Berge Meere und Giganten (German Edition)
Es röchelte in der Tiefe aus dem Kabel, beruhigte sich nicht.
Einen Tag war Totenstille in den festländischen Stadtschaften. Da wurden in Höhe Kopenhagens die ersten Flieger gesichtet. Sie kamen, schwarz von dem vulkanischen Staub, der in großer Höhe über Europa getragen wurde, forderten neue Schiffe Flugzeuge Menschen. Angst hatte sich der Senate und städtischen Völker bemächtigt, wie das See- und Erdbeben anlief, der finstere Staub unablässig aus großen Höhen herabrieselte und es nicht Tag werden wollte. Die Boten schlugen die Furcht nieder. Kaum berichteten sie von den Vorgängen. Sie sprachen für Kylin De Barros Prouvas, die alle drei noch lebten. Die Senatoren waren verblüfft von der strengen verschlossenen Art der Boten. Sie waren selbst kampfgierig; der kalte Ernst der Boten beunruhigte sie leise.
Ein neues Geschwader verließ die Shetlandinseln. Das schlackenschwemmende Meer überfahrend, in die Schwefeldünste einlaufend längs der Ostküste Islands, – eine dampfende, grün und gelb zuckende Masse im Ozean, – gerieten sie in eigentümliche neue Strömungen und Strudel. In der Höhe des fünfundsechzigsten Breitengrades, bei der zwölften Länge wurde das Wasser flach, Riffe Klippen ragten über den Spiegel. Sie bogen östlich aus. Heiße Luftstöme schlugen in die gleichmäßige Meereskühle ein. Meilenweit bogen sie aus, nach Norden dringend, schwankten unter ständigem Sandregen vorsichtig westlich, umfuhren eine unbekannte breite Bodenwelle, die ihnen bankartig den Weg sperrte. Mühsam tasteten sie sich nordwestlich vor. Der Sockel der Insel hatte sich unregelmäßig gehoben, dabei dünenartig ins Meer verbreitert. Nördlich der unglücklichen Heraldsbucht trieben sie. Vergeblich hielten sie Umschau nach Trümmern des letzten Angriffsgeschwaders. Der finsterrote Brand durchbrach den schweren Qualm, leuchtete ihnen die Nächte, die immer länger wurden. Obwohl der Mond schien, von dem die mitfahrenden Boten sagten, er leuchte auf Island fast so hell wie Sonnenlicht, war eine zum Schneiden dicke Finsternis um sie ohne die Vulkanfackel. Dünste zogen ohne Nachlaß von der Insel ab über das Meer.
Sie wollten von dem Vorgebirge Langanes, der nordöstlichen Ecke der Insel mit einem schwachen Kabel, das sie hinter sich zogen, Funkzeichen und Worte nach dem Festland geben. Da merkten sie, daß das Entsenden der Sprachzeichen durch die veränderte Luft nicht gelang. Antwortzeichen trafen nicht ein; schon bei Proben auf wenige Kilometer verstanden sie sich selbst nicht. Die Luft war nahe den heißen Ascheausbrüchen, den vulkanischen Feuerstürzen von Strahlen durchwirbelt. Sie mußten Flieger aussenden aufs offene Meer, die viele Meilen ostwärts flogen, ehe sie die rings die Insel umflutende Spannungszone durchbrachen und Standorte für Meldungen nach dem Kontinent ermittelten. Die Schiffe suchten die gebrochenen großen Energiekabel ab. Jenseits des Ozeans ließen die Menschen Kraft in die Kabel einlaufen. Langsam mußten von Süden die Sucherschiffe das Kabel abtasten; sie stießen, im Norden es ergreifend, auf die Sandbank, die sie umfahren hatten. Ohne Zeichen verströmte die eingeworfene Kraft jetzt in die Bodenwelle. Eingeklemmt gewürgt gebrochen lag das große Kabel zwischen den Tiefengesteinen, glühte zerfraß den Sand. Die Sucherschiffe, von Süden vordringend, brannten mit eigener Kraft das Kabel aus dem Gestein, daß das hochsteigende Wasser sie von der Bruchstelle abtrieb. Zogen dann in weiten Bogen um die Insel, das Kabel verlängernd, bis sie westlicher des Langanesvorsprungs in den ruhigen Thistillfjord kamen, wo De Barros den Rest des Geschwaders massiert hatte.
Die neuen Schiffe hatten erwartet, man würde ihnen entgegenfahren. Einsilbig fanden sie Führer und Mannschaften bei der Ausbesserung von Schiffen und Maschinen, bei der Zählung der Vorräte; sachliche Worte wurden gewechselt. Die Gesichter dieser Islandfahrer waren völlig schwarz, verschwollen. Das kleine pulverförmige Steinpigment, das die Vulkane von sich gaben, hatte sich in die bloßliegende Haut der Arme Hände Gesichter wie Tusche an tätowierenden Nadeln eingebohrt. Heftige Entzündungen waren davon ausgegangen. Am furchtbarsten waren die betroffen, die in den ersten Angriffstagen ungeschützt durch den Staub geflogen waren. Sie lagen und standen in den Schiffsbäuchen, stöhnend im Finstern; Backen Stirnen Lippen wulstig dick, Augenlider zugeschwollen. Und wo einige die Lider offen hatten, war die
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