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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Das Land zog der unaufhörlich getriebene Kegel rechts vom Ufer des Salmflusses mit. Und hundert Meter, tausend Meter ansteigend, schwefeldampfumhüllt, zerriß die Spitze des neuen Vulkans, wie ein Kanonenrohr zerreißt. Der Himmel heulte, gelb und schwarz, mit einem viertelstundenlangen Schrei, von Laven- und Feuerauswurf in mächtigen senkrechten Strahlen angespritzt. Der Salmfluß verdampfte in den Lavaströmen, wie der Jökulsa östlich vom Myvatn verdampfte. Der gewaltige Skjalfandafluß, von den ewigen Gletschern des Trölladyngja genährt, warf seine breiten eisigen Massen gegen die neuen Feuerläufe: auflohte der Strom zu weißem Dampf. Das Feuer lief sein Bett entlang; sie fuhren dem gewaltigen Strom in den Rachen und machten ihn hin. Er staute sich, vom Meer abgesperrt, nicht auf zu einem See. Als Luft jagte er in die Höhe; die unauslöschliche Hitze trieb ihn, er mochte stürzen wie er wollte, kilometerhoch über sich; der eisige Sturm oben trug ihn nach Westen an die ungeheure See.
    Island war verschwunden vom Jökulsa bis zum Skjalfanda. Vor den beiden tobsüchtig anzüngelnden Strömen aber war das heiße Erdinnere hochgestiegen. Hatte wie ein Riese erst einen Fuß auf die Treppe gesetzt; die tastende Hand war sichtbar, er war im Begriff höher zu steigen, durch die Luke zu treten, sich sprengend nach allen Seiten Platz zu machen.
    Noch war nicht ein Tag vergangen, seit die kleinen fleischernen Angreifer die Berge Krabla und Leirhukr zusammengestürzt hatten. Da lohte Island auf Meilen im Geviert aus zwei strahlenden Riesenbecken, östlich und westlich des Skjalfanda.

    DAS ODADAHRAUN, das Lavafeld der Missetaten, lag zwischen den strahlenden Becken. Es war hundert Quadratmeilen groß, zog sich im Süden des schwarzen Myvatn zwischen dem Skjalfanda und Jökulsa hin. Kohlschwarze Lava war sein Boden. Schwarzer vulkanischer Sand überflog ihn. Die Brandschlakken waren wie Eisschollen übereinander verschoben. Stumm standen in seinem Süden die Krater des Dyngjufjölls und das weite Gebirgstal Askja mit einem dunkelgrünen See. Die Krater des Dyngjufjölls murrten schon längst; das Tal Askja hatte seinen See verschluckt. Dafür war Feuer aus seinem Boden getreten, der Schein erlosch manchmal, in das wüste Odadahraun zischten dünne Aschen herunter.
    Die Geschwader verließen die Nordküste, gingen von Osten die Vulkane des Odadahrauns an, in das die Feuerströme der geborstenen Krabla und Leirhukr sich entleerten. Der Vopnafjord schnitt tief ins Land; aus dem Vopnafjord warfen sie die ersten Brückenreihen vor. Die Brücken hatten einen ungeheuren Weg zu durchlaufen. Von Süden kamen andere hervor, aus dem Mjofifjord, aus dem Reidarfjord. Die Menschen drangen, während die Insel unter dem Schlagen der Vulkane erzitterte, über die Gletscher der Ostküste, deren Höhen von Aschen bestreut waren. Vulkan neben Vulkan zog sich in nördlich-nordöstlicher Richtung nach dem bebenden Lavafeld der Missetaten. Erwacht waren der große Dyngja Herdubreid Tögl. Der große Dyngja hatte einen Krater von sechzehnhundert Meter im Durchmesser, den sein eigenes Geröll verstopfte. Er brannte aus einem Schlot in der Mitte. Freistehend mit steilen dunklen Wänden der breitschultrige Herdubreid. Mit einem Schneedach war der Bergriese belegt; Flüsse rannten daraus hervor. Der uralte Skjaldbreidur; sein Krater schachtelförmig, maß zweihundert Fuß im Durchmesser; er war seit einem Erdzeitalter erloschen; Eis hatte sich über ihn gelegt, von dem waren Wasserfluten zu Tal gefahren. Der Berg schnob und gurgelte. Er hatte die Lava hergegeben, aus dem das schwarze gewaltige unheimliche Odadahraun geschaffen war. Er zischte, aus Rissen seiner östlichen Wände kamen lange Rauchfäden. Er rollte und stieß.
    Die Angriffszüge überrollten die eisigen aschendurchwehten östlichen Bergketten. Die Brücken waren untereinander verbunden; alle Züge konnten, wenn Brücken hinter ihnen zerrissen oder verschüttet wurden, Nachbargleise suchen: Die Angreifer hatten einen Schutz der Wagen und kostbaren Maschinen vor den heißen Auswürflingen geplant. Aber man sah, daß auf dem wogenden flammenbergenden Boden weder Pfeiler noch Wagen ernsthaft zu schützen waren. Die Schiffe zentrierten sich nach Ablassen der Zerstörerzüge südlich des Vopnafjords hinter Gebirgsvorlagerungen in der Heraldsbucht. In diese Bucht wälzte sich schmutziggrau herunter der Brückenfluß. Aus drei Gletscherquellen gespeist zwang er sich durch die Klüfte;

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