Berge Meere und Giganten (German Edition)
Ostwand Nordwand Westwand verschob sich, ihre Lasten ruckten, ruckten höher, als jucke sie etwas. Ihre schweren Wände, den zierlichen Brückenpfeilern zugewandt, wurden überrieselt von einem Steinsturz, der nicht nachließ, der die Wände mit einem Nebel umhüllte. Der Nebel nahm zu. Und während er sich im Kreis ausdehnte, von den Bergen wegwuchs, hörten sie auf den Brücken ein Krachen, das über alles irdische Ausmaß war. Ein unendliches Schurren Grollen Dröhnen, das mit seinem gleichmäßigen Anwachsen das Schnattern und Prasseln des Vulkans überscholl überstieg, so überstieg, daß niemand wußte, wie es zum Himmel aufwuchs, aus welcher Richtung es kam. Es brummte und brüllte aus Süden Westen Osten Norden, und doch brüllte es nur von den Wänden der Vulkane, die hinter den Steinstürzen langsam in die Höhe stiegen, als höben sie sich, von einem Beben gehoben, aus dem weichen Boden empor. So wuchsen die Wände, wie wenn einer langsam den Finger hebt. Wie ein Schlafender sich aufrichtet, langsam den Rücken gerade biegt, die Arme aufstemmt, den Blick noch nach unten, träumend; die Zunge drückt er an den Gaumen und schmatzt.
Unter den Blicken von Kylins Maschinen wuchsen sie, von ihnen gesteigert gebläht. Hinter den wallenden immer tieferen Steinschleiern, an den hebenden Wänden stürzten die toten Lavablöcke, die die Blicke nicht anfaßten, rannen abgeschüttet die gefalteten krustigen Lavaströme, zerbrechend, wie Schiefer polternd, knirschend, sich an sich selbst zerreibend. Die Wände dehnten sich hoch und hoben sich von einem unsichtbaren Kern ab wie Blasen.
Der Krabla, der träge, bekam Beine. Sein Steinmantel überrieselte schon den schmutzigen Jakutsa, der von dem Askjagletscher abschmolz und heranfloß. Die Steine und Laven, die schwarzen porösen Auswürflinge tanzten noch eben über die Wasserfläche, wühlten die sprühende Fläche auf, und schon hatten sie den Fluß in Kilometerbreite überlaufen, ihn bedeckt, schon wulsteten die Steinmassen aus dem Flutendrang empor, war der Fluß verschüttet, verbarrikadiert, vom Meer abgeschnitten. Im Norden und Westen umging der Steinschleier die Bergwände. Westlich des Krabla rauchten die Wände des Leirhukr. Die Löcher in den alten Schuttfeldern stopfte der Steinregen aus, drückte und trümmerte nieder die mannshohen Tuffhöhlen.
Da knickte die Spitze des Krabla, stürzte ab. Keinen Laut hörte man davon unter dem gleichmäßigen Brüllen und Rollen der sich dehnenden Berge. Und zugleich erlosch der steile Feuerstrahl des Krabla. Schwarzer Qualm wirbelte an seiner Stelle, der sich heftiger und heftiger ballte, in rauschenden Stößen hochschnellte, meilenhoch den erstickten Krabla überlagerte. Da waren zugleich die Wände des Vulkans, die wachsenden, immer höher sich hebenden, von neuem abstürzenden, hinter den Steinschleiern schattenschwarz in ein Wiegen und Rollen gekommen, wie ein Laken, an das der Wind schlägt. Diese Berge wandernd waren keine Berge mehr. Wuchsen in die Höhe, rückten in das Land, über die splitternden Lavafelder, an die Ufer des Myvatn. Dampften und flammten. Flämmchen, bläulich und grün, erschienen zauberhaft verstreut auf ihnen. Das blitzte wie Bergmannslampen auf, erlosch, blitzte wieder. Darunter wogte rollte die Wand des Vulkans, des wolkenhohen Riesenschiffs, das in das schwarze Land einbrach. Häufiger, massenhaft, während die Berge sich dehnten, züngelten die Flämmchen; oben neigte sich von neuem die aufgetriebene aufgetürmte Bergmasse, stürzte in den Krater, den qualmbrodelnden, lautlos ab.
Urplötzlich mischte sich in das ungeheure Dröhnen und Murren ein tiefurtiefes abgrundtiefes bodenentstandenes Schnauben Hauchen. Ein Schmauchen Blasen wie aus einem Kessel. Langsam ließ es nach, lähmend schwoll es an. Dabei flammten ununterbrochen die grünblauen Lichter auf den schreitenden Bergwänden. Gelbe Flammen brachen zwischen den grünen hervor, zuckten stachen geradeaus, drehten sich um sich selbst. Ungeheuer schwarz wirbelte der Rauch über den verschütteten Vulkanen.
Da Riß Schlag Schlag Knall.
Zerschleudert die Bergmasse, zerstäubt Krabla und Leirhukr.
Glühendes erdweites Auflohen, feuriges Anblaffen des Himmels.
Fliegende Basalt- und Granitblöcke, auf- und abschießende Lavabomben. Unter Tosen Absinken der Bergmassen.
Es war niemand mehr von den Menschen in der Nähe. Die Züge zurückgerasselt, die Brücken abgeschwenkt. Der Krabla und Leirhukr waren noch eben zwei Vulkane; der
Weitere Kostenlose Bücher