Berge Meere und Giganten (German Edition)
Schutz, Böen um sich schleudernd, die Menschen der alten Nordflotte, sprengten erweichten die grauen rahmartigen Schalen, daß der weiß und gelb glutende Strom zutage trat. Und schon zuckten von den Pfeilern die Gurte mit den Turmalinvölkern herunter, wie Möwen auf den Fisch, der an der durchsichtigen Oberfläche schwimmt, schnellten gedehnt geschwellt knisternd hoch, wurden seewärts von den Pfeilern abgezogen, schwebten auf kaltes Land und auf Schiffe, während schon neue Fluggeschwader sich zum Vorstoß anschickten. Aschen und Gase brunsteten aus dem Feuerabgrund, die weißen Wolken perlten auf ihm wie Schweißtropfen, zerflossen unter den Böen.
Jenseits der Pfeilerreihen, in Meeresnähe, hatte man Hallen zur Aufnahme der geladenen Turmaline erbaut. So groß war die Spannung der geladenen Schleier, daß die ersten abschwirrenden nicht gesicherten Flieger mit ihnen gelähmt ins Meer stürzten. Die Schleier sprühten auf dem nur minutenlangen Weg durch die Kälte einen Teil ihrer Spannung wieder aus. Man blies, wie sie die Feuerregion verließen, aus Drahtnetzen, auf denen sie beim Fliegen lagen, Hitze auf sie; die Netze verdampften bei der Berührung mit den geladenen Schleiern. Man mußte die Hallen sehr nah den Vulkanen legen. Dahinein rauschten die Kraft um sich streuenden Schleier. Klingen und Schwirren ging von ihnen aus. In eine trägflüssige zitronengelbe Masse wurden sie gestürzt, in die Riesenwannen der Hallen. Bis auf den Wannengrund war die Masse durchsichtig, sie opalisierte; apfelgroße Blasen stiegen langsam in ihr auf. Schwere wallende Schlieren legten sich wie Fäden eines Strickwerkes um den eingehängten Schleier. Er war, wie er das heiße dickölige Bad verließ, in allen Maschen graugelb umzogen, verglast. Sein Schwirren hatte aufgehört; man konnte ihn ruhig berühren, die klebrigen Anhängsel abstreichen.
In gleichen Abständen liefen inzwischen weiter die Frachtschiffe mit Turmalinen vom Kontinent herüber, befuhren das große atlantische Wasser. Eingehüllt wurden sie in das Sausen des Windes, Plätschern klang herauf, Murren aus der Ferne. Fuhren in der wolkendurchflatterten Luft, Sturmschwalben Silbermöwen mit gezackten Schwänzen, Stoßtaucher neben sich. Das Meer fiel dreitausend Meter tief unter ihnen. Mit Fischen Algen Quallen Schleimtieren war es gefüllt. Es warf sich in Ebbe und Flut. Im Glitzern und Scheinen schwebten die Schiffe.
DER KONTINENT wünschte von den geladenen Schleiern zu haben. Brüssel und London waren gleichzeitig darauf gekommen. Sie waren auf der Suche nach neuen Machtmitteln, fürchteten, die Islandfahrer könnten sich selbst diese Schleier aneignen, die man nicht kannte, die aber gefährlich schienen. Sie schickten mit jedem neuen Schiff Vertrauensleute, die die geladenen Schleier zählten, über ihren Verbleib berichteten. Als der Kontinent Schleier für sich forderte, lehnten Kylin De Barros Wollaston Prouvas es ohne Erklärung ab. Die Senate, stärker beunruhigt, nach außen nichts von sich gebend, beauftragten darauf neue Führer, für sie Schleier zu beschaffen. Ein stark ausgerüstetes Geschwader erschien vor Island. De Barros verstand, es tagelang irrezuführen. Er drohte den neuen Führern. Die Islandflotte erhielt Kenntnis von den Vorgängen; sie stand auf Seiten Kylins und De Barros’. Heftige Schmähworte auf die Senate hörten die neuen ahnungslosen Männer; ungehemmt äußerten Führer und Besatzungen ihre Verachtung für die Senate, ja für die Stadtschaften selbst, so daß die Abgesandten verwirrt wurden und nicht faßten, wen sie vor sich hatten. Sie berichteten zurück; die Senate bedeuteten ihnen, sich um die Ladung der Schleier zu kümmern und dann Island zu verlassen, im übrigen Kylin und De Barros zu erkennen zu geben, daß man sie ohne Zufuhr lassen würde, wenn sie die Beschlüsse der Senate ignorierten. Erbittert gaben Kylin und De Barros nach. Spät erst dämmerte ihnen, die Stadtschaften könnten Furcht vor ihnen haben. Und sie staunten, und ihnen wurde klar, wie merkwürdig es dabei war, daß sie staunten. Vielleicht hatten die Senate doch Grund, sich vor ihnen zu fürchten. Nein, sie hatten keinen Grund sich zu fürchten. Wer waren, wie fremd, weit abgelegen waren diese Senate, diese Stadtschaften, die sie hergeschickt hatten.
Als Kylin an die Tür seines Zelthauses trat und durch die Rauchschwaden die ersten städtischen Flieger sich um die Pfeiler bemühen sah mit Schleiern und Böen, hatte er Tränen in den Augen.
Weitere Kostenlose Bücher