Berger, Fabian
veranlassen.«
»Nein, lassen Sie nur. Ich übernehme das.«
Der Kollege verschwand mit einem Kopfnicken durch die Tür.
Lorenz nahm die Hand von der Sprechmuschel. »Tornsen? Bist du noch dran?«
»Sicher.«
»Du hast eben von einem Experten gesprochen, einem Neurologen. Fällt dir da auf Anhieb jemand ein?«
»Natürlich. Und zwar der Beste: Professor Sebastian Braun!«
-13-
V or wenigen Minuten hatte er auf dem Stuhl Platz genommen, der zuvor mit einem Namenskärtchen für ihn reserviert worden war. Gespannt erwartete Professor Braun den offiziellen Startschuss zum diesjährigen internationalen Symposium über die neuesten Forschungserkenntnisse im Bereich der Neurowissenschaft. Dank seines persönlichen Engagements war es der Universität gelungen, die Veranstaltung dieses Jahr in Köln stattfinden zu lassen. Sämtliche Größen auf dem Gebiet der Hirnforschung hatten sich eingefunden und im großen Konferenzsaal des Kölner Maritim versammelt. Das Organisationskomitee hatte ihn dazu überredet, den Eröffnungsvortrag vor dem hochkarätigen Publikum zu halten. Mit feuchten Händen rutschte er auf seinem Platz hin und her und ging seine Rede in Gedanken noch einmal durch. Wenn er auch nur ansatzweise geahnt hätte, mit welch immenser Aufregung diese Ehre verbunden war, hätte er gerne darauf verzichtet. Doch er hatte sich überaus geschmeichelt gefühlt, als man mit dieser Bitte an ihn herangetreten war. Nun bereute er seine vorschnelle Entscheidung zutiefst.
Als der Dekan in der Rolle des Gastgebers langsamen Schrittes das Podium betrat, begann Brauns Herz zu rasen.
»Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich freue mich besonders, Sie auf dem diesjährigen Symposium in der wunderschönen Stadt Köln begrüßen zu dürfen.«
Verhaltener Applaus ertönte.
»Doch bevor wir uns den wissenschaftlichen Themen zuwenden, möchte ich die Chance ergreifen, uns alle an die Zeit zu erinnern, in der die Erforschung des Gehirns ihren Anfang nahm.« Der Dekan legte eine kurze Pause ein.
»Der bekannte griechische Philosoph Aristoteles war der festen Überzeugung, dass das Gehirn als der blutloseste und kälteste Teil des Körpers vorrangig der Kühlung diene . Wobei er dort sowohl den Ursprung des Denkens, als auch die Seele im Herzen vermutete. Die meisten von uns dürften sich mittlerweile von dieser Theorie distanziert haben.« Er grinste scherzhaft. »Auch unser aller Vorbild Leonardo da Vinci beschäftigte sich eingehend mit der Erforschung dieses Organs, wobei er sich im Gegensatz zu Aristoteles eher mit dessen äußerer Struktur auseinandersetzte. Über die Jahrhunderte folgten sehr bizarre Methoden, der wahren Bedeutung des Gehirns auf den Grund zu gehen. Dabei denke ich zum Beispiel an Thomas Willis, Roger Sperry und an viele andere, die den langwierigen Weg beschritten haben, um uns dorthin zu führen, wo wir heute stehen. Doch gerade während der letzten Jahrzehnte hat die Neurowissenschaft eine Entwicklung erfahren, die mithilfe modernster technologischer Errungenschaften vorangetrieben werden konnte. Die Magnetresonanztomographie hat uns Einblicke gewährt, die wir uns nur erträumen konnten - ich kann mich noch gut daran erinnern. Doch je mehr wir über die Funktionsweise unseres Gehirns im Laufe der Jahre erfahren haben, desto schmerzlicher wurde uns bewusst, dass noch ein sehr langer Weg vor uns liegt. Im Zeitalter der Globalisierung ist es uns erstmals möglich, die weltweite Forschung koordiniert voranzutreiben und in unbekannte Gebiete vorzustoßen, in die wir uns bislang nicht gewagt haben. Der Mut und die Neugier lassen uns neue Wege beschreiten. Manchmal ist es notwendig einen Schritt zurückzugehen, um zwei Schritte vorwärtszukommen. In diesem Sinne eröffne ich das diesjährige Symposium und wünsche Ihnen allen eine erkenntnisreiche Zeit, viele einträgliche Gespräche und Möglichkeiten zum Wissensaustausch mit den Fachkollegen.« Der Dekan beendete seine Rede und wartete geduldig den anerkennenden Applaus ab, um den ersten Vortrag anzukündigen.
»Meine Damen und Herren, auch auf die Gefahr hin, dass Ihnen der erste Redner des heutigen Tages wohl bekannt ist, lasse ich mir das Vergnügen und die Ehre nicht nehmen. Darf ich vorstellen: der Leiter des Forschungsinstituts für Neurologie in Köln, Professor Sebastian Braun.« Der Dekan klatschte in Brauns Richtung und bedeutete ihm das Podium zu betreten, während er das selbige verließ und in der ersten Reihe des
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