Berge Meere und Giganten (German Edition)
zu Tag liegende Masse hob und senkte sich gleichmäßig; sie pulsierte, wogte dröhnend, den frischen Steinpanzer zerreißend, lavengischend, stieg rieselnd in die Erde zurück, schwarze Klüfte freilegend. Lichtweiße Dampfballen traten an die Oberfläche, die wie flüssiges Metall gelbrot gelbbraun schwer wallte. Mit den Dampfballen tanzten glühende Lavastücke auf dem See. Eine Weile trieben sie über dem verhüllten Spiegel, nach Süden und Norden. Dann während sie rechts und links zerflossen, ballten sie sich an einer Stelle, blieben stehen, wurden dichter höher, schwollen zu Bergumfang an; der ganze See erzitterte, der Boden der Insel schwankte. Der See erhob sich wie ausgebeult unter dem weißen Dampfberg. Tumultuarisch regte er sich, peitschenartig schlugen fliegende Steine aneinander. Zu ihrem hellen Getön trat Poltern, Rücken, orgeltiefes Murren. Mit einem Donnerlaut platzte die Dampfmasse auseinander, wurde über den See und die Berge der Insel getrieben. Lavamassen stürzten aus dem rüsselförmig aufgestülpten See; in Säulen und Garben wurden sie hochgetrieben, fächerartig ausgedehnt. Das wogende Feuer sank, mit weißen Wölkchen spielend, wieder ein.
Die Geschwader beim Thistillfjord und südlichen Myrdalsjökull ankernd, die Frachtschiffe mit den Turmalinnetzen hinter sich, vermochten unter den Bombenauswürfen, den Gas- und Lavaexplosionen des glühenden Sees sich nicht seiner Oberfläche zu nähern. Man schickte von verschiedenen Seiten Fliegerflottillen gegen den See vor, die ihn erst ohne Last, dann mit ausgespanntem Turmalinschleier kreuzten. Von Rifstangi im Norden drangen Flottillen vor, aus der Vopnabucht von Osten in die Gegend des alten Herdubreid, dessen randliche Trümmermassen in das Feuer absickerten. Die Flieger hatten schreckliche Verluste; jedoch litt niemand zum Verzagen darunter. Zu jeder Tätigkeit drängten sich die Männer und Frauen; die Verluste waren schmerzlich, wurden aber fast begierig zur Kenntnis genommen. Alte und neue Islandfahrer waren in einem Gefühl zusammengeschweißt. Die Schleier, über der wühlenden Erde, dem aufberstenden und zurückfallenden See durch keine Pfeiler ausspannbar, mußten über die Oberfläche feuernah geschleift werden. Sie zerrissen, tauchten ein und schmolzen, stürzten mit den Fliegern ab. Dazu veränderten sich schon Seeteile in beängstigender Weise. Die Vulkane, erst erfüllte einheitliche Feuerbecken, zogen Schlackenmauern zwischen sich, häuften Wälle im See auf. Es schien als ob in der Tiefe Reste der alten Vulkane lagerten, die im Begriff waren ihre Leiber neu aufzubauen. Die Einbruchsfelder der Berge traten um den Myvatn in verschwommenen Linien schon wieder hervor. Unabsehbar weit ergossen sich die Lavaströme über das Land. Durch die Dämmerung des Tages quollen sie schwarzblau, die Nächte durchstrahlten sie weiß. Sie liefen sich in steinernen Säcken fest, die sie selbst um sich legten. Teile des alten Thistillgeschwaders rissen die Säcke auf, trieben Gase unter die Sackhaut, mit denen sich die glutende Lava freisprengte. Und wie die Ströme quollen, meilenbreite Bänder, über die sich neue schoben bis zur Höhe mehrerer Häuser, so daß der Boden im durchflossenen Gebiet sich anhob, versahen sich die Fliegergeschwader mit Böenbomben, die ihnen den Rücken gegen Aschen und Blöcke freimachen mußten, und mit Eis dunstenden Masken.
Sie zogen ein Netz von Pfeilern am Skjalfanda entlang nach Süden, über den Hofsjökull, parallel dem verschütteten Thjorsafluß nahe der gestürzten Hekla. Eine zweite Pfeilerreihe richteten sie am Gletscherwestabhang des Vatnamassivs auf, nach Norden über den Kverkfjöll das Meer erreichend, wo es aus der Heraldsbucht den Lauf des alten Lagarflusses bedeckte. Eine dritte Pfeilerreihe lief im Halbkreis vom Axarfjord im Norden zur Gegend des Myvatn, am Dyngjufjöll, Herdubreid vorbei. Sie hatten den Feuersee mit den Pfeilern allseitig dicht umspannt. Es begann die fürchterliche todheischende Arbeit, über der dampfenden, immer wieder aufspringenden Masse, den kochenden See mit den Schleiern geschwaderweise zu überfliegen, die Schleier an den Pfeilern aufzuhängen. Blitzrasch mußte man vorgehen, besondere Augenblicke an jedem Ort abwarten bei dem Vorstoß von Westen zu den Pfeilern nach Osten, von der Myvatngegend zu den Pfeilern am Vatnanordabhang und am Kverkfjöll. Häuserhoch schwebte der ausgespannte blinkende Kristallschleier über dem Magmasee. Darunter fuhren zu seinem
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