Berge Meere und Giganten (German Edition)
zu einem Feuersee geworden. Der See floß von der Linie des Thjorsaflusses bis zu den Lakivulkanen im Osten, nach Norden zum flammenden Trölladyngja. Eingesunken in Flammen die Hekla, siebenhundert Quadratkilometer bedeckend, das ewige Schneefeld, von schwarzen Schlackenmauern gefeldert, in fünf Hügelreihen, sechs Terrassen sich aufbauend, Felsmauern längs der Vestri-Ranga, der Marklidar, dahinter der höhere Bjolfell der Melfell Grafjöll der Hauptgrat, die braunen verwitterten Schlünde. Der Raudukambar am rechten Ufer der Thjorsa versunken. Das Haupt des Myrdalsjökull. Der schreckliche Eyafjallajökull.
In die Katla hatte sich einmal eine Hexe geworfen. Da war der Vulkan ausgebrochen, hatte das Gletschereis zum Schmelzen gebracht. Das Land unter dem Katlagletscher war fruchtbar, Kühe weideten, kleine Pferdchen überschritten die Furten, schüttelten sich, warfen sich in den Sand. Der Berg hatte erst seine Sand- und Bimssteinmassen und die schwarzen toten Landschaften geschaffen, das Myrdalssandur, das Kötlusandur. Dann brodelten warme Schlammflüsse von ihm herunter, zuletzt löste sich das Eis selber, rasierte die grünen südlichen Hügel, schwenkte sie in die See. In Flammen eingesunken die Katla, Fjorde Buchten Seen verdampften, mit Schmelzfluß ausgefüllt.
Der Brand überlief zwei Breitengrade, rauchte von der Skjalfandibucht bis zum südlichen Vorgebirge am Myrdalsjökull. Die feurigen Massen gluteten im Osten den gewaltigen Vatna an, stießen ihren Hauch an die Ostküste, wo der Brücken- und Lagarfluß im Meer ertrunken waren.
ALS DIE Stöße der Luft nachließen, die Wasser gurgelten und richtungslos pendelten, warfen die nach Süden vorgestoßenen Führerschiffe Flammen- und Farbensignale über das Meer. Durch den Hagel der Steine, die schweren Schatten der Aschengüsse leuchteten die Zeichen. Vergeblich. Weiter in See sausend, ihre Schiffe suchend, die farbigen Rufe in aufhellender Luft wiederholend, sahen sie eine Gruppe von Schiffen sich ihnen von Süden her nähern. Sie wurden aufgeklärt von der Flottille, daß weiter westlich nur ein kleiner Haufen Schiffe zu sichten sei, schwer durch Blöcke verletzte Gefährte, die mit den Wellen kämpften. Die Führer gaben Weisung, mit ihnen in Fühlung zu bleiben, stürzten südwärts, entsetzt über die Verluste. Sandten Flieger vor sich. Die berichteten nach kurzem Suchen: eine ganze Abteilung Schiffe fahre in Kiellinie ihnen voraus, biege eben westsüdwestlich um. Eine zweite Meldung lautete: es sind unbeschädigte Schiffe des Geschwaders, Transporter und technische Schiffe. Mit Flammensignalen Sirenenrufen suchten Führer und Flieger das wildfahrende vordere Geschwader zu verständigen, daß es zu halten habe, um in Fühlung mit den Führern zu treten. Das Geschwader antwortete nicht, raste gejagt mit höchster Kraft vorwärts. Da warfen die Führerschiffe ihre geübtesten Flugzeuge aus, die nach wenigen Minuten das vordere Geschwader kreuzten, sich in laufender Fahrt auf Schiffe niederließen. Die Flieger, die Weisung hatten nach erfolgter Erkundung und Abgabe von Befehlen Bericht zu erstatten, kehrten nicht zurück. Die Schiffe wandten nicht. Das Tempo der Fahrt verringerte sich nicht. Ein Einzelflieger, ein Kapitän, von den bestürzten Führern bestimmt, ein Raketensignal zu geben, wenn ihm irgend etwas bei der abgesprengten Flotte rätselhaft oder verdächtig erschiene, gab eine lange Stunde nach seiner Ankunft kein Zeichen; dann brannte das Signal auf. Die Flotte vorn war auf der Flucht.
Die Führer versammelten sich auf De Barros’ Schiff. Der schwere De Barros erfuhr vom Zustand seines eigenen Geschwaders. Die Menschen, Männer und Frauen, vom Entsetzen betäubt. Sie standen herum, weinten, lagen apathisch, krochen in die Kabinen, zitterten sperrten die Münder auf. Eine kleine Anzahl war frisch, beriet sich überall flüsternd. Sie erklärten, als der Verdacht der Flucht der Südflotte bekannt wurde, sie gingen nicht davon; sie würden die Fliehenden zurückholen. Prouvas, still wie die anderen Führer, vernahm Wendungen wie nach dem Unglück in der Heraldsbucht und noch gesteigert: man werde die Arbeit verrichten, man ließe davon nicht los. Er hörte sie einen nach dem andern an; er prüfte sich selbst; ihre Worte kamen ihm übertrieben und nicht ganz richtig vor. Er zitterte nicht, fand sich gewillt nicht loszulassen, aber etwas war nicht ausgesprochen. Besser war der Satz eines der Männer: er ginge nicht von dem Feuer, er wolle
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