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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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hätten hunderttausend Menschen, Millionen um sich massakriert. Diese hier hatten sich mit den Massen verbrüdert, es gab keine Grenze zwischen ihnen und dem »Volk«. Sie dachten nicht daran, es sich leicht zu machen: zu Hause bleiben und alles erledigen. Sie ließen sich erregen jagen. Ja, die Buben und Puppen hatten geheim vor, gegen sie, die Engländer, das große weise Mutterreich, zu kämpfen. Vielleicht mit den Parolen der alten Geschichtsbücher: Freiheit, Unabhängigkeit. Waren dumme Eintagsmenschen. Man mußte mit ihnen den törichten Weg gehen: kämpfen. Es war vielleicht ermunternd. Diese Kontinentalen hatten noch den Glauben, einen lächerlichen Glauben an die abscheulichen Instrumente, die man versenken sollte.
    Leuchtmar Rallignon Uru Wieschinska Azagga Dongod Dulu setzten nach dem Kontinent über. Die östliche Erdhälfte war zu bezwingen. Man konnte nicht Feuer nach Gestirnen werfen, wenn man nicht einmal den Erdball bezwungen hatte und hundert Meilen hinter der Weichsel eine ablehnende Welt lag. Es war ein neuer Impuls, der in die tändelnden schwelenden Massen fuhr: das Bild einer riesigen Fläche, maßlos hoher Gebirge, wimmelnder exotischer Landschaften und Städte. Über diese sollten sie fallen, in die sich mischen einschwemmen. Es sollte geschehen. Sie hatten die Apparate. Jetzt sollte dies geschehen. Man hörte von der ungeheuren unausgeschöpften Kraft der Apparate. Mit anderer Seele als vorher wurden die Fahnen, Feuer und Gestirne, über die Landschaften der westlichen Kontinente getragen. Fiebernde Kraft heizte die Herzen, machte die Muskeln steif. Man hielt die Fahne; sie warf allen Willen zusammen.
    Die Stadtlandschaften bewegten sich. Scharen über Scharen von Männern Frauen begehrten Einstellung zum Kampf. Mit einigen zehntausend Menschen, sachgeübten, war der Krieg zu führen. Die Überlegung riet, viele heranzuziehen, zum Beschäftigen und Vernichten. In allen Ländern wurde von der Führung eine Stelle abgezweigt, die sich mit dem Erdenken sinnloser Arbeit für die Soldaten befaßte, die Stelle B, wie sie London im Unterschied zu der wirklich kriegführenden Stelle A nannte. Die Stelle B wurde rasch mit den klügsten politischen Köpfen besetzt, die mit Technikern und militärischen Fachleuten in losem Zusammenhang standen. Der Andrang zu dem Scheinheere B war in den westlichen Kontinenten so stark, daß die anfänglichen Pläne der Leitung nicht ausreichten. Sie sahen vor Kriegsdienste nach früherer Methode; man stellte Kanonen her, ließ Verteidigungslinien aufwerfen befestigen, baute auf Festungswerken Apparate, von denen man den Kämpfern Wunder versprach, an denen sie üben mußten: mörderische Modelle. London ging weiter, im Sinn seiner früheren Überlegungen. Seine B-Leitung führte starke Menschenmassen, Regimenter begeisterter und gefährlicher Männer und Frauen auf den wirklichen Kriegsschauplatz, die russische Tiefebene; sie hatten furchtbare vergebliche Arbeit zu leisten.
    Die Asiaten gaben die russische Tiefebene nicht frei. In drei Staffeln rückten die Westländer vor, überflogen überrannten auf Brücken Schienen, die sie in wenigen Tagen vor sich auswarfen, aus Polen Rumänien Galizien dringend, Witebsk Mohilew Poltawa Cherson. Der Dnjepr und seine Sümpfe lagen hinter ihnen. Die Städte dieses Abschnittes waren ihnen nicht fremd. Dichter wurde vor ihnen, unter ihnen das Maschennetz der Dörfer, Gehöfte, verstreuten Siedlungen. Jenseits Jaroslaw Wladimir Woronez Charkow näherten sie sich den Flußläufen, die die große Wolga aufnahm, dem Jergenihügel, dem breiten Bergufer der Wolga selbst. Im Norden stießen sie auf Wjatka Wologda. Da verbrannten stürzten die ersten Fliegerreihen, stürzten im Flug aus dem weißen Himmel auf die stille Ackererde. Neue rückten nach. Stürzten. Durchschritten nicht eine unsichtbar vor ihnen aufgerichtete Barriere. Als Erkundungstechniker folgten, stellten sie die Wellen fest, die die Motore in Unordnung brachten. Und wie sie noch nach der Art der Wellen, Ausgangsort Formel forschten, fuhr am Boden gegen sie das Ungetüm aufgewühlter Menschenmassen an. Auf Pferden Wagen Karren, die Flüsse herunterschleifend auf Schiffen Booten Kähnen, rollten strömten von Osten nach Westen, spülten drangen quollen von Norden nach Süden Menschen- und Tierleiber. Bestürzte klagende verwirrte Menschen, Männer Frauen Kinder Pferde Rinder Schweine, die sie trieben, Hühner, die getragen gejagt wurden. Jammernde schreiende zerlumpte

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