Berge Meere und Giganten (German Edition)
wie ich, die Kling-kling macht, wenn man geht. Ihr werdet vor ihm hinfallen. Und Mutiyamba, oh!«
Die Fackeln brannten in dem Raum. Die Leute lüstern eifrig. Der Löwe schleppte sich zwischen die Pflöcke. Senkte den ungeheuren mähnewallenden Kopf. An Mutiyamba dachte er. Dieser schlaue widrige Kri, der wilde Hund, würde machen, daß sie ihn küßte. Den hatte sie im Wagen geküßt, auf die Schnauze den. Den Kopf seitlich drehend weinte der Löwe im Finstern. Wo war Liongo? Der Löwe stand zwischen den Pflökken. Das Ohr des Hundes zog er zu sich heran: »Tu mir nicht zu weh.« Der Hund grinste heimtückisch, wedelte streichelte ihn.
Mit Seilen umschlangen sie die Beine des Löwen. Er legte sich auf die Seite, rollte auf den Rücken. Mit Gewalt rissen sie seine Beine auseinander nach vorn und hinten. Er knurrte, warf sich vor Angst. Die Gäste glucksten vor Freude, wie sie den weißen nackten Bauch des jungen Löwen sahen; die Angstwellen liefen über ihn. Betrunken warfen sie die Hälse zurück, torkelten um das liegende Untier. So laut war ihr Hohngelächter, daß Kassangi und Mutiyamba vor dem Haus erschienen und die Köpfe durch das Fenster steckten. Kri sprang herum, wetzte das Messer. Der Löwe, wie er das Scharren hörte, wilder vor Angst: »Und was tust du jetzt? Kri. Und was tust du jetzt? Und was jetzt?« »Merkst du was?« »Nein.« »Jetzt was?« »Nein.« »Jetzt was?« »Nein.« »Jetzt?« »Was tust du?« Da hatte der Hund das Messer scharf. Mit einem Satz sprang er dem Löwen auf die Brust, knirschte: »Jetzt, jetzt Mut, Löwe.«
Und im Augenblick hieb er das Messer in den Leib, schlitzte stieß wühlte. Das heiße helle Blut spritzte ihm ins Gesicht, daß er spie und geblendet war. Unter ihm der Löwe wühlte sich, zerrte nach rechts, nach links. Liongo war am Kopf des Löwen: »Löwe auf! Sie töten dich! Löwe, er tötet dich.« »Er tötet mich. Er tötet mich. Es ist wahr« tobte es durch den Kopf des Löwen. Er schleuderte sich herum, die Pflöcke brach er ab. Das Fell riß er sich von den Füßen. Sein markerschütterndes Wehgebrüll. Kri erschlagen! Kri zerreißen! Kri mußte er erschlagen. Er toste, Seile und Pflöcke nach sich wirbelnd, in den Haufen der Gäste. Schlug erdrückte knackte riß biß. War Kri schon hin. Es war stockfinster in der Gasse. Mehr töten. Kassangi, Kassangi, den sah er fliehen. Schnapp ihm am Rücken, schnapp ihm ins Genick, stürzte ihn aus dem Leben.
Der Jubel das Weinen der Zuschauer! Jetzt weg, Löwe, aus dem Dorf, in die Steppe, weite grüne Steppe.
Sein rollendes unaufhörliches Brüllen. Er hatzte gegen die Pfahlmauer. Er kam nicht herauf. Was floß floß ihm heiß aus dem Leib, was hielt ihn zurück, was schleppte er zwischen den Beinen. Das schmerzte. Oh. Er trat darauf. Vor Schmerz, vor schwerem Weh verstummte er. Er trat auf die eigenen Därme. Noch einen furchtbaren Satz machte er. Grausiges abschnappendes Gebrüll. Auf den Pallisadenspitzen blieb er hängen. Stöhnend drehte und zerrte er da. Seine Augen rollte er; sie waren blind. Speere von unten gegen ihn. Er verblutete. Die Zuschauer weinten, als sie den jungen prächtigen Löwen oben auf den Pallisadenspitzen den sterbenden aufgerissenen Leib strecken sahen. Sie warfen Steine, als die Beerdigung der Opfer stattfand. Kassangi war tot. Den Hund schleppte man am Schwanz durch das Dorf. Eselskot hatte man in seinen Bauch getan; die rote senatorische Kappe mit den goldenen Bändern trug er vor dem Maul. Mutiyamba, die weinte. Allen Schmuck hatte sie abgelegt. Sie trat aus ihrem Haus. Ein neuer Häuptling stieß sie hinaus. Liongos Füße wollte sie hilfeflehend küssen. Er nahm sie in seine Hütte, auf sein Feld. Die Häuptlingstochter hörte nicht auf zu weinen. Er sang: »Erst hast du mich vergiftet, jetzt kann ich dich essen. Erst hast du meine Augen verbrüht, jetzt kann ich dich ansehen. Hast mich nicht schlafen lassen. Jetzt schlafe ich bei dir. Ich schwankte wie ein Boot, Mutiyamba, du hältst mich fest. Du hast keine Armspangen Brustgehänge Ohrringe. Mein Mund ist für dein Ohr, mein Mund für die Brust, mein Mund für die Arme.«
SIE SPIELTEN am Ouseriver sanfte Szenen vom Scheiden und Wiederfinden, die alte festländische Fabel von Melise von Bordeaux und ihrer Freundin Betise. Mit Schmerz und Wonne gingen die Fabeln in White Baker ein. Die Augen verhüllte sie. Sie sprach sich vor: dies ist das Leben.
Ohmächtig der Senat bei dem Auslaufen der Stadtschaft. Die ersten Fälle von
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