Mutiyamba säße, sie streichele, welcher schlaue schmutzige Steppenhund, der in Schluchten neben Fledermäusen Wespen Schakalen schnüffele. Der Löwe grunzte gleichgültig, zog dann die Stirn zusammen, blickte seitlich auf Liongo. Der gab nicht nach, warnte vor Schelmen. Versunken der Löwe: er wüßte, was er selbst gesehen hätte. Er hielte sich nicht für klug, aber Kri sei sein Freund. Da fragte Liongo bitter, ob sich der Löwe auch töten lassen würde, wenn Kri es befehle; gebrannt hätte er ihn schon, gelähmt hätte er ihn schon. »Proben, Proben« murmelte der Löwe. »Was will er mit dir probieren, Löwe?« »Was mir Freude und Ehre bringt.«
    »Er wird dich beseitigen. Mutiyamba will er. Für ihn habe ich nicht gesungen.« »Ach meine Braut« sonnte sich der Löwe »ich nehme alles auf mich für sie.« »Morden wird er dich.« »Gib mir Wasser. Morgen redest du anders.« Weinend ließ ihn Liongo im Dunkel.
    Mit Sehnsucht erwartete der Löwe den wilden Hund. Finsternis. Die verging. Der Löwe drehte sich um. Mit einer Fackel stand Kri da. Flüsterte an der Tür, ohne sich zu nähern: »Löwe! He! Wie geht’s, Löwe?« »Gut, Kri. Ich erwarte dich. Komm doch herein.« »Ich komm schon. Wo sind die Glocken?« Der Hund taumelte, hatte lange mit dem Häuptling und den Gästen pokuliert. Lallte: »Da sind sie ja. Die lieben Glocken. Wird eine schöne Sache werden. Wird alles gehen wie geschmiert. Was meinst du, Löwe? Tun dir noch die Pfoten weh?« »Nicht sehr.« Kri lachte schrill: »Siehst du, wie es ging. Herrlich. Die Stange genommen, hupp, auf die Pfoten: eins hupp, zwei hupp, drei hupp!« »Da stehn die Glocken.« Kri kraute ihm rülpsend die Schulter: »Halt still, mein Söhnchen. Liebes strammes Söhnchen. Wir werden alles machen.« Und er sang: »Mutiyamba, Mutiyamba. Kein Baum trägt Früchte wie du Kleider trägst. Wer dich ansieht, Mutiyamba, muß die Augen schließen, aus Sehnsucht nach dir, als säße er vor einem Topf mit heißen Dämpfen.« »Was singst du von meiner Braut.« »Kein Baum trägt so viel Früchte wie sie Kleider trägt. Ihre Beine sind feine feine schlanke Kupfernadeln. – Kommt herein zu mir, hupp, ihr lieben Freunde.« Er wirtschaftete im Raum, legte Stricke hin: der Löwe sah ihm beklommen zu.
    Durch die Tür trippelten Menschen, hielten sich an der Wand. »Was wollen die bei uns.« »Das sind meine Freunde, allesamt. Sie haben mit mir geschluckt den ganzen Tag. Geschluckt gespuckt gekotzt. Ein herrlicher Nachmittag. He, war es kein herrlicher Nachmittag?« »Und ein herrlicher Abend.« »Und erst die Nacht. Ihr werdet staunen, was Kri kann. He, Löwe, aufgesessen.« »Was redest du so grob mit mir.« »Wird mir der Dickschädel vorschreiben, wie ich mit ihm zu reden habe.« Den Atem hielt der Löwe an. Aufbrüllte er. Der Hund torkelte an die Tür, die Menschen schoben sich zusammen. »Dickschädel, ich Dickschädel?« Kri kniff den Schwanz ein, machte sich Mut, torkelte an: »Löwe, wir verstehen uns.« Er konnte seine Gedanken nicht zusammenhalten, knurrte wütend: »Jetzt angefangen. Man wird fertig mit Essen, mit Reden. Heran. Du willst doch, Löwe.« Der blickte ihn lange an: »Ja.« Der Hund böse: »Also.«
    Die Gäste trugen Holzpflöcke unter den Armen, die spitz zuliefen, schlugen sie mit Beilen in den dröhnenden Boden der Hütte. Der Löwe erschauerte, seine Lippen wurden schlaff: »Was machen sie?« Kri nachäffend: »Was machen sie? Was machen sie? Stöcke her. Glocken her. Beeile dich.« Aus Liongos Krügen zog der Löwe die Pfoten, schleppte sich näher. Kri schnupperte an den Krügen: »Wer hat die hergebracht?« »Liongo.« »Ah, Liongo. Der. Der zarte. Der Schuft.« Wieder hielt der Löwe den Atem an, brüllte grauenhaft. Der Raum war leer. Kri hielt sich an der Schwelle, zitterte vor Angst, daß er am Umsinken war. Scham und Wut hielten ihn fest. Herankriechend bettelte er süß verlogen: »Also dies sind die Pflöcke für die Pfötchen, dies die Stricke, in die du die Beine steckst. Kommt nur, der Löwe weiß, daß ihr verschwiegen seid. Er wird solche Glocke im Bauch haben,

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